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Auf der Höhe der Zeit

Seit der Jahrtausendwende wird in Bad Staffelstein der Innovationspreis des PV-Symposiums vergeben. Unter den Argusaugen der drei- oder vierköpfigen Jury wurden die Neuheiten auf ihren Innovationsgrad und ihre Reife hin abgeklopft.

Erster Preisträger war 2002 die Firma Energie Con aus Augsburg. Sie gewann damals mit dem Safer Sun, einem System zum Monitoring von Solarstromanlagen. Energie Con wurde 1998 aus einem Ingenieurbüro gegründet, die Firma war Vorläufer der heutigen Meteocontrol GmbH. Trotz des schwierigen Photovoltaikmarktes behauptet sich Meteocontrol gut mit Datenloggern, Anlagenüberwachung und Prognosetools. In Italien, Frankreich, Spanien und Kalifornien gibt es Tochtergesellschaften.

Die Solarstromprognosen von Meteocontrol werden beispielsweise von den vier deutschen Betreibern der Übertragungsnetze verwendet, also von Tennet, 50Hertz, Amprion und Transnet. Weltweit überwacht Meteocontrol heute mehr als neun Gigawatt Solarstromleistung in etwa 35.000 Photovoltaikanlagen.

Im Jahr 2003 erhielt Sunways aus Konstanz den Innovationspreis für seine Solarwechselrichter. Noch heute schwärmen alte Hasen von der Qualität und beeindruckenden Performance der Geräte. Allerdings hat Sunways die ökonomischen Hürden des Marktes nicht genommen.

Das ambitionierte Unternehmen ging in den Konkurs, weil es sich im härter werdenden Markt unter anderem mit Modulen für die Gebäudeintegration verzettelte. Auch war das Unternehmen als Hersteller von Wechselrichtern zu klein, um eine effiziente und preiswerte Massenproduktion aufzubauen.

Im Frühjahr 2014 wurde die Wechselrichtersparte an Shunfeng Photovoltaic International aus China verkauft. Zuvor hatten die Chinesen auch die Konkursmasse von Suntech übernommen, um einen neuen, globalen Konzern zu schmieden.

Bis 2007 gab es in Bad Staffelstein jeweils nur einen Preisträger. 2004 erschien der TÜV Rheinland in den Annalen des PV-Symposiums. Der TÜV hatte sein Messsystem Melson zur Ermittlung der Lichtqualität von Sonnensimulatoren vorgestellt. Bis heute sind die Solarlabors in Köln ein wichtiger Pfeiler der Forschung und Entwicklung in der deutschen Photovoltaikbranche.

Mehr Licht für Simulatoren

Zudem hat sich der TÜV immer wieder für Qualität in der Anlagenmontage starkgemacht. Ebenso stehen Blitzschutz, Brandschutz und Systemsicherheit von Batteriesystemen ganz oben auf der Agenda des Prüfdienstleisters. Auch der TÜV betreibt internationale Ableger, um das globale Wachstum der Photovoltaik zu begleiten.

Die Firma Aixcon aus Stolberg stellte 2005 eine Neuheit vor, bei der die Kennlinienmessung des Solargenerators direkt mit dem Wechselrichter gelang. Das war ein wichtiger Schritt zur weiteren Integration von Funktionen in der Leistungselektronik für Photovoltaikanlagen. Heute ist Aixcon unter anderem in der Leistungselektronik für Brennstoffzellen tätig. Seit mehr als 20 Jahren produziert die Firma Netzteile, Mikrowellen, Hochstrom-Pulsquellen, Gleichspannungswandler, Wechselrichter und Kundenlösungen in der Leistungselektronik.

Betrieb rückt in den Vordergrund

Im Folgejahr wurde das Überwachungssystem Sol Connect zum Preisträger gekürt, entwickelt und vorgestellt von Papendorf Software Engineering. Das Unternehmen aus Gärtringen in Baden-Württemberg hat die Produktfamilie mittlerweile aufgefächert. Angeboten werden Dienstleistungen und Software für das Monitoring, Metering und Management von Generatorsystemen. Dabei tritt die Firma auch als OEM-Lieferant für viele namhafte Hersteller und Systemanbieter auf.

Das Sol Connect Center erfasst die Daten von Wechselrichtern über RS485-, RS232- oder LAN-Schnittstellen. Zusätzliche Messgrößen wie beispielsweise die gerichtete Bestrahlungsstärke, Modultemperatur oder die eingespeiste Elektroenergie werden mittels Sensormodul Multi Scan oder IO-Modul erfasst. Das Web Portal und der Power Manager für Netzsicherheitsmanagement von Solaranlagen über 100 Kilowatt runden die Produktpalette ab.

