Ähnlich wie bei den Solarmodulen gab es zur Intersolar Europe in München auch bei der Leistungselektronik ein regelrechtes Feuerwerk der Innovationen. Die Geräte für den Eigenverbrauch, für die Integration von Solarbatterien oder den Netzanschluss größerer Leistungen werden intelligenter, schlanker und vor allem: kostengünstiger.
Delta Electronics hatte im vergangenen Jahr den neuen M125HV mit 99,2 Prozent Wirkungsgrad vorgestellt. Dieser Gewerbeumrichter ist für 1.500 Volt in den Modulstrings ausgelegt. Mittlerweile sind die neuen Geräte ab Lager verfügbar. „Lieferschwierigkeiten haben wir nicht“, bestätigt Andreas Schmidt, Vertriebsmanager bei Delta. „Wir haben damit schon vier Megawatt in Frankreich aufgebaut. Derzeit installieren wir 36 Megawatt in Japan mit diesen Wechselrichtern.“
Delta bringt den M70A
In München zeigte Delta den neuen M70A. Er hat sechs MPP-Tracker. Bisher hatten die Geräte von Delta höchstens zwei MPP-Tracker. „Dieser Wechselrichter ist sehr gut für große, aber komplizierte Dächer geeignet“, schätzt Andreas Schmidt ein. „Er kann zwischen 200 Volt DC und 1.000 Volt DC verarbeiten, geht also schon sehr früh ans Netz.“
Die Stringüberwachung am DC-Eingang mit U-I-Kurven ist integriert. Die AC-Ausgangsleistung beträgt 70 Kilowatt, die Scheinleistung 77 Kilovoltampere. Der neue Wechselrichter ist gemäß der neuen VDE-AR-N 4105 zertifiziert. Sein Wirkungsgrad wird mit 98,7 Prozent angegeben.
Die Wechselrichter von Delta werden aktiv mit Lüftern gekühlt. Deshalb sind sie auch bei höheren Umgebungstemperaturen sehr effizient und liefern bis 50 Grad Celsius volle Leistung.
Besonders pfiffig: Die Anschlüsse für die DC-Strings befinden sich seitlich am Gerät. Also kann man diesen Wechselrichter auf einem Ständer oder auf dem Boden beziehungsweise auf dem Dach stehend installieren. „Derzeit nehmen wir schon Bestellungen an“, verrät Andreas Schmidt. „Ab dem vierten Quartal in diesem Jahr beginnen wir mit der Auslieferung.“
Delta zeigte in München zudem einen Gewerbespeicher mit 30 Kilowatt Ladeleistung und 68 Kilowattstunden Speicherkapazität. Mehrere Schränke lassen sich parallel verschalten. Als neue Funktion wurde die automatische Umschaltung auf Notstrom integriert.
Stark zeigte sich der chinesische Anbieter Sungrow, dessen Wechselrichter bislang vor allem von IBC Solar in Megawattparks eingesetzt und getestet wurden. Sungrow stellte erstmals den neuen Wechselrichter für 250 Kilowatt AC-Leistung vor. Er verarbeitet 1.500 Volt DC und gibt 800 Volt AC ab. Das Gerät hat zwölf MPP-Tracker und wird über Powerline Communication (PLC) gesteuert. Dieser Stringwechselrichter wiegt nur 85 Kilogramm, er kommt im Laufe des vierten Quartals nach Europa.
Einfacher AC-Anschluss
Der Vertrieb läuft über Handelspartner wie IBC Solar. Neu sind auch die Wechselrichter der Bauserie Commercial Extreme mit 33, 40, 50 und 110 Kilowatt. Der CX 33 verfügt über drei MPP-Tracker und sechs DC-Eingänge. Der 40er bietet vier MPP-Tracker und acht DC-Eingänge, der 110er gar neun Tracker und 18 Eingänge. Die DC-Systemspannung beträgt bis 1.100 Volt, der AC-Ausgang ist dreiphasig (400 Volt).
