Das Forum Netztechnik und Netzbetrieb (FNN) beim VDE würdigt zwar die Änderungen, die die Bundesregierung mit ihrem Gesetzentwurf zum schnelleren Ausbau der intelligenten Messinfrastruktur. Doch kritisiert der VDE FNN, dass der Ausbau mit angezogener Handbremse erfolge und mit dem Gesetzentwurf Potenziale verschenkt werden.
Eichrecht an Energiewende anpassen
So gehe der Bürokratieabbau an vielen Stellen nicht weit genug. Außerdem gefährde das Konzept des Ausbaus bei der Steuerung den sicheren Netzbetrieb. Denn die Anpassungen im Eichrecht fehlen genauso wie eine weitergehende Vereinfachung der Lieferkette. Außerdem reichen die positive Signale für Anwender nicht aus. Zudem hätte sich der VDE FNN mehr Mut bei der Festlegung von Zwischenzielen für 2030 gewünscht.
Netzbetreiber müssen für Steuerung verantwortlich bleiben
Auf Kritik stößt auch der Plan, dass mit der Koordination von Steuerungshandlungen eine Kernaufgabe der Netzbetreiber vom Messstellenbetreiber übernommen werden soll. Dies berge Gefahren, da die Zahl der Messstellenbetreiber, die in Konkurrenz zueinander agieren, derzeit schnell zunimmt. Allerdings müssten diese sich gerade bei den steuerbaren Einrichtungen in einem Netzstrang zur Koordinierung von Steuersignalen untereinander abstimmen. Da es viele Messstellenbetreiber gibt, haben diese kein Bild des aktuellen und prognostizierten Zustands des gesamten Netzes. Außerdem seien sie auch nicht gemäß Paragraf 11 des Energiewirtschaftsgesetzes für den sicheren Netzbetrieb verantwortlich. Daher muss die Koordinierung von Steuerung im Gesetz zwingend beim Verteilnetzbetreiber verankert werden, fordert der VDE FNN.
Anreize und Markt für Nutzung von Flexibilität schaffen
Auch die Anreize für Kunden müssen besser werden. Nur so werden diese die mit der Digitalisierung notwendige Flexibilität aus E-Mobilität, Wärmepumpen und Stromspeicher bereitstellen. „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn Stromnetz und Endkunden bei der Digitalisierung und Flexibilisierung zu aktiven Partnern werden“, sagt Heike Kerber, Geschäftsführerin des VDE FNN. „Für den sicheren und stabilen Netzbetrieb ist es notwendig, dass Netzbetreiber verlässlich Steuer- und Schalthandlungen über das intelligente Messsystem initiieren und koordinieren können“, gibt sie zu Bedenken.
Die Flexibilität ist wiederum notwendig. Schließlich müssen im Stromnetz jede Menge Elektroautos, Wärmepumpen, Stromspeichern auf der Verbraucherseite und Solaranlagen auf der Erzeugerseite gesteuert werden. Doch erst wenn sich Flexibilität für Kunden und Stromnetz lohnt, steht sie umfänglich bereit und kann zielgerichtet für einen sicheren Netzbetrieb genutzt werden.
Preisobergrenzen anpassen
Außerdem sieht der VDE FNN die Preisobergrenzen kritisch. Vor allem der Anteil, den die Messstellenbetreiber zahlen müssen, sollte auf den Prüfstand. Dazu sieht das Gesetz für 2024 eine Evaluierung vor. Hier könne die Wirtschaftlichkeit für die Messstellenbetreiber gestärkt werden. Zusätzlich dazu könnten durch eine stärkere Beteiligung der Kunden und Anlagenbetreiber an der Finanzierung der Smart Meter nach 2024 bis dahin ein Anreiz geschaffen werden, dass diese sich früher für den Einbau eines Smart Meters entscheiden.
Das gesamte Positionspapier finden Sie auf der Webseite des VDE FNN. (su)