Von 2007 an gab es jeweils drei Preisträger. SMA führte die Liste mit dem Sunny Backup an, einem Wechselrichter für die Notstromversorgung und Netzausfälle. Heute ist SMA der größte Hersteller von Solarwechselrichtern mit rund 5.000 Mitarbeitern. Die Produktpalette deckt alle Wechselrichtergrößen ab, von den kleinen einphasigen Umrichtern bis zu den größten Zentralwechselrichtern für 1.200 Volt DC aus dem Modulfeld. Zudem hat SMA sehr früh die Bedeutung der Stromspeicher erkannt.

Für das Eigenheim steht seit 2014 ein wandhängendes Batteriesystem mit Lithium-Ionen-Zellen zur Verfügung. SMA und Partner wie Tesvolt aus Wittenberg arbeiten an sehr preisgünstigen Großspeichern (Blei-Gel-Technologie). 2014 stellten die Ingenieure des Unternehmens aus Niestetal eine komplette Anschlussanlage für Großkraftwerke vor, mit integriertem Transformator, Schaltanlage und Sicherheitstechnik für die Mittelspannung (20 Kilovolt).

Ein Preis für netzferne Systeme

Wie alle Anbieter von Wechselrichtern sieht sich SMA mit einem erheblichen Preisdruck konfrontiert. Durch Zukäufe der Wechselrichtersparte von Danfoss und von Zeversolar aus China hat sich SMA jedoch neue Zugänge zu den Märkten in Asien erschlossen und Lücken in der Produktpalette geschlossen. Auch bietet SMA schon seit einigen Jahren sogenannte Modulwechselrichter an, die den DC-Strom direkt am Solarmodul in Wechselstrom umsetzen.

Im Jahr 2008 gewann Phocos den Innovationspreis (erster Platz) für modulare Leistungselektronik in solaren Inselsystemen. Die Firma aus Ulm hat sich der ländlichen Elektrifizierung in netzfernen Regionen verschrieben, beispielsweise in Afrika. Alle Produkte dienen der Stromerzeugung und Stromnutzung in unterentwickelten Gegenden.

Der erste Boom der Photovoltaik

Durch das EEG stieg die jährlich installierte Solarstromleistung in Deutschland steil an. 2007 knackte der Zubau die magische Marke von einem Gigawatt (1,27 Gigawatt), 2008 waren es bereits fast zwei Gigawatt. 2009 verdoppelte sich der Zubau auf 3,8 Gigawatt. In diesem Jahr war es der Modulhersteller Solon aus Berlin, der den Innovationspreis in Bad Staffelstein erhielt. Das Modul Black 160/05 war speziell für die Indachmontage vorgesehen. Ausgewählt wurde es aus elf Bewerbungen. Entscheidend waren das Design und der besondere Montagekomfort.

Das Solon Black 160/05 war komplett schwarz und fügte sich homogen in jede Dachfläche ein. Zudem kam es ohne herkömmliche Installationssysteme wie Unterspannbahnen, Aluschienen und Modulklammern aus. Der Rahmen bestand aus Polyurethan, geliefert von Bayer Material Science. In den Rahmen eingearbeitete Bohrlöcher ermöglichten die direkte Montage.

Außerdem überlappten sich die Kunststoffrahmen der einzelnen Module ähnlich wie Dachziegel und machten das System so zu einem Teil der wasserführenden Schicht. Das Indachsystem eignete sich für Dächer mit Neigungen zwischen 22 und 60 Grad. Zugehörige Bleche ermöglichten die Anbindung an alle gängigen Ziegel und Dachsteine. Das Modul leistete maximal 180 Watt, was einem Wirkungsgrad von 14 Prozent entsprach.

Solons Ende

Leider blieb auch Solon auf der Strecke. 2014 verschwand das Unternehmen aus dem Berliner Handelsregister, nachdem es zunächst von der indisch-arabischen Firma Microsol übernommen und weitergeführt worden war. Den heutigen Anforderungen an Solarmodule war das Solon 160/05 jedoch nicht gewachsen.

Zum einen entwickelte sich die Nachfrage nach Indachsystemen bei weitem nicht wie damals erwartet. Kostengünstige Standardmodule für die Aufdachmontage trieben den Markt. Zudem hätte ein Modulrahmen aus Polyurethan heute kaum eine Aussicht auf Zulassung, denn Kunststoffe dürfen nicht als Dacheindeckung verwendet werden.

Leistungselektronik im Fokus

Und: Solon nutzte seine anfänglichen Markterfolge nicht, um einen effizienten Vertrieb aufzubauen. Die Gewinne flossen in einen 40 Millionen Euro schweren, architektonisch anspruchsvollen Neubau im Berliner Stadtteil Adlershof. Doch die Kredite des Gebäudes würgten den Modulhersteller ab, als der Markt 2012 einbrach.

Solon war als eines der ersten deutschen Solarunternehmen an die Börse gegangen, als einer der Pioniere in der Herstellung von Solarmodulen. Am Ende war das Geld der Aktionäre verbrannt, die Immobilie in Adlershof gehört der Bank.

