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Carports

Solarstrom vom Parkplatz

Parkplatzflächen sind versiegelt, sie können nicht auf andere Art genutzt werden und eine Augenweide sind sie in der Regel auch nicht. Aber sie sind notwendig und vorhanden. Und viele Parkplatzbetreiber und Unternehmen denken inzwischen höher hinaus. Sie nutzen die Parkplatzfläche für Photovoltaik.

Verschiedene Anforderungen

Niemand wird mehr bezweifeln, dass der solar überdachte Parkplatz eine perfekte Möglichkeit ist, Flächen doppelt zu nutzen. Das hat auch das Bundeswirtschaftsministerium erkannt.

Wenn das erste Solarpaket der Bundesregierung verabschiedet wird, bekommen solare Parkplatzüberdachungen zusammen mit Agri-PV und schwimmenden Solargeneratoren ein eigenes Ausschreibungssegment. Die Projektierer müssen nicht mehr mit den normalen Solarparks um Marktprämien konkurrieren. Die Mehrkosten sind eingepreist. Zudem haben eine Reihe von Bundesländern die Solarpflicht für neue Parkplätze eingeführt oder wollen es noch tun.

Als Überdachung von Parkplätzen stoßen die Solaranlagen in der Regel nicht auf Widerstand aus der Bevölkerung. Schließlich haben die Autofahrer einen handfesten Nutzen. Sie stehen im Sommer schattig und im Winter schneien die Autos nicht ein.

Anbieter bringen neue Systeme

Doch die Anforderungen an die Systeme sind hoch und sehr unterschiedlich. Darauf haben die Anbieter reagiert. Auf der diesjährigen Intersolar Europe haben sie neue Lösungen präsentiert – für schnell aufgebaute solare Überdachungen.

So kommt etwa die Lösung von Gridparity komplett ohne Fundament aus (lesen Sie dazu auch unseren Fachbeitrag auf Seite 30 dieses Heftes). Hier werden die Systeme mit Schraubankern im Grund befestigt.

Betonquader hält das System

Ohne Aufbaggern der Parkplatzfläche kommt auch Energetica aus. Der Modulhersteller aus dem österreichischen Liebenfels in Kärnten hat in diesem Jahr seine Lösung für einen solaren Carport vorgestellt. „Der Bedarf steigt immer mehr, größere Parkflächen solar zu überdachen – sei es vor öffentlichen Einrichtungen oder vor Supermärkten. Das sind riesige brach liegende Flächen, die asphaltiert sind“, erklärt Bernhard Kurschel, technischer Geschäftsführer von Energetica.

Der Sunxport ist modular aufgebaut. So können kleine, aber auch sehr große Parkplätze damit überdacht werden. Zentrales Stützelement des Systems ist ein Betonquader. Dieser wird vertikal quer zur Parkfläche aufgestellt. An den Seiten des Quaders werden die Montagepfosten über Kreuz befestigt. Diese stützen wiederum den Betonkörper, sodass das gesamte System in sich stabil ist.

Kein Fundament notwendig

Ein Fundament ist nicht notwendig. Selbst die Fixierung im Boden entfällt, da das Gewicht des Betonkörpers ein Verschieben des Systems selbst bei starkem Wind verhindert. Auf der Unterkonstruktion werden Pfetten und Trapezbleche verlegt. Mit einem gängigen Montagesystem befestigen die Handwerker zum Schluss die Module.

Für große Parkflächen hat die Firma Roof Plus ihr System entwickelt. Es muss zwar fundamentiert werden. Doch dafür kann der Anbieter aus Bochum sehr weite Flächen ohne Stützen überspannen. Dies erreichen die Bochumer durch ein dreidimensionales Fachwerksystem. Dadurch werden Spannweiten von bis zu 20 Metern möglich.

Rangierfläche erhalten

Das bedeutet zwar etwas mehr Aufwand als bei einfacheren Lösungen. „Doch durch die geringe Anzahl von Stützen bleibt mehr Parkfläche nutzbar“, erklärt Philipp Oostenryck, Geschäftsführer von Roof Plus. „Außerdem können wir mit unserem System beispielsweise Rangierfläche für Busse, Lkw oder Gabelstapler freihalten und die Fläche mit einer Solaranlage überspannen.“ Zudem sinkt das Risiko, dass Autofahrer an den Stützen anecken.

