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Highlights aus Labor und Praxis

Es ist die weltgrößte Photovoltaikkonferenz und sie gilt als wichtigste Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie: die European Photovoltaik Solar Energy Conference and Exhibition (EU PVSEC), die in diesem Jahr im spanischen Valencia stattfindet. Vom 1. bis zum 5. September werden Wissenschaftler und industrielle Anwender über die neuesten Entwicklungen in Labors und Unternehmen diskutieren – sowie über Märkte und Politik. Konferenz veranstalter WIP Renewable Energies rechnet mit über 3.500 Teilnehmern aus etwa 80 Ländern. „Auffallend ist eine immer stärkere Beteiligung aus dem Forschungs- und Anwendungsbereich der Industrie“, erläutert WIP-Geschäftsführer Peter Helm. „Die Industrie ist nicht nur intensiv an der Ausstellung, sondern zunehmend auch an der Konferenz interessiert.“

Den größten Raum im Konferenzprogramm nehmen Ergebnisse aus der Grundlagenforschung ein. Der Fortschritt im Bereich der Dünnschichttechnologie beispielsweise ist eines der in Valencia präsentierten Highlights. „Mit einem jährlichen Wachstum von rund 30 bis 40 Prozent gehört dieser Bereich zu den dynamischsten Industriesektoren“, erklärt Daniel Lindot, Vorsitzender der 23. Europäischen Photovoltaikkonferenz. Kein Wunder, immerhin bietet der Ansatz, dünne Schichten photoaktiver Halbleiter auf verschiedenen Trägermaterialien zu verwenden, großes Sparpotenzial bei Rohstoffen und Energie. Diskutiert werden außerdem mögliche neue Materialien und Bauweisen, Wege zur Optimierung von PV-Anlagen wie die nötige Ausgewogenheit der Systemkomponenten sowie Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit verschiedener PV-Module.

Die präsentierten Forschungsergebnisse stammen jedoch nicht nur aus dem Labor. Pilotprojekte und Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen Ländern stehen auf der Tagesordnung, von Japan über Spanien und Italien, Deutschland und die Beneluxstaaten bis Israel und Nordamerika. Vor allem die stabile Netzanbindung steht im Fokus, aber auch Erfahrungen mit PV-Anlagen in historischen Stadtzentren sowie an modernen Fassaden. Auch wenn es um den Einsatz von Photovoltaik jenseits großer Anlagen, Städte oder Netze geht: Die Forscher stellen neue Ansätze für produktintegrierte Photovoltaik vor und diskutieren mögliche Wege der Energieversorgung für abgelegene ländliche Regionen oder für Entwicklungsländer.

Netzparität großes Thema

Die Wissenschaftler beleuchten außerdem die Entwicklungen auf den verschiedenen Photovoltaik-Märkten der Welt. Dabei geht es ebenso um die Wachstumsraten der boomenden Industrie wie um die Akzeptanz der Technologie bei den Anwendern, um den Stellenmarkt, um Finanzierungswege und bürokratische Hürden – und angesichts der aktuellen Degressionsbeschlüsse um die Herausforderungen auf dem Weg zur Grid Parity.

Die Netzparität findet sich als Thema auch parallel zum eigentlichen Kongressprogramm. Das Industrieforum, das der Europäische Photovoltaikindustrieverband EPIA zusammen mit Konferenzveranstalter WIP am 3. September veranstaltet, hat neben der Marktentwicklung auf der Angebots- sowie auf der Nachfrageseite ebenfalls die Grid Parity zum Thema. Herausforderungen und Lösungen für die Netzintegration werden diskutiert, außerdem verschiedene Szenarien der Preisentwicklung. Gastredner ist Jeremy Rifkin, Gründer und Vorsitzender der US-amerikanischen Foundation on Economic Trends. Er schildert seine Version einer dritten, von Europa angeführten industriellen Revolution – und wie Photovoltaik dazu beitragen kann. Die Internationale Energieagentur (IEA) widmet dem Thema Grid Parity am 4. September einen Workshop. Die Diskussion soll sich nicht auf die Preisentwicklung beschränken, sondern auch andere Aspekte abdecken: Marktbarrieren, Fördermittelpolitik, Reibungspunkte mit Netzbetreibern.

