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“Wir können jede Farbe bieten“

Die spezielle Folie von Solaxess ist noch gar nicht so lange auf dem Markt. Jetzt gibt es eine Weiterentwicklung. Welche Probleme lösen Sie damit?

Peter Röthlisberger: Wir haben eine schöne Lösung für die Architekten entwickelt. Diese ist aber auch ziemlich preisintensiv. Denn unsere Folie musste der Modulhersteller in einem Verbund aus vier Lagen aufbringen. Dieser besteht aus der Solaxessfolie, zwei Verkapselungsfolien und als oberer Abschluss eine ETFE-Folie. Dadurch wird die Produktion sehr anspruchsvoll. Außerdem ist ein Abstand von fünf Millimetern zum Modulrand notwendig. Diese freie Fläche muss bisher bedruckt werden, wenn es sich um ein rahmenloses Modul handelt.

Warum braucht man diesen Abstand?

Die erste Version des Solaxessfilms konnte nicht bis zum Modulrand reichen, weil wir keinen direkten Kontakt mit der Umgebung wollten. Das wird sich mit der neuen Version ändern. Dann kann der Modulproduzent das gesamte Paneel mit der Folie belegen. Auch die Anwendung ist viel einfacher, weil nunmehr lediglich zwei Lagen aufgebracht werden.

Die Version besteht dann aus weniger als vier Lagen?

Genau. Zusammen mit den Forschern vom CSEM haben wir eine neue Version entwickelt, die nur noch aus zwei Lagen besteht, der eigentlichen Solaxessfolie und einer ETFE-Lage. Die neue Folie muss der Hersteller nicht mehr auf die Oberseite des Moduls aufbringen, sondern er kann sie auch unter Glas einlaminieren. Dadurch fallen die beiden Verkapselungsfolien weg.

Wie sieht diese Lösung dann konkret aus?

Im ersten Schritt wird das ein zusätzliches Glas sein, das der Produzent auf das eigentliche Modul aufbringt. Doch in Zukunft kann er unsere Folie auch direkt in das Modul integrieren. Dann kann das ETFE auch wegfallen. Dadurch wird die Herstellung einfacher und preiswerter. Mit unserer Lösung wird es also verschiedene Moduloberflächen geben – je nach Bedürfnis und Wunsch des Kunden: Glas oder ETFE.

Wie dick wird das zusätzliche Glas sein?

Wenn es um das zusätzliche Glas geht, dann wird das ein sehr dünnes Glas mit einer Stärke von zwei bis drei Millimetern sein. Wenn der Kunde aber ein dickeres Glas haben will, etwa weil er dadurch mehr Stabilität in das gesamte Modul bringen will, kann er das auch bekommen.

Ein zusätzliches Glas kostet Geld. Wie wirkt sich das auf den Preis aus?

Das zusätzliche Glas wird nicht allzu viel kosten, so dass unsere Preisreduzierung um zwei Drittel dadurch nicht wieder aufgezehrt wird. Zum Schluss wird die Folie sowieso in das Modul integriert und dann fällt auch dieses zusätzliche Glas weg.

Wann ist die neue Version verfügbar?

Die Produktionsanlagen sind inzwischen bei uns angekommen und wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr, also zwischen März und Mai, mit der Herstellung der ersten Quadratmeter beginnen. Dann starten wir mit der Zertifizierung und werden noch im Laufe dieses Jahres das weiterentwickelte Produkt auf dem Markt anbieten. Die Integration des Films wird noch im Laufe der Sommermonate möglich sein.

Wird es weiterhin die bisherige Variante geben?

Im Moment gibt es die noch weiterhin. Dann kann der Kunde wählen, ob er eine Moduloberfläche aus mattem und reinigungsfreundlichem ETFE haben will oder ob er lieber auf die glattere Glasvariante setzt. Sobald wir die Zertifizierungen für die zweite Variante geschafft haben, ist es aber durchaus möglich, dass wir die Produktion der ersten Variante einstellen. Denn sie ist zwar optisch weicher aufgrund der ETFE-Folie im Vergleich zum Glas. Aber sie ist komplizierter in der Handhabung und dadurch teurer.

Um wie viel sinkt dann der Preis für ein weißes Modul?