Große Flächen erschließen

Ein weiterer Vorteil ist, dass Roof Plus komplette Parkplatzflächen überbauen kann. „Wir hatten einen Parkplatz, der aus zwei Flächen bestand, die durch eine sehr breite Fahrrinne getrennt waren. Mit unserem System können wir solche Flächen überspannen, ohne dass Stützen den Verkehr behindern“, erklärt Philipp Oostenryck.

Roof Plus hat das System in zwei Grundvarianten entwickelt: R Plus One und R Plus Custom. One steht auf zwei Montagepfosten, die im Boden verankert sind. Darauf wird die Fachwerkkonstruktion aufgebaut.

Bis zu 20 Meter Pfostenabstand

R Plus Custom überdacht nicht mehr nur die Parkplatzreihen, sondern zusätzlich die Fahrrinnen dazwischen. Es ist als Pult- oder Satteldach erhältlich. Diese Konstruktionen stehen auf vier Stützen, an jeder Ecke eine.

Die Stützen haben in Längs- und Querrichtung Abstände von 15 bis 20 Metern. Sie werden in jede Richtung mit dem Fachwerk verbunden. Dadurch entsteht eine geschlossene Fläche, die in beiden Richtungen erweitert werden kann. Das R Plus One bildet ein Pultdach mit einer Neigung von zehn Grad. Auf Kundenwunsch sind geringere Neigungen möglich.

Kunde wählt Befestigung

Je flacher geneigt das Pultdach ist, desto enger können die Reihen stehen. „Beim R Plus Custom gehen wir oft auf sechs Grad Neigung, da sonst die Stützen in der Mitte zu hoch sein müssten und das Dach entsprechend wuchtig wirkt“, erklärt Oostenryck. Bei der Modulbefestigung kann der Kunde wählen. Standard ist Trapezblech. Das macht die Befestigung der Module einfach, weil die Paneele nicht frei in der Luft hängen.

Integration der Module ist möglich

Überdachungen aus Trapezblech sind – ästhetisch gesehen – nicht jedermanns Sache. „Optional ist es möglich, auf unsere Stahlkonstruktion Pfetten aufzulegen. Darauf können wir ein Montagesystem integrieren und semitransparente Solarmodule montieren“, sagt Philipp Oostenryck. Das Unternehmen nutzt hier Module, die eine Zulassung als Überkopfverglasung haben.

Das System von Roof Plus besteht aus vollverzinktem Stahl. „Wenn wir weite Flächen mit dem System überspannen wollen und beispielsweise Aluminium nehmen würden, müssten wir Profile mit extrem großen Querschnitten wählen“, beschriebt Oostenryck einen Vorteil.

Grundelement des Sunxport von Energetica ist ein Betonquader, an dem seitlich die Stützen angebracht sind.

Foto: Energetica/Design X

Grundelement des Sunxport von Energetica ist ein Betonquader, an dem seitlich die Stützen angebracht sind.

Grundelemente verlängern

Dazu kommt das bessere Verhalten des Stahls im Brandfall. Stahl hat einen doppelt so hohen Schmelzpunkt wie Aluminium. Wenn unter der Konstruktion ein Auto brennt, bleibt die Stahlkonstruktion länger stabil, während eine Konstruktion aus Aluminium schneller in die Knie gehen würde.

S-Flex hat auf der Intersolar ebenfalls ein Carportsystem vorgestellt. Das modulare System besteht aus einer Stahlkonstruktion.

Foto: Velka Botička

S-Flex hat auf der Intersolar ebenfalls ein Carportsystem vorgestellt. Das modulare System besteht aus einer Stahlkonstruktion.

Modularer Carport von S-Flex

Auch S-Flex aus Hamburg setzt auf feuerverzinkten und pulverbeschichteten Stahl. Der Hersteller von Montagesystemen hat auf der Intersolar ein eigenes Caportsystem vorgestellt. Durch die Verwendung von Z-Profilen als Pfetten können die einzelnen Segmente des Carports zu längeren Reihen modular verbunden werden.

Grundsätzlich steht eine Single- und eine Doppelvariante zur Verfügung. Auf die Singlevariante passen zehn Module mit einer Größe von 1,06 mal 1,8 Metern. Das ergibt bei gängigen kristallinen Modulen eine Leistung von etwa 3,8 Kilowatt. Der Doppelcarport bietet Platz für 15 dieser Solarmodule, wodurch eine Leistung von etwa 5,5 Kilowatt möglich ist. Die Module können sowohl hochkant als auch quer montiert werden.

