Wie zum Beispiel CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet: „Man kann doch nicht wegen eines solchen Tages die Politik ändern.“ Dabei hat sich die Katastrophe lange angekündigt: Im noch jungen 21. Jahrhundert hatten wir kaum ein Jahr ohne außergewöhnliche Wetterkatastrophen – Beispiele, die der „Stern“ in seinem Sonderheft „Die Flut“ am 31. Juli 2021 publizierte:
2002 Elbe-Flut in Deutschland – extreme Überschwemmungen,
2003 schwere Waldbrände in Frankreich, Hitzesommer mit 65000 Hitzetoten in Westeuropa,
2004 starker Wirbelsturm im Südatlantik,
2005 Hurrikan Katrina richtet riesige Verwüstungen im Süden der USA an,
2009 wochenlange Buschbrände im Bundesstaat Victoria in Australien,
2010 schwere Regenfälle in Pakistan (1.700 Tote),
2010 über 500 Waldbrände in Russland,
2011 größte Trockenheit in Äthiopien, Eritrea, Somalia, Kenia: Hungersnot,
2012 global heißester Monat Juli seit 1880,
2013 Hochwasserkatastrophe an Rhein und Elbe in Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechien und Polen,
2013 in Österreich erstmals über 40 Grad Celsius,
2013 in Japan erstmals über 41 Grad Celsius,
2014 erstmals seit 1880 global die feuchtesten Monate zu Jahresanfang, danach Rekord-Trockenheit,
2015 Spanien: trockenster Mai seit 1947,
2016 global drei wärmste Jahre seit 1881,
2016 in Kuweit mit 53.9 Grad die höchste Temperatur Asiens überhaupt,
2017 Hitzewelle in Argentinien und Chile,
2018 global wärmstes Jahr seit 1880,
2018 bis 2020 Extreme Trockenheit in Mitteleuropa, Ernteausfälle bis zu 70 Prozent,
2019 Zyklon „Kyarr“ ist mit 240 Stundenkilometern der bislang stärkste Wirbelsturm aller Zeiten,
2021 Starkregen in Nordrhein-Westfalen und Rheinlandpfalz mit über 200 Toten und über sechs Milliarden Euro Schäden,
2021 in Griechenland 54 Grad Celsius Hitze,
2021 Waldbrände rund ums Mittelmeer, in Kalifornien und Kanada,
2021 Hochwasser in China.
Soll das einfach so weitergehen?
Die schlichte Verlängerung dieser Gegenwart kann keine gute Zukunft für alle bringen. Nur im Rahmen der planetaren Grenzen wird künftig ökonomisches Handeln noch verantwortlich sein. Denn: Nicht nur Bangladesch ist ein verletzliches Land. Jedes Land ist durch die Klimakrise verletzlich geworden.
Der Klimatologe und Leiter des „International Center for Climate Change and Development“ in Dhaka (Bangladesch), Salemeed Huq, sagt in einer Botschaft an Deutschland nach dem verheerenden Hochwasser hierzulande im Juli 2021: „Seid nicht mehr unvorbereitet. Rechnet wieder damit. Das Wasser wird wiederkommen. Jeder muss in Zukunft an jedem Ort vorbereitet sein. Zerstörung, Verluste, es wird in Zukunft alle betreffen, und zwar überall. Egal ob reich oder arm.“
Was heute noch ein „Jahrtausend-Sommer“ ist , kann schon in zehn Jahren ganz normal sein, vermutet der Weltklimarat in seinem neuesten Bericht.
Eine Überlebensfrage der Menschheit
Die Bundestagswahl am 26. September 2021 wird zeigen, ob die Deutschen das Thema jetzt endlich begriffen haben und zur Machtfrage machen. Die bisherigen Reaktionen von Laschet, Scholz und Lindner beweisen, dass die Alt-Parteien immer noch nicht verstehen, dass die Klimakatstrophe die Überlebensfrage der Menschheit ist.
Deutschland braucht ein Klimaschutzministerium mit echter Machtkompetenz – wie die Grünen fordern und die USA bereits hat. Das alte Prinzip Hoffnung muss endlich ergänzt werden durch das neue Prinzip Handeln für künftige Generationen.
Klimaschutz muss das Thema Nummer Eins der neuen Regierung werden. Ein Klimaschutzministerium mit Macht hatte der konservative Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) bereits 1988 gefordert.
Dr. Franz Alt: Bürger zur Sonne, zur Freiheit (2)