Es ist absolut falsch, wenn Kanzlerkandidat Friedrich Merz im Wahlkampf gesagt hat, Deutschland könne sich nie zu 100 Prozent mit grüner Energie versorgen. Merz will Windräder wieder abreißen, „weil sie hässlich sind“. Einige beispielhafte Entwicklungen, die Merz widerlegen:
In Deutschland wurde 2024 bereits beinahe zwei Drittel des Stroms erneuerbar erzeugt. Wir können spätestens in zehn Jahren bei hundert Prozent Ökostrom sein.
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Die Entwicklung für die Erneuerbaren wächst nicht linear, sondern exponentiell. Im Sommer 1993 behauptete die deutsche Stromwirtschaft in ganzseitigen Anzeigen in vielen deutschen Zeitungen, regenerative Energien könnten „langfristig nicht mehr als vier Prozent unseres Strombedarfs decken“. Heute sind wir bei über 60 Prozent. Jeder blamiert sich so gut er kann.
„Wir können nicht gleichzeitig aus Atom und Kohle aussteigen“, hieß es noch vor einem Jahr aus Bayern. Soeben wurde das letzte Kohlekraftwerk des Freistaats in Zolling geschlossen und schon früher das letzte Kernkraftwerk. Überraschenderweise gingen in Bayern die Lichter nicht aus. Vielmehr rühmt sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jetzt, die meisten Solaranlagen in Deutschland zu haben. Wie schön! Söder setzt nunmehr auf die Sonne!
Gegenüber 1990 sind die Emissionen der Treibhausgase in Deutschland um 48 Prozent zurückgegangen. 2024 wurden in Deutschland über eine Million neue Solaranlagen installiert, ähnlich wie im Jahr zuvor.
Innerhalb von 24 Jahren haben wir die Kosten für Solarstrom und Windkraft um über 90 Prozent gesenkt. Das ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine einmalige ökonomische Erfolgsgeschichte – dank deutscher Ingenieurkunst.
In sonnigen arabischen Ländern wird Solarstrom mittlerweile für einen Cent pro Kilowattstunde erzeugt. Das ist gegenüber den alten Energieträgern unschlagbar preiswert.
Auch die Photovoltaik mit Batteriespeichern ist mittlerweile günstiger als Strom aus konventionellen Kraftwerken. Global wachsen die erneuerbaren Energien um 40, 50 und 60 Prozent pro Jahr.
Nach den Berechnungen der Energieagentur IEA werden die Emissionen ab 2027 auch global sinken. Die Nachfrage nach fossilen Energieträgern wird 2025 ihren Scheitelpunkt erreichen.
Die Europäische Union hat von Anfang 2022 bis Ende 2023 ihren Ökostromanteil verdoppelt und will ihn bis 2030 nochmals verdreifachen.
Pakistan hat seinen Solarstrom in den letzten zwei Jahren verachtundzwanzigfacht.
China hat in den letzten zehn Jahren etwa so viele erneuerbare Energien aufgebaut wie der Rest der Welt zusammen. Indien ist dabei, es China nachzumachen. Die beiden Milliardenvölker gehen jetzt mit gutem Beispiel voran. In China haben Sonne und Wind 2024 sogar die Kohle überholt, was vor kurzem noch undenkbar schien.
Zehn Asean-Staaten in Ostasien wollen ihren Anteil an erneuerbaren Energien bis 2027 gegenüber 2023 um 70 Prozent erhöhen. Ähnliche Ziele verfolgen Brasilien, Kuba, Argentinien oder Mali.
Das arme Kenia will ab Januar 2025 keine Benzin- oder Diesel-Autos mehr importieren, sondern nur noch E-Autos. Das afrikanische Land versorgt sich schon zu knapp 100 Prozent mit grünem Strom aus Geothermie und will künftig grünen Wasserstoff auch für Deutschland exportieren.
Fazit: Die Erneuerbaren senken die Stromkosten, schaffen Millionen neue Jobs, vermindern künftige Flüchtlingsströme und fördern die regionale Wertschöpfung. Überall auf der Welt werden Menschen von der solaren Weltrevolution profitieren. Die Energiewende ist möglich, aber sie fällt nicht vom Himmel. Sie muss erkämpft werden. Mit sonniger Zuversicht, Herr Merz!
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