Diese Geräte können liegend montiert werden, denn sie saugen die Kühlluft von unten an und blasen sie nach oben ab. Auf diese Weise kann man die Wechselrichter sehr eng stellen. Die kleineren CX mit 33 bis 50 Kilowatt verfügen über einen patentierten AC-Anschluss mit externer Muffe und externem AC-Klemmblock. Auf diese Weise lassen sich diese Geräte sehr einfach installieren.
Auch die Kommunikation wird von außen einfach eingestöpselt. DC-seitig kommen MC4-Stecker zum Einsatz. Der Wechselrichter wird über einen QR-Code erkannt, eingebunden und in Betrieb genommen.
Der CX für 110 Kilowatt ist bereits lieferbar und soll den älteren 60-Kilowatt-Umrichter ergänzen. „Das ältere Gerät hatte nur einen MPP-Tracker“, erläutert Stefan Froboese, Technikchef von Sungrow in Europa. „Heute gehen wir Schritt für Schritt zu mehr MPP-Trackern. Dadurch können wir auf DC-Sicherungen verzichten.“
Produkte für private Kunden
Nach den neuen Vorschriften müssen die Wechselrichter die DC-Sicherungen nicht mehr nur auf der Plus-Seite haben, sondern auch auf DC-Minus. Mit mehreren MPP-Trackern kann man die Geräte „fuseless“ bauen.
Durch die Kooperation mit IBC Solar sind die Sungrow-Wechselrichter bei Projektierern und EPC bereits salonfähig geworden. „Vorbehalte gibt es aber noch bei Privatkunden und ihren Installateuren“, gibt Froboese zu.
Dort dominieren die Platzhirsche: Fronius, SMA, Kostal und Solaredge. Dennoch will Sungrow den Einstieg versuchen. In München stellten die Chinesen einphasige (3,6 bis sechs Kilowatt) und dreiphasige Geräte (5,5 bis zehn Kilowatt) vor.
Auch sie kann man künftig über das Handelssortiment von IBC Solar beziehen. Um die Installateure zu erreichen, bietet Sungrow neuerdings ein eigenes Power-Partner-Programm an. Denn ohne Service läuft im Vertrieb nix.
Aus China kommt auch der Hersteller Growatt, seit neun Jahren im Geschäft mit Wechselrichtern tätig. Seit 2011 gibt es eine deutsche Tochterfirma.
500 Megawatt als Ziel
2018 wurde eine Dependance für Benelux eröffnet. „Die deutschen Kunden sind sehr sorgfältig bei der Auswahl ihrer Lieferanten“, analysiert Frank Qiao, Gründer und Chef von Growatt. „Unsere Umsätze steigen um fünf bis zehn Prozent pro Jahr.“ Er sieht den Service für die Installateure und ihre Kunden als wichtigste Herausforderung in den deutschsprachigen Märkten an.
Die neue Bauserie Dash umfasst einphasige Wechselrichter von 2,5 bis sechs Kilowatt und dreiphasige Geräte von vier bis zehn Kilowatt. Sie sollen den Markt der Privatkunden erschließen.
Für Gewerbekunden gibt es Stringgeräte von 50 bis 80 Kilowatt, über den Großhandel. „Schulungen und Marketing machen wir jedoch selbst, um unsere Marke auszubauen“, sagt Frank Qiao.
In Rotterdam hat Growatt rund 20.000 Geräte eingelagert, um die europäischen Märkte möglichst schnell bedienen zu können. Innerhalb der EU haben die Chinesen im vergangenen Jahr rund 300 Megawatt abgesetzt. 2019 sollen es 500 Megawatt werden. „Im ersten Quartal haben wir schon 100 Megawatt verkauft“, bestätigt Frank Qiao. „Wir sind unserem Ziel ein deutliches Stück näher gekommen.“
Für Schnelle Leser
Hier erfahren Sie:
- Neue Stringgeräte:Vielfalt der Wechselrichter steigt weiter.
- Sektoren vernetzen:Kluge Umrichter versorgen auch Wärme und E-Autos.
- SMA kommt nach Hause:Im Interview erläutert CEO Dr. Jürgen Reinert die neue Strategie.
- Fronius erweitert Werk: Die Fabrik in Sattledt wird ausgebaut – für die neuen Gen24plus und Tauro.