Einfache Gründung

Dazu gibt es noch Ergänzungssegmente, die einfach an die Z-Pfetten der Grundelemente überlappend angeschraubt werden. „Auf diese Weise ist das System auf bis zu 24 Stellplätze verlängerbar“, erklärt Lutz Wolff, Leiter des Produktmanagements von S-Flex. „Damit ist es auch für Reihenhaussiedlungen oder kleinere Parkflächen in Quartieren sinnvoll.“ Durch den Bau mehrerer solcher Reihen können auch größere Parkplätze überdacht werden.

Lutz Wolff weist auf die einfache Gründung des Carports hin. Diese erfolgt mittels Betonfundamenten. Das hat Vorteile bei der Planung des Carports. „Rammfundamente sind ohne Prüfstatiker nicht ohne Weiteres machbar“, sagt Wolff. „Deshalb verzögern sich Projekte mit solchen Gründungen gern um mehrere Monate, bis die Statik geprüft ist.“

Somit ist nur eine Typenstatik notwendig, die S-Flex erstellen kann. Sie enthält die Maximallasten, die auf das System einwirken dürfen. Daraus ergibt sich die Größe des notwendigen Betonfundaments und wie tief es im Boden eingegraben werden muss. Dadurch ist oftmals keine Einzelprojektierung mehr notwendig.

Kabelführung mitgedacht

Privatkunden dürfen einen solchen Carport in der Regel ohne aufwendige Baugenehmigung errichten. Das hängt allerdings von den Bauordnungen in den Bundesländern ab. Einige Länder fordern eine Bauanzeige oder eine kleine Bauvorlage. In den Bauordnungen sind die Notwendigkeit und der Umfang von Genehmigungen für größere Projekte genau geregelt.

Wie die Module auf dem Carport montiert werden, kann der Kunde selbst entscheiden. S-Flex hat viele Varianten im Portfolio – sowohl für Trapezblecheindeckung als auch für die Integration der Solarmodule. „Da wir Hohlprofile verwenden, ist das Kabelmanagement sehr einfach“, erläutert Lutz Wolff. „Wir haben entsprechende Lochungen in den Fußplatten vorgesehen, um die Kabel ordentlich wegzuführen.“ Stahl ist schwer und unhandlich.

Wasserabfluss geregelt

Die schwersten Bauteile des Montagesystems bringen 60 Kilogramm auf die Waage. Doch leichter geht es bei diesem Material und bei dieser Stabilität kaum. Zudem ist kein Bauteil länger als sechs Meter, was den Transport sowie die Handhabung auf der Baustelle vereinfacht. Die Handwerker können den Carport ohne Kran aufbauen. Die Kabel verlegen sie in den Stützen. Dadurch können sie die Solaranlage unsichtbar an das Stromnetz des Gebäudes anbinden.

Außerdem wird das System komplett mit Regenrinne geliefert. Diese wird an der Traufseite des Pultdaches angebracht. Das Wasser wird über ein Fallrohr an einem der hinteren Pfosten zum Boden abgeleitet. Das ist bei vielen Projekten wichtig. Denn oftmals wird eine klare Wasserführung vom Parkplatzbetreiber oder der Kommune verlangt.

Mounting Systems

Carports in unterschiedlichen Größen

Mounting Systems mit Sitz im brandenburgischen Rangsdorf vor den Toren Berlins hat in diesem Jahr auf der Intersolar einen neuen solaren Carport vorgestellt. Das System gibt es in verschiedenen Größen – vom einfachen Carport für ein oder zwei Stellplätze bis hin zu solaren Überdachungen für ganze Parkplätze.

Das E-Port Home ist eine Konstruktion aus pulverbeschichtetem Stahl, auf dem ein durchgängiges Trapezblech montiert wird. Darauf werden dann mittels einer entsprechenden Unterkonstruktion von Mounting Systems, dem Proline, die Module installiert. Das System bietet Platz für bis zu 15 Module mit den Kantenmaßen von einem Meter Breite und 1,70 Meter Länge.

Eine elegante Lösung für größere Parkplätze ist das E-Port Line. Dieses System wird aus einzelnen Segmenten zusammengesetzt, unter denen jeweils zwei Fahrzeuge Platz finden. Es kann auf diese Weise modular zusammengestellt werden und überdacht den Parkplatz mit einem leicht geneigten Pultdach, auf dem die Module installiert sind.

Das E-Port-System gibt es auch in der Variante Wings. Sie ist als Schmetterlingsdachkonstruktion konzipiert und ebenfalls in einzelne Segmente aufgeteilt. Unter jedem Segment können sechs Fahrzeuge auf beiden Seiten der Dachkonstruktion parken. Optional bietet Mounting Systems noch eine Dacheinfassung und eine Entwässerung für das System an.