Während die Konferenz vom 1. bis zum 5. September stattfindet, öffnet die begleitende Fachmesse vom 1. bis zum 4. September ihre Tore. Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Fläche um 50 Prozent auf etwa 48.000 Quadratmeter vergrößert, trotzdem ist die Ausstellung bereits seit März ausgebucht. 700 Unternehmen werden im Rahmen der Fachmesse sich und ihre Produkte vorstellen, China und die USA sind dabei deutlich stärker vertreten als in den Vorjahren. WIP erwartet etwa 20.000 Besucher, im Gegensatz zur Konferenz ist der Eintritt frei. Präsentiert wird die gesamte Wertschöpfungskette der Photovoltaik.

Die Reutlinger Manz-Gruppe und die US-amerikanische Firma Optomec wollen in Valencia die erste Frucht ihrer strategischen Zusammenarbeit vorstellen: den Prototyp einer Anlage, bei der das Aerosol-Sprühverfahren von Optomec in das Metallisierungssystem von Manz Automation integriert wird. Das Sprühverfahren ermöglicht ein kontaktfreies Auftragen metallischer Frontkontakte auf kristalline Solarzellen – laut Hersteller sind die Linien deutlich dünner als beim traditionellen Siebdruckverfahren, haben eine höhere Leitfähigkeit und einen geringeren Abschattungseffekt. In Verbindung mit der anschließenden Galvanisierung könne so die Effizienz kristalliner Solarzellen deutlich verbessert werden.

Ausstellungsschwerpunkt von Sharp ist die Dünnschichttechnologie und deren Produktionsausbau: Im japanischen Sakai entstehen gerade eine LCD-Fabrik der zehnten Generation und eine Solarzellenfabrik mit einem Produktionsvo lumen für Dünnschichtzellen von 1.000 Megawatt pro Jahr. Sharp will die beiden Technologiebereiche zu einem „Industriepark für das 21. Jahrhundert“ verbinden. Auch bei Solarworld liegt der Fokus auf dem Konzern: Neben den bekannten Produkten werden alle Wertschöpfungsstufen vorgestellt.

US-Anbieter Silicon Genesis (SiGen) präsentiert im Rahmen der Fachmesse das Verfahren PolyMax, mit dem sich nach Unternehmensangaben Solar-Wafer verschnittfrei produzieren lassen. Durch die Vermeidung von Verschnitt könnten die Herstellungskosten deutlich sinken, außerdem sollen die so produzierten Wafer laut SiGen bedeutend bruchfester sein. Die Pilotproduktion zur verschnittfreien Verarbeitung von Siliziumrohlingen zu Wafern von einer Dicke von 150 bis 50 Mikrometer soll im Frühling 2009 starten.

Siebdruck-Spezialist Thieme stellt in Valencia sein Flaggschiff vor: eine vollautomatische Anlage zur partiellen Beschichtung kristalliner Solarzellen. Der Maschinenhersteller bietet jedoch auch Produktionslinien für Dünnschichtzellen auf Folie oder Glas an. Auch der Münchener Solar-Spezialist Centrosolar zeigt bei der PVSEC einen Auszug aus der Produktpalette: Bei den kristallinen Solarmodulen steht das Modul SM 8000 im Fokus, das ein sehr gutes Schwachlichtverhalten vorweisen soll. Das Großflächensystem PV Plate repräsentiert die Dünnschicht-Sparte des Unternehmens. Q-Cells aus Bitterfeld, größter konzernunabhänger Solarzellen-Hersteller, präsentiert seine Zellen sowie die Dünnschichtmodule der Tochterfirmen Calyxo, Solibro und Sontor. Und die Konstanzer Firma Sunways nutzt die PVSEC für den internationalen Verkaufsstart ihres ersten, in Deutschland bereits eingeführten Zentralwechselrichters PT 30k.

Mit 500 Quadratmetern Fläche größter Einzelaussteller ist wie bereits 2007 in Mailand das Freudenstädter Unternehmen Gebr. Schmid (GSF). Die weltweit tätige Firma bietet Produktionsequipment für die Bereiche Waferfertigung, Zellherstellung und Modulfabrikation an, von der Einzelanlage bis zur schlüsselfertigen Komplettlösung. Das Schnittstellen-Konzept der PVSEC kommt GSF entgegen: Das Unternehmen betreibt an seinem Stammsitz seit einem Jahr ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum.

Petra Hannen

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