Im Rahmen der diesjährigen Frühjahrskonferenz des Branchenverbandes PV Austria hat die österreichische Technologieplattform Photovoltaik (TPPV) Preise für herausragende Projekte der integrierten Photovoltaik verliehen. Dabei geht es nicht nur um die Bauwerkintegration der Photovoltaik, sondern auch um die Integration in die Infrastruktur, in die Landwirtschaft und in das gesamte Energiesystem.
Wohngebäude energetisch aufgewertet
Die Jury, bestehend auch Architekten und Solarexperten haben zunächst unter den 38 Einreichungen 23 Projekte in die nähere Auswahl genommen. Aus diesen 23 Projekten gingen letztlich zwei Gewinnerprojekte hervor. Eines davon ist das Projekt „Weißes Schlössli Davos“. Dabei handelt es sich um einen Wohngebäudekomplex aus dem Jahr 1977, der energetisch auf den aktuellen Stand gebracht werden sollte. Dazu wurden auch Solarmodule in die Fassade des Gebäudekomplexes integriert. Ertex Solar aus Amstetten hat eigens für dieses Projekt 123 Module in 15 verschiedenen Formaten angefertigt, die neben der Stromversorgung des Gebäudes auch die Funktion von Balkonbrüstungen übernehmen.
Module mit Siebdruck
Damit sich die Module in das Erscheinungsbild des Gebäudes einfügen, hat sie Ertex Solar mit einem Siebdruck versehen. „Da die ersten Muster schnell fertig werden mussten, haben wir diese mit einem Digitaldruck versehen“ sagt Christian Ulrich, Geschäftsführer von Ertex Solar. „Aufgrund der hohen Verluste sind wir dann aber sehr schnell auf Siebdruck umgestiegen.“ Die Jury hat genau diese Anpassung an das Erscheinungsbild des Gebäudes überzeugt, dem Projekt einen der Preise zu widmen.
BIPV: Planungsfehler vermeiden
Flexiblen Carport ausgezeichnet
Den zweiten Gewinnerpreis konnte ein solarer Carport, den AEP H2 in Bergheim im Bundesland Salzburg umgesetzt hat. Insgesamt wurden hier 105 Parkplätze mit 730 bifazialen Solarmodulen überdacht. Diese erreichen eine Gesamtleistung von etwa 310 Kilowatt Die Jury hat neben der ästhetischen Integration vor allem das skalierbare Design des Systems und die Doppelnutzung der Fläche überzeugt. „Die Lösung ist grundsätzlich örtlich flexibel, gut skalierbar und hat das Potenzial für kostengünstige und schnelle Umsetzung auf bereits versiegelter Fläche“, loben die Jurymitglieder.
Freibäder: Solare Überdachungen spenden Schatten und Sonnenstrom
Versiegelte Flächen doppelt nutzen
Erstmals gab es in diesem Jahr auch einen Sonderpreis für visionäre Konzepte. Diese müssen noch nicht umgesetzt sein. Allerdings ist die tatsächliche Umsetzbarkeit der Lösung Voraussetzung für die Teilnahme am Wettbewerb der TPPV. In diesem Jahr hat sich ein innovatives Überdachungssystem für Radwege durchgesetzt. Dieses wurde von MO-Energy-Systems aus Lochau in Vorarlberg zusammen mit einem Architekten und einem Energieexperten entwickelt.
Die Lösung besteht aus einer modularen, transluzenten Stahlkonstruktion in die die Solarmodule integriert sind. Da semitransparente Module genutzt werden, wirkt die Überdachung des Radweges sehr offen. Das erste Projekt, das derzeit im Vorarlberger Rheintal umgesetzt wurde, zeige das Potenzial, das durch die Nutzung versiegelter Flächen zur nachhaltigen Energieerzeugung vorhanden ist, begründen die Juroren ihre Auswahl.
1,6 Kilometer Radweg solar überdacht
Außerdem diene der überdachte Fahrradweg der Beschattung und teilweise als Witterungsschutz, welcher als Anreiz gesehen werden kann, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen, schreiben die Juroren in ihrer Begründung. Auf einer 1,6 Kilometer langen Strecke im Vorarlberger Rheintal wurden Module mit einer Gesamtleistung von 953,61 Kilowatt in die neue und prämierte Unterkonstruktion integriert.
Montage von solaren Radwegen standardisiert
Campus für die Nutzung der Solarenergie
Einen zweiten Sonderpreis für innovative europäische Produktion hat der Sonnenkraft Campus in St. Veit an der Glan in Kärnten gewonnen. Der Modulhersteller und Systemanbieter Sonnenkraft hat eine ehemalige Raststätte gekauft und ist gerade dabei, dort einen Campus zu errichten, auf dem es ausschließlich um die Nutzung der Solarenergie geht. Der Campus umfasst E-Tankstellen, Co-Working Spaces, Erlebnisgastronomie, einen E-Bike-Verleih, Showrooms und Stätten für die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte für die solare Energiewende. Im Jahr 2026 soll der gesamte Campus fertig sein.
Innovative Architektur prämiert
Dabei besticht das Projekt unter anderem durch die innovative Architektur mit Integration von Photovoltaik auf dem gesamten Gelände. Die Bandbreite dieser Architektur reicht von der Nutzung farbiger Solarmodule an den Fassaden über innovativen Solarcarports, solare Dachanlagen und vieles mehr. Insgesamt werden Module mit einer Gesamtfläche von 2000 Quadratmeter verbaut, die jedes Jahr mehr als 350.000 Kilowattstunden Ökostrom produzieren. Damit kann sich der Sonnenkraftcampus in Zukunft selbst versorgen. „Das Unternehmen hat ein gesamtheitliches Standortkonzept für Kommunikation, Lehre und Austausch konzipiert. In unmittelbarer Nähe des Campus werden verschiedenen Modultypen hergestellt. Kundenspezifische Anforderungen bezüglich Dimension und Farbe können berücksichtigt werden und bieten besonderen Innovationscharakter“, begründet die Jury ihre Auswahl. (su)