Der Preis für unsere Lösung reduziert sich mit der neuen Variante um etwa zwei Drittel. Damit kommen wir in den Bereich, in dem sich auch die bedruckten Module bewegen. Denn ein vollflächiger Druck kostet zwischen 30 und 60 Euro pro Quadratmeter, je nachdem welche Farbe benutzt wird und wie dick der Druck ist. Da es unser Ansatz ist, dass die Solartechnologie nicht mehr zu sehen ist, wäre ein sehr dicker Druck notwendig. Da liegen wir mit unserer neuen Variante preislich darunter. Zudem verlieren die so dick bedruckten Module 70 oder teilweise sogar 90 Prozent ihrer Leistung. Mit unserer Folie liegt der Leistungsverlust beim weißen Modul zwischen 40 und 45 Prozent. Mit grauen und dunkleren Farbtönen bleibt noch mehr Leistung übrig. So liegt der Verlust bei terracottafarbenen Modulen bei überschaubaren 20 bis 30 Prozent.

Mit dem Druck ist man aber flexibler, was die Farbgebung angeht?

Wir werden nicht nur Folie für weiße Module anbieten, sondern in Zukunft auch dunklere Farben realisieren. Wir werden praktisch jede Wunschfarbe nachstellen können. Zu Beginn wird es neben Weiß auch Grautöne und ziegelfarbene Folien geben – jeweils, ohne dass die Solarzellen sichtbar sind. Für einzelne Märkte wären durchaus auch weitere Farben denkbar. Es ist aber auch möglich, dass wir gewisse Farben auch exklusiv für Kunden herstellen. Wenn zum Beispiel die Deutsche Post Module in ihrem Gelb haben will, dann kann man sehr gut mit uns reden.

Welche Größenordnungen muss ein Auftrag erreichen, damit sich das preislich für den Kunden lohnt?

Wenn der Kunde eine kleine Stückzahl von Modulen in einer spezifischen RAL-Farbe haben will, ist er mit dem Drucken sicherlich besser dran. Wenn er aber eine Farbe will und große Flächen belegen muss und außerdem noch hohe Leistung haben will, dann ist unser Ansatz der Bessere.

Wieso gehen Sie jetzt auch auf dunkle Farbtöne und damit in die Konkurrenz zum Druck?

Es gibt immer mehr historische Bauwerke, die unter Denkmalschutz stehen. Dort müssen die Module besondere Voraussetzungen erfüllen. Die lokalen Baubehörden lassen nur Module zu, die der historischen Farbgebung entsprechen. Ein Beispiel ist Terracotta, für das verschiedene Modulhersteller Lösungen entwickelt haben. Aber da ist immer noch die Zelle sichtbar. Das wollen wir nicht. Deshalb bieten wir auch dunklere Folien für die Renovierung und Sanierung vor allem von denkmalgeschützten Bauten und historischen Gebäuden an, mit denen die Solartechnik optisch vollständig verschwindet, die aber trotzdem noch genügend Modulleistung ermöglicht.

Inzwischen sind mehrere Projekte mit der Folie realisiert. Wie entwickelt sich denn die Nachfrage?

Das bestehende Produkt beginnt sich in kleinen Schritten am Markt zu etablieren. Es wird aber die Entwicklung zum Massenprodukt nicht machen können, weil es preislich in einem anderen Bereich liegt, als es sich die Kunden wünschen. Obwohl wir dank dieser Projekte die Preise reduzieren konnten. Aber die Produktion der Module ist anspruchsvoll. Das wird sich ändern.

Wie viele Hersteller bieten schon weiße Module an?

In Europa bieten fünf Modulhersteller ihre Produkte auch mit unserer Folie an. In Fernost arbeiten wir im Moment mit fünf Herstellern zusammen. In Nordamerika sind es zwei Modulproduzenten. Mit der neuen Variante können wir aber auch die Produktionskapazität erhöhen, so dass wir in Zukunft auch mit noch mehr Partnern zusammenarbeiten können. Allerdings suchen wir die Zusammenarbeit mit wenigen Herstellern, die dafür aber zuverlässig Module mit unseren Folien anbieten.

Warum?

Es geht uns nicht um Hersteller, die die Lösung einmal testen, weil sie neu ist. Am besten ist es, wenn die Unternehmen ohnehin schon im Fassadenbau unterwegs sind. In Europa, Nordamerika und Asien gibt es schon die ersten Fassadenanbieter, die Module selbst herstellen oder speziell für sich anfertigen lassen. Das ist auch eine ganz neue Entwicklung. Diese Anbieter haben auch schon ihre eigenen Absatzkanäle.

Wie hoch ist Ihre Produktionskapazität?

Wir werden mit der neu entwickelten Variante eine Jahreskapazität von 500.000 Quadratmetern erreichen. Bisher waren es 60.000 bis 80.000 Quadratmeter.