- Solar-Log ganz neu:Datenlogger werden kompakter und bieten mehr Wert für die Kunden.
- Kraftzwerge fürs Dach: Mikrowechselrichter spielen künftig eine größere Rolle.
Solarmax
Neue Produkte für Gewerbe und Industrie
Direkt im Anschluss an die erfolgreiche Markteinführung der kompakten Inverterserie Solarmax SP im April hat Solarmax zwei neue Serien für Gewerbe und Industrie entwickelt. Mit den elf Geräten der Reihen SMT und SHT bringt das Unternehmen Nachfolger für die MT- und die HT-Serie auf den Markt.
Preise um 20 Prozent reduziert
Die neuen Wechselrichter leisten zwischen sechs und 30 Kilowatt und wurden zusammen mit der SP-Serie auf der Intersolar Europe gezeigt. „Es ist uns bei den drei neuen Serien gelungen, die Preise im Vergleich zu den Vorgängermodellen um bis zu 20 Prozent zu reduzieren“, sagt Pierre Kraus, Geschäftsführer der Solarmax Sales and Service GmbH. Die Inverter sind sehr kompakt und lassen sich bedienerfreundlich und zeitsparend über die kostenlose Solarmax-App Max Link konfigurieren.
Mehr Speicherkapazität verfügbar
Für die 2017 eingeführte DC-Speicherlösung Max Storage TP-S präsentierte Solarmax in München das neue Modul Solarmax XL. Mit der Erweiterung lässt sich die Kapazität auf bis zu 16 Kilowattstunden steigern. Bisher konnten Solarmax-Kunden mit dem modularen All-in-one-System zwischen zwei und acht Kilowattstunden speichern.
Goodwe in der DACH-Region
Adler Solar übernimmt After-Sales-Services
Goodwe hat im März dieses Jahres mit Adler Solar Services eine Kooperation über umfassende After-Sales-Dienstleistungen für Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz abgeschlossen. Die Zusammenarbeit umfasst den Support und den technischen Außendienst. Darüber hinaus übernimmt Adler Solar den Garantieprozess für Goodwe, zusätzliche Supportleistungen und weitere Dienstleistungen für das Smart Energy Management System (SEMS).
Solaredge
Leicht erweiterbar: modulare, zweigeteilte Synergy-Systeme
Einst war Solaredge mit DC-Leistungsoptimierern und kleinen Wechselrichtern für die Hausversorgung gestartet. Mittlerweile verkauft das Unternehmen bereits rund 40 Prozent seiner Wechselrichter mit höheren Leistungen, also an Gewerbekunden. Nach München brachte Solaredge die neuen HD Wave bis 75 Kilowatt mit. Dieser Wechselrichter hat verbesserte Isolationswerte, integriert ist ein PID-Wächter. Das Gerät soll noch in diesem Jahr lieferbar sein.
Die neuen Synergy-Geräte, die gewerbliche Baureihe des Anbieters, reichen bereits bis 100 Kilowatt. Sie sind zweigeteilt: Die Primäreinheit umfasst alle DC- und AC-Anschlüsse. Je nach Leistung des Solarfeldes werden mehrere Sekundäreinheiten mit den Leistungsteilen aufgeschaltet. Auf diese Weise lassen sich Leistungen von 100 bis 300 Kilowatt abdecken. In Aussicht gestellt wurde ein Gerät der nächsten Generation für 120 Kilowatt.
Eigene Batterielösung vorgestellt
In München hat Solaredge zudem eine eigene Batterielösung vorgestellt: ein 40-Kilowatt-System mit 40 Kilowattstunden Speicherkapazität. Es soll kompatibel mit allen Wechselrichtern des Herstellers ab 15 Kilowatt sein. Es kann die Betriebsarten wechseln, beispielsweise von Kappung der Lastspitzen am Netzanschluss auf optimierten Eigenverbrauch, etwa wenn das Unternehmen über die Feiertage Betriebsruhe hat.
