Augen auf beim Speicherkauf“, gibt Johannes Weniger am Ende seines Vortrages den Teilnehmern mit auf den Weg. Er ist Initiator der Stromspeicher-Inspektion. Viele pauschale Aussagen zur Wahl der Heimspeicher und der Bedeutung der Energieverluste sind nach den Ergebnissen der Studie nicht aufrechtzuerhalten. Die fehlende Transparenz macht dem Heimspeichermarkt weiter zu schaffen. Von 60 angefragten Herstellern machten nur zehn Firmen mit. Sie beteiligten sich mit Prüfberichten gemäß Effizienzleitfaden mit insgesamt 20 Systemen an der Studie.
Kleine, effiziente Speichersysteme
Immerhin: Die beteiligten Unternehmen besitzen mehr als die Hälfte der Marktanteile in Deutschland. Klar, der Druck im Markt ist hoch, der Wettbewerb hart. Deutschland ist nicht nur in Europa, sondern auch weltweit der größte Absatzmarkt für Heimspeicher. Im Sommer 2018 wurde der 100.000. Heimspeicher in Eichwalde bei Berlin installiert. Die künftigen Käufer werden aber immer stärker auf die Effizienz und die Wirtschaftlichkeit der Systeme achten und sie verstärkt einfordern. Denn der Wunsch nach einer autarken und ökologischen Versorgung mit Solarstrom ist ein starker Treiber.
Je größer die Speicherkapazität, umso größer sei die erzielbare Eigenversorgung, heißt es bei Anbietern oft. Johannes Weniger zeigt, dass hohe Energieverluste bei der Umwandlung und im Stand-by-Betrieb bei überdimensionierten Speichersystemen für Ineffizienzen und somit für höhere Kosten sorgen. Die Speicher spielen die Investition also langsamer oder gar nicht ein. „Dagegen können kleine, effiziente Speichersysteme erstaunlicherweise sogar eine geringere Stromrechnung am Jahresende ermöglichen“, gibt Weniger zu bedenken. Systemeffizienz sollte demnach das wichtigste Kriterium beim Speicherkauf darstellen.
Kapazität: 60 Prozent sind zu wenig
Verbraucherschützer Thomas Seltmann betont, dass Heimspeicher derzeit noch nicht wirtschaftlich seien. 95 Prozent der Käufer würden allerdings erwarten, dass sich zumindest die Kosten der Anschaffung für den Strompuffer wieder amortisieren. Da sollte die Branche keine falschen Erwartungen schüren, sagt der Referent der Verbraucherzentrale NRW. Zwar seien die Heimspeicher für die Energiewende mittelfristig notwendig und auch wünschenswert, aber eben noch nicht rentabel. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Förderprogramme, die eine Markteinführung ermöglichen sollen.
Rund um die tatsächliche Batteriekapazität gibt es noch einige Unklarheiten im Markt, wie auch die Wissenschaftler der HTW Berlin monierten. „Insgesamt wurden 45 unterschiedliche Bezeichnungen zur Angabe der Speicherkapazität in den 60 Datenblättern gefunden“, resümieren die HTWler. Wird die nutzbare Speicherkapazität nicht im Datenblatt aufgeführt, lohne sich eine Nachfrage beim Hersteller, heißt es.
Die Verbraucherschützer aus NRW haben nun einen Erfolg für bessere Garantiebedingungen bei Solarstromspeichern erzielt. Der Hersteller E3/DC verzichtet nach einer Klage nun auf die Klausel in seinen Garantiebedingungen. Die im Datenblatt garantierten 60 Prozent Batteriekapazität sind nach der Auffassung der Verbraucherschützer zu wenig. Von der Verwendung dieser Klausel in neuen Verträgen hat das Unternehmen bereits in einer außergerichtlichen Unterlassungserklärung Abstand genommen, wie die Verbraucherzentrale mitteilte. Demnach lenkte E3/DC erst nach der Klage mit Blick auf Altverträge ein und verpflichtete sich nun, diese Kapazitätsgrenze nicht mehr anzuwenden.
Fünf Hersteller abgemahnt
„Den Rechtsstreit verliert der Hersteller somit per Anerkenntnisurteil“, sagt Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale NRW. Der Verbraucherschützer geht davon aus, dass auch eine pauschale 80-Prozent-Grenze unzulässig sei – so wie sie andere Batteriehersteller nutzen. Dies ist unter anderem Gegenstand einer weiteren Klage der Verbraucherzentrale NRW. „Eine Garantie soll vor wirtschaftlichem Schaden schützen. Wenn Verbraucher aber 20 Prozent Kapazitätsverlust dulden müssen, womöglich bereits nach wenigen Wochen, beeinträchtigt das die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage mit Speicher erheblich“, betont Jurist Schneidewindt.
