Vier Millionen Stromer könnten 2030 durch deutsche Straßen sausen. Das beeinflusst auch das Stromsystem und die Strompreise. Das Fraunhofer ISI hat errechnet, dass zwar Investitionen in Stromnetze nötig sein werden. Die Strompreise für Haushalte könnten aber in Summe sinken.
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, kurz ISI, hat in einer aktuellen Studie den Einfluss der Elektromobilität auf die Haushaltsstrompreise in Deutschland im Jahr 2030 untersucht. Dieser Zeitpunkt wurde gewählt, da dann die Transformation des Energiesystems voraussichtlich weit fortgeschritten ist. Dies beinhaltet unter anderem, dass Elektrofahrzeuge und weitere Technologien für die Sektorkopplung wie Wärmepumpen, die weit verbreitet sind. Für 2030 geht das Forschungsteam bei seinen Berechnungen von vier Millionen Elektrofahrzeugen aus, die einen Nettostrombedarf von rund 11,6 Terawattstunden haben werden.
90 Prozent im Stromnetz sind Fixkosten
Ein wichtiger Faktor bei der Berechnung der künftigen Strompreise sind demnach die Netznutzungsentgelte: Mehr als 90 Prozent der Kosten des Stromnetzes sind fixe Kosten, die den Verbrauchern über die Netznutzungsentgelte berechnet werden. Ein Vorteil: Der höhere Stromabsatz durch Elektrofahrzeuge sorgt für eine bessere Auslastung des kapitalintensiven Stromnetzes. Dies könnte laut der Studie dazu führen, dass sich die spezifischen Entgelte reduzieren und dadurch die Strompreise für Haushalte deutlich sinken. Allerdings betonen die Autorinnen und Autoren der Studie, dass die Situation in den Verteilnetzen in Deutschland stark unterschiedlich sei – und in einzelnen Netzgebieten auch zu einem Preisanstieg durch höhere Netzentgelte kommen könne.
Ein weiteres wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass relevante zusätzliche Netzinvestitionen durch Elektrofahrzeuge nur dann anfallen, wenn eine höhere Ladeleistung von elf Kilowatt und mehr mit einer ungesteuerten Beladung von Elektrofahrzeugen zusammenkommt. Bei geringerer Ladeleistung oder einer gesteuerten Ladung der Elektrofahrzeuge fallen in der Regel keine zusätzlichen Netzinvestitionen an. Die Empfehlung der Autoren lautet deshalb „ein gesteuertes Beladen von Elektrofahrzeugen zu unterstützen beispielsweise durch eine entsprechende Tarifgestaltung“. Auch die technische Begrenzung der Ladeleistung auf elf Kilowatt kann demnach sinnvoll sein. (Niels H. Petersen)
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