Die Infrastruktur gilt als Schlüssel zur breiten Einführung der Elektromobilität. Der Aufbau von E-Tanksäulen ist in vollem Gange und birgt großes Potenzial für die Installateure.
Anfang Dezember hat die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) ihren vierten Fortschrittsbericht der Bundesregierung vorgelegt. Fazit: Es ist noch viel zu tun. Ohne zusätzliche Fördermaßnahmen wird das Ziel, im Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen zu haben, deutlich verfehlt. Derzeit sind es nur etwa 24.000.
Doch die NPE hat auch Fortschritte festgestellt. So sind in Deutschland aktuell rund 4.800 Ladepunkte für Wechselstrom an etwa 2.400 Standorten installiert. Hinzu kommen rund 100 Schnellladepunkte mit Gleichstrom. Für die NPE ist damit die „Grundlage für den Markthochlauf in Deutschland gelegt.“
Und diese Grundlage wird zunehmend breiter. Denn die Nachfrage wächst. „Das Thema kommt wirklich ins Rollen“, sagt Burkhard Rarbach, der bei der Firma in Kirchhundem für die Kommunikation zuständig ist. „Sowohl Energieversorger und Stadtwerke als auch Industrie, Gewerbe und Dienstleistungsbetriebe fangen an, sich mit dem Thema zu beschäftigen und Ladeinfrastruktur errichten.“
Neuheiten von Mennekes
Rarbach zieht vor allem ein positives Fazit der Fachmesse Ecartec. Obwohl die jährliche Branchenmesse Ende Oktober in München mit gut 400 Ausstellern in zwei Messehallen recht klein und überschaubar war, so war unter den rund 12.000 Besuchern doch eine Menge Fachpublikum. Entsprechend zufrieden waren viele Aussteller mit der Qualität der Gespräche auf den Messeständen.
Mennekes stellte seine neuen Wallboxen Amtron vor. Die Ladebox gibt es mit fest angeschlossenem Kabel für die Steckertypen 1 und 2. Ohne Kabel haben die Amtron-Boxen einen Typ-2-Anschluss, der auch mit Shutter – also zusätzlichem Berührungsschutz – zu haben ist.
Wichtigste Neuerung der Amtron-Baureihe ist das so genannte Home Energy Management. Damit lässt sich der Eigenverbrauch einer Photovoltaikanlage maximieren. Der Home-Energy-Manager teilt dem Wechselrichter mit, wie viel Energie in welcher Zeit geladen werden soll.
Schneider kooperiert mit RWE
Schneider Electric präsentierte seine neue Kooperation mit RWE und ein Energiemanagement für eine große Anzahl von Ladestationen. Technisches Highlight und Alleinstellungsmerkmal der „EV Link“-Ladestationen ist die so genannte MNx-Fernsteuerung. Mit dieser Schaltung ist es möglich, bei einer Fehlfunktion der Wallbox oder Ladestation, den vorschalteten Leitungsschutzschalter auszulösen.
Damit ist zum Beispiel ein Defekt das Schützes in der Wallbox, etwa wenn die Kontakte verkleben, abgesichert. Auch schützt die MNx-Fernsteuerung nicht nur das Elektrofahrzeug, sondern ebenso die Elektroinstallation des Gebäudes.
EV Charge von Phoenix Contact
Höhepunkt bei Phoenix Contact aus Blomberg war die ab 2015 verfügbare EV Charge Control Professional. Diese Steuereinheit wird sowohl in Wechsel- als auch in Gleichstromladestationen eingebaut. Das erlaubt den Aufbau größerer Ladeinfrastrukturen mit nur einer Steuerung, mit der auch eine DC-Schnellladung nach dem Prinzip des Combined Charging System (CCS) möglich ist.
Schletter präsentiert P-Charge
Schletter ist in der Photovoltaik durch Untergestelle bekannt. Nun wollen sich die Bayern ein starkes Standbein in der Elektromobilität aufbauen. Schletter hat das Ladesystem P-Charge entwickelt, das bis 32 Ampere Ladestrom aufbringt. Die übertragbare Leistung von 22 Kilowatt wird dreiphasig angeboten. Je nach Kundenwunsch werden Steckerkabel und Anschlussdosen für Typ 1 oder Typ 2 geliefert. Schletter vertreibt die Ladeboxen auch als OEM-Lieferant für Systemanbieter.
Steven Dorresteijn entwickelt das Geschäftsfeld Elektromobilität für ABB. Der Energietechnikriese hatte vor kurzem das niederländische Unternehmen Epyon gekauft, wie auch Power-One, Anbieter von Wechselrichter.
Bisher haben Dorresteijn und sein Team rund 1.500 Ladesäulen installiert, schon mehr als 2.000 sind verkauft. ABB ist ausschließlich im Auftrag großer Unternehmen wie BMW, Volkswagen, RWE und Vattenfall tätig, unter anderem auch an den deutschen Autobahnen. Das Ladesystem „DC fast charge“ erlaubt sehr hohe Ladeleistungen. „Unsere wichtigsten Märkte sind Europa, die USA und China“, urteilt der Holländer. „China wird der größte Markt, wegen der enormen Umweltverschmutzung.“
Deshalb treibt das Reich der Mitte den Ausbau von elektrischen Ladesäulen voran. So wurde eine Tiefgarage in Shenzhen innerhalb weniger Wochen mit 117 Lagepunkten für E-Taxis ausgestattet. Jeder Ladepunkt leistet zwischen 80 bis 90 Kilowatt. Um sie zu versorgen, wurde eigens eine Mittelspannungsleitung mit fünf Megawatt Leistung eingezogen.
Kombination mit Power-One
Dorresteijn stellt in Aussicht, dass ABB die Solarwechselrichter von Power-One mit geeigneten Schnittstellen ausstatten wird, um „DC fast charge“ einzubinden. Bei Speichern arbeitet ABB mit dem chinesischen Giganten BYD zusammen. „Wir bauen auch Wallboxen für das Elektroauto Danzas, das von BYD und Daimler gemeinsam entwickelt wurde“, erläutert Steven Dorresteijn. „Die Batterie hat 48 Kilowattstunden, sie wird in drei bis vier Stunden aufgeladen. Hat die Ladebox 20 Kilowatt Leistung, reichen zwei bis drei Stunden.“ Im Jahr 2010 hatte Epyon nur ein einziges System verkauft. „Aber jetzt“, meint Dorresteijn, „geht es richtig los.“ (Karsten Schäfer/Heiko Schwarzburger)
Den vollständigen Report lesen Sie im Januarheft der Fachzeitschrift photovoltaik, das am 8. Januar 2015 erscheint. Die Redaktion wünscht allen Lesern frohe Festtage und einen guten Start ins Neue Jahr!