2010 war es in Bad Staffelstein wieder SMA, dieses Mal wurde der Sunny Tripower als beste Innovation bewertet. Der Tripower ist bis heute das Rückgrat der Stringwechselrichter von SMA.

2011 stand erneut ein Hersteller von Wechselrichtern auf dem Treppchen: Voltwerk Electronics aus Hamburg stellte den Solarspeicher VS 5 hybrid vor. Damit waren die Hamburger einer der ersten Anbieter von Solarstromspeichern mit integriertem Batteriewechselrichter und Lithiumzellen. Voltwerk gehörte zu den vier Unternehmen, aus denen der Conergy-Konzern hervorging. Conergy war einige Jahre lang Vorreiter in der Photovoltaik. Letztlich verzettelte sich auch diese ambitionierte Unternehmung.

Voltwerk wurde an Bosch verkauft und firmiert seitdem als Geschäftseinheit Bosch Power Tec. Zum Jahresende 2014 gab Bosch das Werk in Hamburg auf, fortan werden die Solarspeicher in Stuttgart gefertigt. Von Conergy ist nur noch ein kleines Team übrig, das sich auf größere Solarprojekte im Ausland konzentriert, als EPC-Unternehmen und Planungsgesellschaft.

Solarlog macht das Rennen

Der Datenlogger Solarlog Utility Meter von Solare Datensysteme aus Geislingen-Binsdorf machte 2012 das Rennen in Bad Staffelstein. Auch dieses Unternehmen ist weiterhin stark in der Photovoltaik vertreten. Der Solarlog wird von vielen Installateuren als Monitoringsystem und Energiemanager für Anlagen mit mehreren Generatoren geschätzt. Auf den zweiten Platz kam damals Power-One, ein Hersteller von Solarwechselrichtern aus den USA.

Der Aurora Ultra war seinerzeit der größte Wechselrichter für Solaranlagen, mit 1,4 Megawatt Leistung. Damals war die Hochzeit der großen Solarparks in Deutschland und Italien, der anfangs aussichtsreiche Markt in Spanien war bereits eingebrochen. Der Zubau erreichte 7,5 Gigawatt allein in Deutschland.

Zunehmend Speicher gewürdigt

Power-One hat unterdessen seine Selbstständigkeit eingebüßt. 2013 wurde das Unternehmen vom ABB-Konzern geschluckt, einem der Großen im weltweiten Geschäft mit Energietechnik.

Fortan firmieren die Wechselrichter unter dem Label der neuen Muttergesellschaft, die ihren Sitz in der Schweiz hat. Mit dieser Vertriebsmacht und Bonität im Rücken dürfte Power-One auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Photovoltaik spielen.

2013 wurde das neue Firmengebäude der Galaxy Energie GmbH in Berghülen ausgezeichnet. Dort hatte das innovative Solarunternehmen aus Schwaben bereits wichtige Ideen ausprobiert, mit denen es bis heute erfolgreich ist: Gebäudeintegration, komplexe Systemtechnik, ganzheitliche Energieversorgung und Eigenverbrauch.

Die Dachfläche des neuen Hauptsitzes besteht aus etwas mehr als 1.500 transparenten Solarmodulen, die für Tageslicht im Gebäude sorgen. Insgesamt wurden rund 350 Kilowatt installiert.

Die leichte Durchbiegung des Daches war gewollt: Schnee kann so leichter abrutschen. Außerdem entsteht an der Unterseite des Daches ein Wärmekanal, der am Gebäudefirst eine Wärmepumpe antreibt. Diese Wärme sowie der Strom vom Dach werden benutzt, um einen Eisspeicher zu beladen.

Unter dem Gebäude befindet sich ein riesiger Wassertank (500.000 Liter), der den Sommer über aufgeheizt wird und als weitere Wärmequelle für die Wärmepumpe dient.

Der Eisspeicher ist in der Lage, durch den Winter verschiedene Schichten des Tanks anzufahren und die für Heizung und Brauchwasser benötigte Wassertemperatur bereitzustellen.

Elektromobilität ergänzt Photovoltaik

Wie viele Unternehmen der Solarbranche hat Galaxy Energy in der Elektromobilität ein zweites Standbein gefunden, beispielsweise durch ansprechende Ladesäulen für Elektrofahrzeuge.

Im vergangenen Jahr stand Steca aus Memmingen auf dem Treppchen. Der Batterieladeregler Tarom MPPT 6000-M überzeugte die Jury, weil er unabhängig vom Batterietyp und der Zellchemie ein Optimum an Energie aus dem Stromspeicher kitzelt.

Steca ist vor allem durch die Wechselrichter mit der Coolcept-Technologie bekannt, unter der eigenen Marke oder als OEM-Lieferant unter anderem für Solar Frontier.

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