Erst Anfang Oktober hat die Verbraucherzentrale fünf Anbieter von Heimspeichern abgemahnt, deren Garantiebedingungen nach Auffassung der Verbraucherschützer unzulässige Klauseln enthalten. Dabei ging es unter anderem um den Online-Zwang, die Sammlung und Nutzung personenbezogener Daten ohne gültige Einwilligung, Kostenabwälzungen auf die Kunden im Schadensfall und generell fehlende Transparenz. Der aktuelle Stand des Verfahrens gegen die Speicherhersteller lässt sich auf der Website der Verbraucherzentrale nachlesen.
Plenticore mit BYD-Box an der Spitze
Der von der HTW entwickelte System Performance Index, kurz SPI, soll eine Hilfestellung beim Kauf der Speichersysteme sein. Er setzt die erzielte Kosteneinsparung eines Batteriesystems mit Solarstrom ins Verhältnis zu einem errechneten Einsparungspotenzial eines theoretisch verlustfreien Systems. Mit anderen Worten: Der SPI beschreibt, wie sehr Energieverluste die finanziellen Erlöse verringern.
Für insgesamt 16 Systeme wurde ein Wert ermittelt. Drei Speichersysteme haben sogar einen SPI von knapp über 90 Prozent erzielt. Auf Platz eins steht der Plenticore Plus 5,5 von Kostal mit der B-Box H11,5 von BYD. Er erreicht einen SPI von 91,4 Prozent. Danach folgt der RCT Power Storage DC 6.0 kombiniert mit einer Power Battery, der 90,7 Prozent erreicht. Der Drittplatzierte wollte seinen Namen nicht genannt sehen. Die Effizienzunterschiede zwischen den Systemen sind jedoch größer als bislang vermutet. Ein ideales System ohne Verluste spart 1.211 Euro pro Jahr. Das entspricht einem SPI-Wert von 100 Prozent. Jeder Prozentpunkt weniger bedeutet folglich eine verlorene Ersparnis von zwölf Euro.
AC- oder DC-gekoppelt im Vorteil?
Beim bestplatzierten System sind das rund 100 Euro. „Allein in den ersten zehn Jahren beträgt der finanzielle Vorteil eines effizienten Speichersystems bis zu 1.000 Euro“, berechnet Volker Quaschning, Professor an der HTW Berlin und Mitautor der Studie. In einem Jahr soll es eine Aktualisierung der Studie geben – mit mehr teilnehmenden Herstellern.
Mit einer weiteren pauschalen Aussage will Johannes Weniger noch aufräumen: Dass DC-gekoppelte Speichersysteme per se effizienter seien, könne man nicht sagen. Einer meist höheren Ladeeffizienz der DC-gekoppelten Systeme stehe im Vergleich zu AC-gekoppelten Systemen oft eine geringere Entladeeffizienz gegenüber, hat Weniger analysiert.
Für die mittleren Werte aller getesteten Systeme beim SPI ergaben sich bis auf die erste Nachkommastelle dieselben Ergebnisse von 88,1 bei beiden unterschiedlichen Systemkopplungen. Wichtig ist laut Weniger eine smarte Leistungselektronik, die die Umwandlungsverluste möglichst gering hält – unabhängig von der Systemeinbindung.
HTW Berlin/DGS
Heimspeicher vereinfacht über die Bafa fördern
Die Förderung von Stromspeichern durch die Staatsbank KfW endet zum Jahresende 2018. Das werde Unsicherheiten bei der Installation von Speichersystemen verursachen, da ungeförderte Solarstromsysteme mit Speichern im Vergleich zu Systemen ohne Speicher bei der Wirtschaftlichkeit schlechter abschneiden, sagen Jörg Sutter und Ralf Haselhuhn von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und Volker Quaschning von der HTW Berlin. Zum Erreichen der Ziele der Energiewende und des Pariser Klimaschutzabkommens wäre ein kontinuierlich wachsender Zubau an Speichersystemen aber erforderlich. „Stromspeicher müssen eine Säule der Energiewende in Deutschland sein“, heißt es in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Daher fordern die Energieexperten eine Förderung von Stromspeichern für Wohngebäude über die Bafa in einer einfachen Ausgestaltung. Es soll eine Grundförderung von 250 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität bis maximal 1.500 Euro und eine Innovationsförderung von 1.000 Euro pauschal bei netzdienlichem Speicherbetrieb geben. Zudem sollte es Bonuspauschalen für den verbundenen Einsatz der Strompuffer mit Elektroautos und Wärmepumpen geben. Allerdings: Bisher lehnen Peter Altmaier und sein Ministerium diesen Vorschlag mit einem Verweis auf die Wirtschaftlichkeit von Heimspeichern ab.
Tipp der Redaktion
Fünf Kennzahlen für effiziente Heimspeicher
Die Wissenschaftler der HTW Berlin raten: Mindestens 95 Prozent sollte der Wirkungsgrad der Leistungselektronik bei einem Kilowatt ausmachen. Ebenso soll die Batterieeffizienz bei mehr als 95 Prozent liegen. Höchstens fünf Watt sollte das System im Stand-by ziehen, ebenso maximal fünf Watt stationäre Regelungsabweichung aufweisen. Die Einschwingzeit der Systemregelung sollte unter zwei Sekunden liegen.