In Nauroth in Rheinland-Pfalz hat ein Pionier der Kleinwindkraft seinen Sitz. Seit fast einem Vierteljahrhundert treibt die Firma Braun Windturbinen die regenerative Generatortechnik voran: durch Export und zunehmend auch hierzulande.
Nauroth im Westerwald: Gut tausend Einwohner hat die kleine Gemeinde, die zum Landkreis Altenkirchen gehört. Ein unscheinbarer Ort in Rheinland-Pfalz, fast am westlichen Rand von Deutschland gelegen. In der Energiewende ist Nauroth ein Schwergewicht. Denn seit nunmehr 23 Jahren werden dort die Kleinwindräder der Marke Antaris gefertigt. Die Firma Braun Windturbinen bietet Selbstbausätze und Komplettanlagen bis 6,5 Kilowatt an. „Das Geschäft ist schwierig und wechselhaft“, berichtet Rüdiger Braun, Technischer Leiter der Braun Windturbinen GmbH. „Im vergangenen Jahr ist der Umsatz um 15 Prozent eingebrochen. Im Vergleich zur Photovoltaik war das moderat, aber eine Verschlechterung.“ Vier Mitarbeiter hat das Unternehmen, die kleine Fabrik in Nauroth ist der einzige Standort.
Starkes Auslandsgeschäft
Wer in der Kleinwindkraft erfolgreich sein will, braucht vor allem zwei Eigenschaften: Zähigkeit und Erfindergeist. Schon in den neunziger Jahren war Braun mit seinen Windgeneratoren unterwegs, damals in erster Linie für den Export nach Afrika. Seinerzeit ging es um Offgrid-Systeme. 2003 markierte einen wichtigen Meilenstein: „Damals haben wir mit SMA den Windy Boy entwickelt, den ersten Wechselrichter für Kleinwindanlagen“, erzählt Rüdiger Braun. „Danach hat sich das Geschäft in Deutschland entwickelt, wenn auch langsam. Bis 2009 erreichte der deutsche Markt rund die Hälfte unseres Umsatzes.“
Dennoch war der Export der Antaris-Systeme immer das wichtigste Standbein. 2008 gingen beispielsweise 50 Anlagen mit je 3,5 Kilowatt Nennleistung nach Portugal, innerhalb eines Quartals. Sie wurden zur Stromversorgung von Mobilfunkmasten eingesetzt. Mittlerweile läuft in Portugal nichts mehr, wegen der Finanzkrise. In Frankreich wurden viele Bestandsanlagen mit Antaris-Generatoren nachgerüstet, weil die chinesischen Windräder versagten. Eine Zeitlang waren Irland und Griechenland wichtige Abnehmer, auch dort ließ die Finanzkrise die Umsätze in den Keller rauschen. „Jetzt zieht die Nachfrage wieder an“, sagt der Technische Leiter. „In Griechenland kommt nun ein großes Projekt in Gang, das wegen der Pleite auf Eis gelegt war. Wir lieferten bereits drei Anlagen in die Region an der Ägäis. Insgesamt sollten dort 200 Kilowatt mit unseren Antaris-Systemen aufgebaut werden.“
Schwierige Situation im Inland
Auf und ab geht es im Exportgeschäft, derzeit ist die Auftragslage gut. Viel schwieriger ist die Situation im Inland. Rund 80 Prozent aller Kleinwindanlagen in Deutschland laufen mit Antaris-Systemen. „Bei den übrigen stammen 80 Prozent der Teile von uns: Generatoren, Rotorblätter, Elektronik und Steuerung“, sagt Braun. „Aber in Deutschland macht die Kleinwindanlage nur fünfzig Prozent der Gesamtkosten aus. Das ist unser Problem: Die erforderlichen Gutachten und die Prozeduren zur Genehmigung sind viel zu kompliziert.“
Im Jahr laufen rund 1.200 Anfragen ein. „Davon stammen 900 aus Deutschland. Wir bauen aber höchstens 60 Anlagen im eigenen Land“, rechnet Braun vor. „Die Erfolgsquote liegt unter zehn Prozent.“ Vor allem die rechtlichen Hürden haben sich deutlich verschärft. „Die Genehmigungen werden in den Bundesländern und in den zuständigen Bauämtern vor Ort ganz unterschiedlich gehandhabt“, resümiert Rüdiger Braun. „In manchen Regionen geht gar nichts, weil es die Sachbearbeiter nicht wollen. Oder sie sind unzureichend informiert. Das ist erschreckend“ Um eine Genehmigung zu erhalten, braucht man diverse Gutachten: für die Statik des Mastes, für das Fundament und für Fledermäuse und den Artenschutz. „Das Gutachten zum Artenschutz bedeutet meistens den Knock-out. Die Kosten explodieren, ohne dass der Kunde weiß, ob er die Genehmigung wirklich erhält.“ Früher wurden die Gutachten nur für Fledermäuse erstellt, nun werden sie auch auf Rote Milane und andere seltene Vögel ausgeweitet. „Das mag bei großen Windrädern sinnvoll sein, aber nicht bei den kleinen Generatoren“, kritisiert Rüdiger Braun. „Es gibt nur wenige kompetente Bauämter und nur einige Regionen, die Kleinwindkraft unterstützen.“
Steter Tropfen höhlt den Stein
Doch Rüdiger Braun glaubt an den deutschen Markt. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, sagt er. „Wir erhalten immer mehr Anfragen aus dem Inland. Mittlerweile hat sich die Qualität der Antaris bis in die Bauämter herumgesprochen.“ Für 2014 sieht er einen leichten Aufwärtstrend. Zusätzlichen Schub erhofft er sich von der neuen Antaris 9,5 kW, die derzeit auf Husum im Test läuft. Sie wird im April in den Markt eingeführt, „vor allem für Landwirte, die ihren Strom selbst erzeugen wollen“, wie Rüdiger Braun sagt. „Kleine Generatoren mit 2,5 oder 3,5 Kilowatt bauen wir meist für Schulen und Ausbildungsstätten. Privatleute installieren in der Regel die Antaris mit 4,5 oder 6,5 Kilowatt.“ Zehn Bestellungen für die neue 9,5-Kilowatt-Maschine liegen bereits vor. Durch die Photovoltaik und die Wasserkraft sind die Bauern auf den Geschmack gekommen: Die Windturbinen erlauben hohe Erträge in den Jahreszeiten, in denen die Solarmodule eher schwächeln und die Wasserkraft durch Eis und Schnee behindert wird. Obwohl die Testanlage nur stundenweise läuft, sind Tageserträge von 70 Kilowattstunden kein Problem. (Heiko Schwarzburger)
www.braun-windturbinen.com
Den vollständigen Report lesen Sie im Februarheft der Fachzeitschrift photovoltaik, das am 6. Februar 2014 erscheint.