Der Geschäftsführer von Leclanché fordert, die Debatte um die beste Speichertechnologie zu versachlichen. Schließlich hat jede Technologie ihre Stärken, die nur in einem gemischten Systemdesign genutzt werden können. Deshalb sollte mehr in die Entwicklung intelligenter Steuerungssoftware für gemischte Speicher investiert werden.
In der Debatte um die beste Speicherlösung fordert Anil Stivastava, Geschäftsführer des Speicherherstellers Leclanché eine Versachlichung. Aus seiner Sicht liegt die Zukunft der Energiespeicher in einem Technologieansatz, der die Stärken unterschiedlicher Speichertypen in gemischten Systemen kombiniert. „Unterschiedliche Speicheranwendungen benötigen oft unterschiedliche Fähigkeiten“, betont er. „Einige Anwendungen brauchen eine hohe und schnell verfügbare Leistung. In anderen Fällen sind günstige Speicher mit einer hohen Kapazität gefragt. Oft wird eine Fähigkeit nahtlos im Anschluss an die andere benötigt.“ Dies gilt sowohl für die Elektromobilität als auch für die stationären Energiespeicher.
Verschiedene Speicher für unterschiedliche Anwendungen
Stivastava nennt als Beispiel für den Einsatz einer gemischten Technologie den Elektrobus. Dieser braucht in der Beschleunigungsphase einen Speicher, der schnell eine hohe Leistung liefern kann. Diese Leistung ist aber nur für kurze Dauer notwendig. Danach braucht der Bus einen wirtschaftlichen Speicher mit einer hohen Kapazität. Hier wäre also ein gemischtes Batteriesystem, in denen unterschiedliche Speichertypen nahtlos verschiedene Aufgaben übernehmen, die beste Lösung.
Dies gilt auch für stationäre Speicher. Denn nur so können die auch unterschiedliche Netzdienstleistungen bereitstellen. Deshalb schalten die Hersteller von Großspeichern auch verschiedene Technologien zu einem Hybridsystem zusammen. Die Hersteller kleiner Hausspeicher hingegen überlassen es den Vorlieben und Überzeugungen der Kunden, für welche der Speichertechnologien er sich entscheidet. Damit begrenzt sich die Branche selbst.
Vor- und Nachteile bestimmen die Debatte
Die aktuelle Debatte um die Energiespeicher ist für Stivastava zu stark auf die Vor- und Nachteile der einzelnen Speichertechnologien beschränkt. Dies hat insgesamt Nachteile für die gesamte Speicherbranche. „Heute suchen viele eine Art Wunderspeicher, der alle Anforderungen gleich gut erfüllt“, weiß der Leclanché-Chef. „So lange es ihn nicht gibt, werden beispielsweise Batterien nicht entsprechend ihren Qualitäten eingesetzt und Überdimensionierungen oder eine eingeschränkte Lebensdauer in Kauf genommen. Ich habe in mehr als 20 Jahren Tätigkeit in der Energiebranche keine Wundertechnologien kennengelernt. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir nicht mehr nur in den Wettbewerb der Speichertypen investieren dürfen.“
In die intelligente Software investieren
Statt dessen sollte die Branche mehr in die Entwicklung einer intelligenten Software investieren, die die Stärken unterschiedlicher Speichertechnologien in gemischten Systemen nahtlos verbindet. Nur so werden die Speicher Teil einer leistungsfähigen und flexiblen Netzarchitektur, die große Mengen fluktuierender erneuerbarer Energien bewältigt. „Wir müssen an der Quelle ansetzen, statt zu versuchen, die Schwankungen in der Stromnachfrage und -erzeugung durch immer mehr Leitungskapazitäten abzufangen“, schlägt Stivastava vor. „Auf der Stromanbieterseite müssen Speicher zu einer intelligenten Netzwerkressource werden. Das ist wirtschaftlicher, als jeden erneuerbaren Energieerzeuger mit einem eigenen Speicher auszustatten.“
Aber auch auf der Verbrauchsseite muss etwas geschehen. Hier sollten Großverbraucher finanzielle Anreize bekommen, ihre Spitzenlasten zu reduzieren. Zudem sollten flexible Stromtarife dafür sorgen, dass auch die anderen Kunden ihren Stromverbrauch dem Angebot besser anpassen. Um dies zu ermöglichen, sind Staat und Stromanbieter gefragt, Lösungen zu finden. „Das würde zu einer gesamtwirtschaftlich sinnvolleren Netz- und Speicherarchitektur führen als ein unkoordiniertes Zusammenspiel aus zusätzlichen Netzen und vielen privaten Speicherlösungen“, erklärt Anil Stivastava. (su)