Wie sind Sie zu einem Solarshop gekommen?
Ich habe jahrelang in Südeuropa gelebt, in Portugal, in einer sehr ländlichen Gegend der Algarve. Da scheint die Sonne natürlich viel intensiver. Dort habe ich erfahren, wie sinnvoll solare Ladegeräte sind. Gerade diese kleinen Produkte im Mobilbereich sind ja extrem innovativ. So konnte ich meine ersten Erfahrungen mit diesen Produkten sammeln. Im Jahr 2006 bin ich dann zurück nach Deutschland gekommen. Hier muss man natürlich für das gleiche Ergebnis wegen der geringeren Sonneneinstrahlung viel mehr Aufwand betreiben. Aber gerade für Expeditionen ist das Equipment sehr interessant. Ich habe ursprünglich Sozialwissenschaften studiert und meinen Lebensunterhalt mit Webprogrammierung verdient, brachte also die notwendigen Voraussetzungen mit, um einen Webshop einzurichten und zu betreiben. Außerdem arbeitete ich nach dem Studium im Vertrieb für eine Solarfirma. Und die Idee der autarken Energieerzeugung begeistert mich bis heute.
Kommen Ihre Kunden eher aus dem privaten oder professionellen Bereich?
Ich würde sagen, 50 Prozent aus dem privaten Bereich und 50 Prozent aus dem Geschäftsbereich. Die Artikel sprechen einen breiten Kundenkreis an. Fotografen, Freizeitsportler, aber auch Geschäftskunden, die unser Equipment beruflich eingesetzt haben und nun auch privat für den nächsten Urlaub nutzen möchten. Nennen Sie mir auch nur ein deutsches Forschungsinstitut, das noch nicht bei uns war.
Warum kaufen Forschungsinstitute bei Ihnen?
Wichtig ist die Beratung vor dem Kauf. Bei uns geht bei Expeditionsausstattungen kein Gerät über den Ladentisch, ohne vorher zu klären, welche Anforderungen es bewältigen soll. Sonst ist die Enttäuschung hinterher vorprogrammiert. Wenn ein Kunde beispielsweise eine einwöchige Trekkingtour auf Korsika plant, dann ist sein Smartphone spätestens am zweiten Tag leer. Er braucht also eine solare Stromversorgung für sieben Tage. Wir müssen klären, welche Geräte wie viel Strom brauchen und wie lange sie laufen sollen. Und welche Anschlüsse dann kompatibel sind. Bestimmte Lieferanten bedienen ganz spezielle Zielgruppen. Wenn jemand beispielsweise ein Mac Book Pro betreiben möchte, fallen viele Zulieferer schon raus. Bei Expeditionen können die Anforderungen sehr viel höher sein. Wenn es etwa in den Himalaja geht. Da brauchen Sie Geräte, die auch bei extremer Kälte noch funktionieren.
Welche Produktkategorien in Ihrem Webshop gehen besonders gut?
Es ist schwierig, das in Kategorien zu fassen. Man kann im Prinzip sagen: alles, was einen Stecker hat und sich mobil betreiben lässt. Produkte, die
: „Nennen Sie mir auch nur ein deutsches Forschungsinstitut, das noch nicht bei uns war.“ Sven Tackmanneine autarke Stromversorgung ermöglichen und damit unabhängig machen und nachhaltig sind. Die Nachfrage steigt stetig. Im Moment spüren wir zwar auch die Konjunkturdelle, die sich durch alle Bereiche zieht. Aber dieses Jahr ist eine Ausnahme. Generell verzeichnen wir ein stetiges Wachstum. Wir bewegen uns ja in einem noch ungesättigten Markt. Begrenzt ist dieses Wachstum derzeit vor allem durch die Größen Bekanntheitsgrad und Verfügbarkeit der Artikel.
Erzeugung, Management oder Speicherung: Welcher Bereich der mobilen Stromversorgung stellt sich für Sie am innovativsten dar?
Die Batterien sind relativ ausgereizt. Da gibt es derzeit nicht allzu große Sprünge. Viele der heutigen Speicherentwicklungen im stationären Bereich gehen aber auf Entwicklungen und Erfahrungen im mobilen Bereich zurück. Bei den Generatoren ist es umgekehrt. Die Innovationen kommen aus dem Dünnschichtbereich, von Dünnschichtmodulen für große Flächen wie Solarparks. Diese Lösungen wurden zunächst von US-Militär für den mobilen Einsatz adaptiert und gelangten dann in den Consumerbereich. Die spannendste Sache ist derzeit die Elektronik. Und da hat Deutschland großes Potenzial, beispielsweise SMA oder Steca mit seinen portablen Lösungen. Aber ich vermisse hier Innovationen. Derzeit laufen neue Produkte aus Fernost den Deutschen den Rang ab. Dort werden die entsprechenden Stückzahlen produziert, und damit sind die Produktionskosten günstiger. Beim MPP-Tracking für kleine Anlagen etwa kam Steca sehr spät, und Sunload hat dafür zu hohe Produktionskosten.
Wie viele Mitarbeiter hat der Solarbag-Shop?
Das ist ein Ein-Mann-Unternehmen, saisonabhängig mit bis zu vier freien Mitarbeitern für Kundenbetreuung, Lagerhaltung und Versand. Ich würde die Leute gern über das ganze Jahr fest anstellen. Aber das Geschäft ist sehr saisonabhängig. Letztes Jahr ging es im Februar, März los, dieses Jahr erst im April. Das zieht sich dann durch bis September. Dann ist es schlagartig zu Ende. Wir haben auch kein nennenswertes Weihnachtsgeschäft.
Wie wird sich der Shop künftig entwickeln?
Demnächst wird es zusammen mit einem Geschäftspartner in Rheinbach bei Bonn eine Verkaufsstätte geben, mit einem Showroom, wo die Produkte dann auch real zu sehen und in die Hand zu nehmen sind. In zwei Jahren soll dann eine Dependance in Südeuropa folgen, in Portugal oder in Spanien. Und auch der Webshop ist noch ausbaufähig.
Sven Tackmann
ist Eigentümer und Geschäftsführer des Solarbag-Shops. Nach dem Studium der Sozialwissenschaften war er mehrere Jahre lang Webprogrammierer und Projektleiter für Messebau in Deutschland und Portugal. Einige Jahre verbrachte er in Südeuropa. Zwischenzeitlich arbeitete er zwei Jahre bei Sunload als Vertriebsleiter. Vor fünf Jahren begann er, das Portal Solarbag-Shop aufzubauen. Heute lebt und arbeitet Sven Tackmann in Lindow bei Berlin. https://www.solarbag-shop.de/