Das Interview führte Sven Ullrich.

www.solaxess.ch

Naps Solar/Solaxess

Weiße Module für schwedische Wohnheime

Uppsala ist nicht gerade als sonnenverwöhnter Ort bekannt. Im Hochsommer scheint die Sonne in Mittelschweden durchschnittlich zehn Stunden, meist weniger. Trotzdem hat sich die Immobiliengesellschaft Heimstaden entschieden, einige ihrer Studentenwohnheime im Ortsteil Flogsta mit Solaranlagen auszurüsten.

Doch es sollten nicht irgendwelche Anlagen sein. Denn der Plan war, so viele Module wie möglich so zu installieren, dass sie ausreichend Strom liefern, um die Anlagen wirtschaftlich betreiben zu können. Das ist selbst bei der geringen Sonneneinstrahlung in dem Ortsteil im Westen der schwedischen Universitätsstadt möglich.

Module speziell angefertigt

Um genau diesen Plan umzusetzen, wurden zum einen die Flachdächer der zwölf Studentenwohnheime mit Modulen ausgestattet. Zusätzlich dazu wurden noch Module an den unverschatteten und nach Süden ausgerichteten Fassaden von drei Gebäuden angebracht. Es musste allerdings eine akzeptable Lösung her. Denn die Module sollten sich ästhetisch möglichst perfekt in die helle Fassade einfügen, ohne dass die Solartechnologie selbst zu sehen ist. Die Anforderung war nur mit weißen Solarmodulen zu lösen.

Das ist nicht einfach umzusetzen, aber inzwischen möglich. Denn der estnische Modulhersteller Naps hat auf die speziell angefertigten Module die Solarfolie des Schweizer Herstellers Solaxess aufgebracht. Diese besteht derzeit noch aus einer speziellen Folie, die ausschließlich den kompletten sichtbaren Anteil des Lichtspektrums reflektiert. Dadurch nimmt das menschliche Auge die Module als weiß wahr. Die unsichtbaren Lichtanteile hingegen lässt die Folie bis zu den darunter liegenden Solarzellen durch. Dieses Spektrum kann zur Stromproduktion genutzt werden.

Weiße Fassade produziert Strom

Die Spezialfolie wird noch zwischen zwei weiteren Folien eingekapselt, damit sie länger hält. Den oberen Abschluss bildet noch eine ETFE-Folie. Diese sorgt für eine matte Moduloberfläche. Außerdem erhöht sie den Selbstreinigungseffekt. „Eine weiße Moduloberfläche wurde bisher immer als ineffizient angesehen und natürlich absorbiert es die Sonneneinstrahlung nicht so effektiv wie ein schwarzes Modul“, erklärt Markus Andersén, Vertriebsleiter von Naps. Doch mit der Folie, die der Modulhersteller genutzt hat, wird die weiße Modultechnologie effizienter.

Tatsächlich würde eine weiß bedruckte Moduloberfläche, die die Solartechnologie komplett zum Verschwinden bringt, kaum noch Licht für die Stromproduktion übrig lassen. Die Spezialfolie hingegen senkt die Leistung im Vergleich zu einem Modul ohne weiße Oberfläche nur um 40 bis 45 Prozent. Dadurch leisten die Module, die mit 60 Zellen und einer Größe von 1.618 mal 981 Millimetern nahezu Standarddimensionen haben, zwar nur 160 Watt. Doch trotz dieser relativ geringen Leistung sind die Anlagen wirtschaftlich – in mehrfacher Hinsicht. „Die Installation von weißen Modulen an einer Immobilie zahlt sich immer aus in Form von emissionsfreier Energie, während eine passive weiße Glasoberfläche der Fassade oder herkömmliche Dachziegel keinen Strom produzieren“, erklärt Markus Andersén. Außerdem sieht eine solche Lösung großartig aus.

Weitere Projekte in der Planung

Insgesamt belegen die weißen Module 520 Quadratmeter der Stirnseiten der drei Wohnheime. Dazu kommen noch die Dachanlagen, die mit ganz normalen Paneelen ausgeführt wurden. Dadurch steigt die insgesamt installierte Modulfläche auf 1.900 Quadratmeter. Die Anlagen erzeugen zusammen jedes Jahr etwa 240.000 Kilowattstunden sauberen Solarstrom. Damit können sie fünf bis zehn Prozent des gesamten Strombedarfs der 2.000 Studentenwohnungen in Flogsta decken.

Die Anlagen an den Fassaden der Studentenwohnheime sind nur das erste von mehreren Projekten, die Naps und Solaxess gemeinsam mit schwedischen Architekten realisieren. Weitere Anlagen mit weißen Modulen sind schon in der Planung. Denn die Schweden seien offen für kühne und innovative Designvorschläge und neue Varianten von Solarsystemen.

www.napssolar.com