Dethleffs hat einen Wohnwagen für Elektroautos vorgestellt. Der Caravan hat einen eigenen Antrieb und verringert so die Anhängerlast.
Dethleffs hat den erste elektrischen Wohnwagen auf dem internationalen Caravansalon in Düsseldorf vorgestellt. Der Wohnmobilanbieter geht damit konsequent den Weg in die Elektromobilität weiter. Schon im vergangenen Jahr hat das Unternehmen aus Isny im Allgäu ein voll elektrisches Wohnmobil präsentiert, das seinen Strom zum Teil aus Solarzellen gewinnt, die im der Fahrzeughülle verbaut sind. Jetzt greift Dethleffs das Thema mit einem Wohnwagen auf. Die Entwickler sind sich sicher: Der Elektroantrieb für Reisemobile wird kommen.
Caravan verringert die Reichweite
Allerdings wird sich das noch etwas hinziehen, weil es eben nicht so einfach ist wie im Pkw- oder im Transporterbereich. „Die zu erwartende Verbreitung der Elektromobilität stellt eine Herausforderung für den klassischen Caravan dar, da auf absehbare Zeit die Batteriekapazität von Elektro-Pkw nicht ausreichen wird, auch mit einem Anhänger praxisgerechte Reichweiten zu realisieren“, erklärt Alexander Leopold, Geschäftsführer von Dethleffs, die Herausforderung. Deshalb haben die Entwickler in Isny einen selbst angetriebenen Wohnwagen geschaffen.
Wohnwagen schiebt von hinten mit
Um die Herausforderung der Reichweite zu lösen, hat Dethleffs den Wohnwagen mit Speicherbatterien ausgestattet, wie sie auch für Elektroautos verwendet werden. Außerdem besitzt das E Home Coco, so der Name des Mobils, einen eigenen Antrieb. Zwei Elektromotoren an den Naben der Räder sorgen für zusätzliche Unterstützung des ziehenden Elektroautos. Eine intelligente Steuerung macht aus dem passiven Anhänger ein aktives Wohnauto.
Zentraler Bestandteil dieser Steuerung ist ein Zugentlastungsmodul. „Es steuert die beiden elektrischen Antriebsmotoren der Achse genau so, dass sich die Anhängerlast am Kupplungskopf des Zugfahrzeugs auf einen definierten Wert von beispielsweise 100 Kilogramm reduziert“, erklären die Allgäuer Entwickler die Funktionsweise. Dadurch könne auch ein kleineres Zugfahrzeug schwere Wohnwagen ziehen, deren Gesamtmasse die zulässige Anhängerlast übersteigt. Fährt das Gespann bergab, werden die Batterien mittels Rekuperation wieder aufgeladen. Dadurch will Dethleffs praxistaugliche Reichweiten für eine Kombination aus Elektroauto und Wohnwagen erreichen.
Leistung gezielt auf die Räder übertragen
Außerdem haben die Allgäuer dem E Home Coco ein sogenanntes Torque Vectoring spendiert. Das sorgt dafür, dass die erforderliche Leistung gezielt auf die einzelnen Räder übertragen wird. Dadurch erhöht sich die Stabilität des Wohnwagens und somit auch die Fahrsicherheit. Dazu wertet die zentrale Steuerung in Bruchteilen einer Sekunde alle Daten über die Fahrdynamik des Wohnwagens aus und steuert die Antriebseinheiten entsprechend. Bei Kurvenfahrten werden beispielsweise unterschiedliche Leistungen auf das Innen- und auf das Außenrad übertragen. Außerdem verhindert ein ESP Schlingerbewegungen und ein Aufschaukeln des Wohnwagens, indem die Räder dann einseitig angebremst werden.
Bisher ist das E Home Coco noch eine Studie. Doch noch bis Mitte des kommenden Jahres wollen die Allgäuer zeigen, dass ihr Konzept aufgeht. Dazu wird ein Elektroauto den Wohnwagen von Isny über die Alpen bis an den Gardasee ziehen, und zwar in einem Ritt. (su)