Foto: Mounting Systems

K2 Systems

Modularer Solarcarport für Doppelglasmodule

Auch K2 Systems hat sich in diesem Jahr mit dem Segment der solaren Parkplatzüberdachung beschäftigt. Die neue Lösung ist als Einzelcarport mit einer Stellplatzreihe und als Doppelcarport mit zwei Stellplatzreihen konzipiert – jeweils mit einer Dachneigung von zehn Grad. Es ist für Projekte ab 35 Stellplätzen optimiert. Das entspricht der Größe, ab der zum Beispiel in Baden-Württemberg die Pflicht zur solaren Überdachung von neuen Parkplätzen greift.

Die Entwickler in Renningen haben darauf geachtet, dass Autofahrer beim Einparken nicht an Stützen anecken können und auch ein anstoßfreies Ein- und Aussteigen möglich ist. Da gerahmte Glas-Glas-Module aufgrund ihrer Ästhetik und ihrer Stabilität immer beliebter bei solchen Parkplatzprojekten werden, hat K2 Systems seine Lösung daraufhin angepasst. „Neu ist zudem der Wunsch der Carportinteressenten, die Module für den Nutzer sichtbar zu machen“, weiß Tobias Filbrandt, Produktverantwortlicher für die Carportlösung von K2 Systems. „Da es immer mehr Hersteller gibt, die ihre Module mit einer entsprechenden Zulassung anbieten, der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung für Überkopfverglasung, haben wir diesen Modultyp in das Carportsystem integriert.“

Noch für Oktober 2023 hat K2 Systems eine erste Pilotanlage mit entsprechend gerahmten Glas-Glas-Modulen geplant.

Clickcon

Sonnenlicht auch unter der Überdachung

Der Hersteller von Montagesystemen Clickcon mit Sitz in Freiburg im Breisgau hat ein Carportsystem entwickelt, mit dem sich Parkplätze verschiedener Größen solar überdachen lassen. Das gesamte System beruht auf verschiedenen Basistypen für ein, zwei, drei oder vier Stellplätze. Die Basistypen werden dann so zusammengefügt, wie es erforderlich ist, um den vorhandenen Platz optimal zu nutzen.

Clickcon hat für den Carport das Clickplain-System übernommen, das eigentlich für Indachsolaranlagen entwickelt wurde. Es basiert auf einem Schienensystem, in das die Module vollständig integriert werden. Auf diese Weise werden die Solarmodule auch beim Carportsystem die eigentliche Überdachung. Dies hat den Vorteil, dass Clickcon auch semitransparente Solarmodule aus Verbundsicherheitsglas einsetzen kann.

Zusätzlich zu den Standardcarportsystemen aus Basistypen bietet Clickcon auch die Planung und den Bau von individuell gestalteten solaren Carports und Parkplatzüberdachungen an.

Foto: Clickcon

Alukov

Solarcarports in drei Varianten

Auf das etwas kleinere Segment konzentriert sich es Alukov mit seinen solaren Carports. Der Hersteller aus dem tschechischen Orel südlich von Pardubice hat drei Varianten im Portfolio. Der Carport Single ist – wie der Name vermuten lässt – für ein einzelnes Auto gedacht. Die Breite von 3,24 Metern und eine Tiefe von 5,29 Metern reichen nicht nur aus, um ein Fahrzeug darunter zu parken, sondern auch, um neun Solarmodule zu integrieren. Damit schafft es der Carport auf eine Leistung von 3,33 Kilowatt.

Auf 5,55 Kilowatt bringt es der Carport Double. Denn in ihn sind 15 Solarmodule integriert. Bei der gleichen Tiefe wie die Single-­Version und einer Breite von 5,39 Metern passen schon zwei Fahr­zeuge bequem darunter. Für den Double gibt es noch eine XL-Variante mit einer Breite von 6,46 Metern. Dadurch passen 18 Solarmodule in die Überdachung. Die Leistung steigt auf 6,66 Kilowatt.

Alle Carports werden mit semitransparenten Doppelglasmodulen ausgestattet. Die Lichtdurchlässigkeit von zwölf Prozent sorgt für ein offenes Design. Die Carports, die als Pultdach ausgeführt sind, haben eine Dachneigung von sechs Prozent. An der Rückseite sind Regenrinnen zum Auffangen von Regenwasser angebracht.

Foto: Alukov