Kostal und Lapp bescheinigen sich die Kompatibilität von bestimmten Solarsteckern. Der TÜV würde diese Kombination von Steckverbindern verschiedener Hersteller bei einer Anlagenbegutachtung als Mangel bewerten, die DGS begrüßt den Schritt.
Kompatibilität zwischen verschiedenen Steckerherstellern könnte Installateuren und damit auch den Endkunden über den Preis das Leben leichter machen. In diese Richtung gehen die beiden Hersteller Kostal und Lapp. Normalerweise geben die Hersteller bestimmte Daten zu den Steckverbindern nicht gern heraus. Das ist nachvollziehbar, denn in den Entwicklungen steckt sehr viel Know-how.
Mit den Linien MC3 und MC4 hat sich Multi-Contact über die Jahre bei Photovoltaikanlagen durchgesetzt und internationale Standards definiert. Die von Multi-Contact entwickelte Lamellentechnik sorgt dafür, dass der Strom an den Anschlusskontakten mit niedrigen Widerständen fließt. MC4-Steckverbinder verfügen über ein Verriegelungssystem und eine Sicherungshülse, die mit nur einem Werkzeug gelöst werden können. Die MC4-Stecksysteme waren nach ihrer Einführung bald so gefragt, dass es in der Vergangenheit mitunter zu Lieferschwierigkeiten kam. Quasistandard, Akzeptanz und Knappheit riefen zahlreiche Hersteller auf den Plan, die kompatible Streckverbindungen versprachen, nach dem Motto: Wenn es passt, dann passt es. Doch mit diesem Versprechen war es nicht weit her.
Da waren zum einen die Fertigungstoleranzen für die Kontakte. Weil die Toleranzgrenzen für die Kontakte nicht an die Marktteilnehmer weitergegeben wurden, konnten diese auch keine passgenauen Gegenstücke produzieren. Denn wenn der nicht eingeweihte Produzent ein zufällig ausgewähltes Einzelexemplar analysiert, kann er nicht wissen, ob dieses von den Stärken der Kontakte nun gerade nach oben oder nach unten vom Prototyp abweicht. Normgenaue Entsprechungen werden so zum Zufallstreffer.
"Man kennt sich "
Deshalb bemühten sich die Experten sowohl bei Kostal als auch bei Lapp um einen Schritt in Richtung Standardisierung. Dass beide Hersteller dann ins Gespräch kamen, war kein Zufall. „Man kennt sich. Die Philosophie verbindet“, so Markus Vetter, Leiter Marketing und Kommunikation bei Kostal Industrie Elektrik in Hagen, und „die Chemie stimmt.“ Das ist wichtig, im wahrsten Sinne des Wortes. Die konkrete Zusammenarbeit zwischen Kostal und Lapp zur Entwicklung kompatibler Steckverbinder begann vor etwa einem Jahr. Zunächst haben die Kooperationspartner Zeichnungen offengelegt, ihre Toleranzen ausgetauscht und festgelegt, wer später was prüfen wird. Denn um vollständig kompatibel zu sein, müssen die Steckverbindungen an den stromleitenden Kontakten 100-prozentig passen. „Unterschiedliche Materialkompositionen bei Metallen, Kunststoffen und Dichtungen müssen harmonieren“, erklärt Jörg Schmidt, Leiter Vertrieb PV-Modul-Anschlusstechnik bei Kostal Industrie Elektrik. Nur so seien die Paare sicher und langlebig. Sonst könnten die unterschiedlichen Kunststoffe im ungünstigen Fall miteinander reagieren und deshalb vorzeitig altern. Die Dichtungen würden sich eventuell unterschiedlich ausdehnen. Steckverbindungen in Photovoltaikanlagen sind extremen Temperaturschwankungen, Wind und Sturm, manchmal Sonne und mitunter Schadstoffen oder aggressiver Seeluft ausgesetzt. Dennoch sollen sie über einen langen Zeitraum einwandfrei funktionieren.
Um die Risiken zu minimieren, wurden die Untersuchungen zum Nachweis der Kombinierbarkeit der Stechverbinder von Kostal und Lapp in beiden Unternehmen auf der Basis der hier einschlägigen Norm DIN EN 50521 (Steckverbinder für Photovoltaiksysteme, Sicherheitsanforderungen und Prüfungen) durchgeführt und mit positivem Ergebnis abgeschlossen. Ein Bestandteil dieses Verfahrens sind auch Langzeittests. Um alle Anforderungen zu bestehen, haben die Partner sich Zeit genommen und die gemischten Paare ein halbes Jahr lang auf Herz und Nieren geprüft. Auf der Basis der Tests und angeglichenen Konstruktionsunterlagen konnten Lapp und Kostal dann im Frühsommer dieses Jahres zur Intersolar in München die Kompatibilität ihrer Steckverbinder Epic Solar 4 Thin und Kostal KSK 4 präsentieren. Kostal und Lapp haben darüber hinaus vereinbart, sich auch über künftige Änderungsvorhaben gegenseitig zu informieren, beispielsweise beim Einsatz neuer Werkstoffe oder Veränderungen von Materialzusammensetzungen. Sollte es trotzdem zu einer Beschädigung durch die Kombination der Steckverbinder kommen, übernimmt der jeweilige Hersteller die Gewährleistung für seine Komponenten. Ergibt die Fehleranalyse keine eindeutige Zuordnung zu einem der Hersteller, übernehmen beide Firmen die Gewährleistung jeweils zur Hälfte. Mit dieser Lösung soll das Schadensrisiko von den Schultern der Installateure und Anlagenbetreiber genommen werden.
Mittlerweile sind die kompatiblen Stecker ein halbes Jahr lang auf dem Markt. Zeit für eine erste Bilanz. Von den Kunden gab es bisher Anerkennung: Endlich mal jemand, der sich der Thematik annimmt. Probleme durch die geprüften Kreuzverbindungen gab es nach Angaben der beiden Hersteller bisher nicht.
Lesen Sie in der Dezemberausgabe des photovoltaik-Magazins, wie der TÜV die Kreuzverbindungen bewertet.(William Vorsatz)