Die Photovoltaik gelangt in die entlegensten Ecken der Welt. Auf dem Sonneneiland Bora Bora versorgt nun eine große Dachanlage ein ganzes Hotelressort. Und das ist kein Luxus, sondern vor allem eine ökonomische Entscheidung.
Bora Bora, das klingt nach Südsee, Sandstrand und sehr viel Sonne. Und nach Abenteuer. Der Kultregisseur Friedrich Wilhelm Murnau drehte hier den Abenteuerfilm „Tabu“ – damals noch ohne Ton. Umso wichtiger waren also schöne Bilder.
Im August 1931 lief der Streifen in den USA an, wenige Tage später in Deutschland. Im Film lernt der Perlentaucher Matahi die schöne Reri kennen und verliebt sich prompt. Ein Krieger belegte Reri aber mit einem Tabu. Jeder, der sie berührte, solle sterben. Interessierte sollten sich den Film ansehen. In jedem Fall hat der Steifen seine Funktion als gute PR für die Insel erfüllt. Denn in eine ferne Märchenwelt tauchen auch viele Touristen ein, die jedes Jahr auf das Atoll im Südpazifik kommen.
1.884 Solarpaneele
Politisch gehört Bora Bora zu einer Inselgruppe, die an Französisch-Polynesien angegliedert ist. Für alle Einwohner und Touristen ist es wichtig, dass die weißen Sandstrände und das türkisfarbene Wasser noch lange erhalten bleiben. Deshalb ist der Umweltschutz für Hotels immer wichtiger. Das Four Seasons Resort beispielsweise investierte nun in eine Photovoltaikanlage mit 600 Kilowatt Leistung.
Denn bisher kam der Strom meist aus Dieselkraftwerken. Das lokal ansässige Unternehmen EDT versorgt die Insel. Die Stromkosten liegen umgerechnet bei bis zu 41 Cent pro Kilowattstunde. Deshalb soll nun eine großflächige Photovoltaikanlage die Hotelanlage versorgen und vor allem die Kosten und die Kohlendioxidemissionen verringern. Die Hotelführung beauftragte das Unternehmen Sunzil mit dem Bau der Photovoltaikanlage. Die Firma ist eine Tochter von Total und EDF – auch hier ist der französische Einfluss noch erkennbar. Die Solaranlage wurde auf den Dächern zweier Hotelgebäude installiert.
Rund 1.600 Quadratmeter Fläche waren nötig, um alle 1.884 Solarpaneele unterzubringen. Verwendet wurden dabei Module von Benq mit einer Leistung von je 327 Watt. Zudem arbeiten 29 Delta-Wechselrichter mit einer Ausgangsleistung von je 20 Kilowatt in der Anlage. Die ausgewählten Wechselrichter der RPI-Serie eignen sich für das tropische Klima, da sie durch ihre Schutzklasse IP65 sehr beständig gegen Sprühregen und Feuchtigkeit sind. Aber Wärme allein macht den Umrichtern nicht zu schaffen, hinzu kommt die salzige Meeresluft. Ein Alugehäuse schützt das Gerät deshalb vor Korrosion.
Oscar für die beste Kamera
Die Errichtung der Photovoltaikanlage hat bereits vor einem Jahr begonnen, im Oktober des vergangenen Jahres erfolgte die Inbetriebnahme. Die neue Photovoltaikanlage produziert nun rund 930 Megawattstunden – und das Jahr für Jahr. Damit spart die Hotelanlage jährlich etwa 530 Tonnen Kohlendioxid. Die Dieselgeneratoren haben nun immer öfter Ruhezeiten und stören nicht mehr während der Siesta.
Es ist überliefert, dass Regisseur Murnau damals einigen Streit mit dem Dokumentarfilmer und Co-Produzenten Robert Joseph Flaherty über die Gewichtung des Films hatte. Murnau war die Handlung wichtiger. Flaherty legte wohl mehr Wert auf die Optik, er war allerdings auch einer der Hauptfinanziers des Films und stellte ihn am Ende alleine fertig. Der Lohn: 1931 gewann Tabu den Oscar für die beste Kamera. (Niels H. Petersen)
