Mitten im Stuttgarter Westen hat der Gentner Verlag ein ambitioniertes Speicherprojekt mit Solarfassade verwirklicht. Es beweist: Eigenstrom lohnt sich auch – und erst recht – in bester Citylage. Geplant und installiert wurde die Anlage von den Stadtwerken Stuttgart und der Firma Novatech aus Wolpertshausen.
Der Gentner Verlag ist ein renommiertes Unternehmen, kann auf viele Jahrzehnte erfolgreicher Entwicklung zurückblicken. Mit Fachzeitschriften für Heizungsbauer oder Kältetechniker, für Energieberater oder Glasexperten gehört das schwäbische Unternehmen zu den führenden Fachverlagen in Deutschland. Auch photovoltaik und PV Europe gehören zu den Titeln, die der Verlag herausgibt.
Über die Energiewende schreiben und publizieren ist eine Sache, sie selbst mitzugestalten eine andere. Deshalb stellte die Geschäftsleitung 2016 die Aufgabe, die anstehende Sanierung des Verlagsgebäudes auch zu nutzen, um die vorhandenen Flächen für die Eigenstromerzeugung zu nutzen.
In einem Jahr geplant und gebaut
Innerhalb eines Jahres entstand ein Vorzeigeprojekt, das in Stuttgart (noch) vergleichbares sucht. Generalauftragnehmer waren die Stadtwerke Stuttgart. Geplant und gebaut wurde die Anlage von dem erfahrenden Installationsbetrieb Novatech aus Wolpertshausen. „Es erwies sich als schwierig, im Stuttgarter Raum einen Installateur zu finden“, erinnert sich Stefan Ronzani.
Er hat das Projekt bei den Stuttgarter Stadtwerken geleitet. „Nicht wegen der Dachanlagen, sondern wegen der Fassade und wegen des Gewerbespeichers. Das war auch in Stuttgart für viele Installateure Neuland, das trauten sie sich nicht zu.“
Knapp 52 Kilowatt von Heckert Solar
Insgesamt 202 Solarmodule von Heckert Solar (NeMo 60P 265W) wurden installiert. 25 Monomodule (NeMo 60M 275 black) bilden eine unverschattete Südfassade, ebenso wurde ein Vordach mit Modulen belegt.
Zwei Wallboxen von Mennekes (Amtron Xtra11) nutzen den Sonnenstrom, um Elektroautos zu beladen. Die ersten Mitarbeiter nutzen diese Möglichkeit bereits. Insgesamt rund 55 Kilowatt Solarleistung wurden installiert.
Wechselrichter in der früheren Druckerei
Wo sich früher die Druckerei befand, lagern heute die Zeitschriften des Verlags. Neuerdings summen dort auch die SMA-Wechselrichter (Sunny Tripower) für die Solargeneratoren und die Sunny Island für den Gewerbespeicher (IBC SolStore 39Li L3).
Er hat knapp 39 Kilowattstunden Bruttokapazität, geliefert wurde er von IBC Solar aus Franken. Der Grund: IBC ist als Qualitätslieferant bekannt. Und das Monitoring von Solarstrings und Speicher sollte über ein Portal erfolgen, nicht über zwei getrennte Portale.
Gesamte Leistungselektronik an einem Ort
Zudem konnte die gesamte Leistungselektronik mit den Batterien an einem Ort installiert werden. Dort behält sie der zuständige Mitarbeiter immer im Blick, auch ist der Zugang für Besucher sehr leicht möglich.
Denn der Gentner Verlag und die Stadtwerke Stuttgart wollen die Anlage nun nutzen, um für die Energiewende in den schwäbischen Unternehmen und in der städtischen Bebauung zu werben.
Teil einer energetischen Sanierung
Die neue Eigenstromanlage im Stuttgarter Westen war kein Solarprojekt, sondern Teil der energetischen Sanierung des Gebäudes, das aus zwei Teilen besteht: Dem Stammhaus aus der Vorkriegszeit und einem angebauten Bürotrakt aus späteren Tagen.
Alle Fäden liefen beim Architekten Errol Munding zusammen, der sich eng mit Stefan Ronzani von den Stadtwerken abstimmte. „Der Architekt hat die verschiedenen Gewerke auf der Baustelle dirigiert“, sagt Bernd Zanzinger, Geschäftsführer von Novatech. Erst wurden neue Fenster eingebaut, dann musste der Gipsputzer die Fassaden begradigen, um sie für die Dämmung vorzubereiten.
Gelegentlich ging es eng zu
Manchmal ging es sehr eng zu, mit den Terminen aber auch auf dem Gerüst. Bei der Solarfassade musste die Verankerung der Modulgestelle im Baukörper festgelegt werden, bevor die Dämmung aufgebracht werden konnte. Fassadenanlagen sind wie Indachsysteme nie einfach, immer müssen Details angepasst werden.
Novatech hat die Unterkonstruktion von Schletter nach den Aufmaßen vor Ort angepasst und anfertigen lassen. „Das waren einige planerische Herausforderungen“, bestätigt Zanzinger. „Aber sie waren lösbar, weil alle Beteiligten viel miteinander gesprochen haben. Man muss das so hinkriegen, dass sich niemand auf die Füße tritt.“ (HS)
Der vollständige Report ist in der Aprilausgabe 2018 der photovoltaik. Abonnenten können alle Artikel nach Erscheinen auch online lesen.