Steca Electronik
Solarix PLI steuert Vollversorgung
Alle Wechselrichter von Steca aus dem Allgäu – bis auf den Flex XL – erhalten ein komplett neues Gehäuse – wie der Coolcept Flex. Die alten Gehäuse aus Kunststoff und Edelstahl wird es nicht mehr geben. Generell wird die komplexe Produktlinie vereinfacht: Alle Geräte verfügen fortan über hohen IP65-Schutz. Somit sind sie für den Innen- und Außeneinsatz geeignet. Die Montage, die Anschlüsse und das Display bleiben gleich. Ebenfalls bleibt: Alle Coolcept-Wechselrichter lassen sich über das Steca-Portal Sun Cloud auswerten.
Zweiter Generator angesteuert
Der Solarix PLI erlaubt die Versorgung von Verbrauchern mit 230 Volt AC und lädt die Batterie mit einem integrierten Laderegler. Die Prioritäten legt der Anwender selbst fest, etwa für Solarstrom. Reicht er nicht mehr aus, wird ein Dieselgenerator gestartet oder aufs Stromnetz umgeschaltet. Zur gleichen Zeit lässt sich über den Generator oder das Netz der Akku aufladen. Aufgrund der schnellen Umschaltzeit (unter zehn Millisekunden) fungiert das Gerät als unterbrechungsfreie Stromversorgung.
Zweifach überlastfähig
Mit seiner zweifachen Überlastfähigkeit erlaubt es der Solarix PLI, schwierige Verbraucher wie zum Beispiel große AC-Motoren zuverlässig zu starten. Wenn die Sonne einmal nicht voll scheint, sorgt der MPP-Tracker im integrierten Laderegler dafür, dass die Solarmodule bei ungünstigen Lichtverhältnissen ein Maximum an Leistung liefern und die Batterie optimal laden.
Zwei neue Laderegler
Neu waren in München die beiden Solarix MPPT 3020 und 5020. Sie sind für alle gängigen Solarmodule geeignet. Die modernen Laderegler haben einen hohen Wirkungsgrad und lassen den Energieertrag auch bei ungünstigem Wetter steigen.
Kurz nachgefragt
„Wir bauen unser Vertriebsnetz weiter aus”
Welche neuen Produkte haben Sie auf der Intersolar Europe gezeigt?
Thomas Häring: Zum Beispiel das vorverdrahtete SH Smart Hybrid System. Es integriert Wechselrichter, Batterieladegerät, USV und Batteriegehäuse für eine einfachere und schnellere Installation. Wir haben auch die EH-Serie vorgestellt, die neuen einphasigen Hybridwechselrichter. Sie sind mit Hochvoltbatterien kompatibel. Zudem haben wir auf der Intersolar unsere brandneue AC-gekoppelte Nachrüst-BT-Serie vorgestellt. Sie ist kompatibel mit Lithium-Ionen-Akkus von 180 bis 600 Volt. Diese AC-gekoppelten, dreiphasigen Systeme haben fünf, sechs, acht oder zehn Kilowatt Leistung.
Gibt es Neuheiten bei den Stringwechselrichtern?
Für private Kunden haben wir das brandneue Modell XS in München vorgestellt, einen sehr leichten Wechselrichter für 0,7 bis drei Kilowatt. Das Gerät wiegt nur 5,2 Kilogramm, es hat die Größe eines DIN-A4-Blattes. Es erlaubt bis zu 30 Prozent Überlast auf der DC-Seite.
Verkaufen Sie direkt an die Installateure oder über den Fachhandel?
Kürzlich haben wir unsere Zusammenarbeit mit zwei großen deutschen Distributoren erweitert: Memodo und Fenecon. Darüber hinaus haben wir unser Vertriebsnetz in Ländern wie Italien, Spanien und Polen aufgebaut und bauen es weiter aus.
Das Interview führte Hans-Christoph Neidlein.
Thomas Härimg ist Geschäftsführer von Goodwe Europe. Die Tochtergesellschaft des chinesischen Wechselrichterherstellers Goodwe bündelt alle Aktivitäten in der EMEA-Region. Sie wurde im Herbst 2018 in München gegründet. Goodwe hat bisher weltweit rund zwölf Gigawatt Wechselrichterleistung installiert.