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AKTUELLES INTERVIEW

“Die Verunsicherung wird sich legen“

Das neue EEG hat den Eigenstromverbrauch nicht unattraktiv gemacht, sagt Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus im Interview. Er denkt, dass die Verunsicherung in der Branche 2015 schwinden wird.

Wie schätzen Sie rückblickend das vergangene Geschäftsjahr ein?
Detlef Neuhaus: Das erste Halbjahr lief sehr gut. Wir hatten uns eine solide Null vorgenommen, nach  zwei Jahren mit roten Zahlen. Aber das neue EEG hatte im weiteren Jahresverlauf einen durchschlagenden Effekt. Obwohl es die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik eigentlich nur unwesentlich verschlechtert hat, ging der Markt stark zurück.

Worauf führen Sie diesen Einbruch zurück?
Neuhaus: Wir hatten uns gut vorbereitet. Bei den kleinen Anlagen unter zehn Kilowatt gab es ja faktisch keine Veränderungen. Und bei gewerblichen Anlagen ist auch weiterhin eine Amortisationszeit von acht oder neun Jahren möglich. Das neue EEG hat die Spanne lediglich um drei bis acht Monate verlängert, je nach Anlagengröße und Anteil des Eigenverbrauchs. Ich denke, die Menschen waren verunsichert durch die dauernden Diskussionen und Veröffentlichungen. Deshalb haben sie sich so stark zurückgehalten. Die Verunsicherung dauerte bis zum Jahresende an, das haben die schlechten Zubauzahlen erwiesen.

Es hat die Branche einige Jahre gekostet, den Leuten beizubringen, dass sie mit Photovoltaik Geld verdienen können. Nun müssen die Leute umdenken und verstehen, dass sie mit Photovoltaik sparen können. Solche Prozesse brauchen Zeit …
Neuhaus: Genau. Denn das EEG hat den Eigenstromverbrauch nicht unattraktiv gemacht. Ich denke, die Verunsicherung wird sich 2015 legen. Ende 2014 haben wir unsere schwarze Null nicht ganz erreicht. Denn auf die schwierige Marktlage haben einige Modulhersteller mit starken Preisnachlässen reagiert. Wir haben also nicht nur weniger zugebaut, sondern auch weniger pro Modul verdient.

Solarwatt ist vor mehr als 20 Jahren als Modulhersteller gestartet. Mittlerweile treten Sie als Systemanbieter auf. Hat Ihnen ein breiteres Produktportfolio in der Krise geholfen?
Neuhaus: Wir bieten neben Solarmodulen die komplette Systemtechnik an, bis hin zu Stromspeichern und unserem Energiemanager, der am Markt kaum ein vergleichbares Produkt findet. Aber wenn Sie keine Module verkaufen, verkaufen Sie auch keine Systeme. Dennoch sehen wir uns auf dem richtigen Weg. Wir werden als Systemanbieter in diesem Jahr wieder wachsen.

Worauf gründet sich Ihr Optimismus?
Neuhaus: Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass die Verunsicherung unter den Endkunden abebbt. Zudem schwenken sogar die Energieversorger und die Stadtwerke zunehmend auf Sonnenstrom um, das beobachten wir ungefähr seit Mitte 2014. Das wirkt in der Öffentlichkeit positiv und flankiert unsere Anstrengungen.

Welche Vorteile sehen Sie als Systemanbieter im umkämpften Markt der Photovoltaik?
Neuhaus: Ein Modulhersteller, der Systemkomponenten anbietet, kann höherwertige Module verkaufen. Dieses Geschäft läuft nicht ausschließlich über den Preis. Unser Energiemanager ist getestet und voll einsatzfähig, sogar BMW-i verwendet unser Know-how, für die neuen Home Charging Services der BMW-i-Serie. In allen Bereichen kooperieren wir mit namhaften Herstellern, zum Beispiel mit der Firma Dimplex bei den Wärmepumpen. Seit vier Jahren haben wir ein klares Konzept, das wir weiterverfolgen.

Eine Rückkehr zum reinen Modulgeschäft schließen Sie aus?
Neuhaus: Definitiv. Dafür sind wir viel zu klein, das entspricht nicht unseren Vorstellungen. Wir fertigen unsere Module in Dresden, das wird so bleiben. Aber wir werden als Systemlieferant nach vorn gehen, auch und vor allem mit Hilfe der Installateure. Wir haben ein tragfähiges Konzept. Wer in diesem Markt bis jetzt noch kein klares Konzept hat, für den ist es jetzt zu spät.

Sie haben Teile von Centrosolar übernommen. Wie weit ist die Integration in Ihr Unternehmen gediehen?
Neuhaus: Von Centrosolar haben wir die Vertriebsstrukturen und Büros in Frankreich und in den Benelux-Staaten übernommen. Wir besitzen die Markenrechte in ganz Europa. Die Mannschaft im Benelux-Gebiet ist bereits in unser Unternehmen integriert, sie tritt nun unter der Marke Solarwatt auf. In Frankreich werden wir die Wandlung  bis Ende März abschließen.

Sie bereuen es nicht, dafür Geld in die Hand genommen zu haben?
Neuhaus: Keineswegs, mittelfristig war es der richtige Schritt. Auch wenn der Markt in den Benelux-Ländern noch nicht so groß ist wie in Frankreich. In Frankreich hängt derzeit die Förderung für größere und gewerbliche Anlagen in der Luft, dieses Segment ist zum Jahresende 2014 komplett eingebrochen. Aber Centrosolar hat viele Dinge ähnlich gemacht wie wir. Sie hatten Glas-Glas-Module, wie wir auch. Centrosolar hat auch versucht, sich als Komplettanbieter zu positionieren. Das entspricht unserer Strategie, also war die Übernahme sinnvoll und richtig.

Das Interview führte Heiko Schwarzburger.

Detlef Neuhaus:
ist Geschäftsführer von Solarwatt in Dresden. Das Unternehmen hat 2014 rund 86 Megawatt Modulleistung verkauft. In diesem Jahr soll der Absatz auf rund 100 Megawatt wachsen, der Umsatz auf 75 Millionen Euro steigen. Derzeit sind etwa 200 Mitarbeiter bei Solarwatt beschäftigt.