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Geschäfte mit den Autonomen

S ie sind US-Amerikaner und Wahlberliner, ihr Laden liegt in der Dänenstraße, im In-Bezirk Prenzlauer Berg. Christopher Aloise, seine Frau Virginia und Sohn Matthew sind 2001 nach Deutschland gekommen, mit dem beginnenden Solarboom hierzulande. Vorbei ist der für die Aloises und ihr kleines Familienunternehmen Euroline Solar nicht. Im Gegenteil. Am Vormittag kommen die neuen Module Apollo Flex, am Nachmittag gehen sie schon raus, weil sie alle vorbestellt sind.

Photovoltaik für Outdoor-Aktivitäten ist zwar ein kleines Marktsegment, aber innovativ. Und es entwickelt sich dynamisch. „Wir bewegen uns ja in einem noch ungesättigten Markt“, sagt Sven Tackmann vom Solarbag-Shop in Lindow bei Berlin.

Ungesättigter Markt

Er ergänzt: „Begrenzt ist dieses Wachstum derzeit vor allem durch die Größen Bekanntheitsgrad und Verfügbarkeit der Artikel.“ Wie in den Anfangsjahren der „großen“ Photovoltaik sind es bei der Outdoor-Photovoltaik oft Idealisten und Enthusiasten, die hier arbeiten (siehe auch das folgende Interview). Ihre Produkte wurden nie durch ein EEG oder andere Förderungen unterstützt, mussten sich von Anfang an auf dem harten Weltmarkt behaupten. Deshalb trifft sie das Auslaufen des EEG aber auch nicht direkt.

Chris Aloise stellt eines seiner begehrten Paneele der Marke Apollo Flex mono auf dem Boden ab und übt einigen Druck aus. Es beginnt, sich zu biegen. Dabei ist es kein Dünnschichtmodul. „Wir haben es hier mit monokristallinen Rückkontaktzellen von Sunpower zu tun“, erklärt Aloise. Der Modulwirkungsgrad liegt bei über 20 Prozent. Dabei sind die Module leicht, begehbar und seewasserfest. Aloise hat sie in den letzten acht Monaten selbst entwickelt und lässt sie mit den aus den USA importierten Solarzellen jetzt in Deutschland produzieren.

Diverse Baustellen

Die Kunden von Euroline Solar sitzen in zehn Ländern, die meisten sind Händler wie Sven Tackmann, die die Produkte dann weitervertreiben. Die Aloises handeln allerdings nicht nur mit ihren Eigenentwicklungen, sondern auch mit anderen Solarprodukten im Outdoorbereich. Sohn Matthew greift ins Regal und holt etwas heraus, was wie eine Schreibmappe aussieht. Auseinandergeklappt ergibt es etwa die Modulfläche von vier Tablets. Das Aurora 4 ist ein portables Leichtgewicht mit USB-Anschluss. Damit lässt sich über Adapter beispielsweise ein Smartphone laden. Im Shop von Euroline Solar wird genau erklärt, was das Quartett mit seinen flexiblen CIGS-Zellen kann und für welchen Einsatz es sich eignet. Ein Service, wie er manch einem Webshop guttäte.

Das Geschäft entwickelt sich. „Wir kommen nicht nach“, sagt Chris Aloise. „Was produziert ist, ist schon verkauft. Wir brauchen mehr Platz für Büros, Lager, neue Mitarbeiter.“ Einige Seiten des Webshops sind noch „under construction“, so alle deutschsprachigen Seiten. Bisher sind die Artikel nur in Englisch erklärt. Auch auf der noch leeren Presseseite für Journalisten ist Content angekündigt. Dafür findet der Nutzer neben Outdoor- und Freizeit-Solar verschiedene Mikro-Windanlagen zur Unterstützung und Ergänzung der mobilen Sonnenstromerzeugung. Damit ist der kleine Shop im Prenzlauer Berg auch nicht allein.

Viel Wind drumherum

Webshops wie Wattgeizer, Löw Energy und Solarbag-Shop haben ebenfalls ergänzend Kleinwindanlagen im Angebot. Dazu werden bei vielen Onlineshops oft auch noch energiesparende Kleinverbraucher angeboten, zum Beispiel LED-Leuchten mit USB-Anschluss oder speziell für den Solarbetrieb ausgelegte Kühlschränke.

Das Angebot an autonomen Kleinstsolarsystemen wächst rasch. Sinkende Preise und immer effizientere Technik machen diese Produkte zunehmend attraktiver. Ein Markt, der ergänzend auch für Installateure größerer Anlagen zunehmend interessant werden könnte. Die Aloises jedenfalls hätten auch bei ein paar mehr Marktteilnehmern immer noch genug zu tun.

Tipps für Installateure

Kundenvertrauen als Outdoor-Guide nutzen

  • Preiswerte Outdoor- und Freizeitartikel als werbewirksame Zugabe mitgeben
  • Status als Handwerker des Vertrauens nutzen, um auch bei teurer Expeditionsphotovoltaik fachgerecht zu beraten und zu verkaufen
  • Durch breiteres Sortiment mehr Kundenbindung und Präsenz entwickeln.

Richtung Null

Wie Robert Workman auf Goal Zero kam

Tief im Herzen der Demokratischen Republik Kongo wurde Robert Workman mit den alltäglichen Realitäten konfrontiert. Er war in einem von grausamen Stammeskriegen gezeichneten Land. Nachdem er seine Handwerksfirma in den USA verkauft hatte, arbeitete er hier für Hilfsprojekte. Schnell merkte Workman, wie fundamental die Energieversorgung für die Einwohner ist. Eine Alternative zur fehlenden Infrastruktur war es, Solarstrom aus kleinen tragbaren Anlagen für die autonome Versorgung bereitzustellen. Dafür entwickelte Workman einen Prototyp. Nach einigen Jahren wieder zurück in den USA, gründete er die Non-Profit-Organisation Tifie („Teaching Individuals and Families Independence through Enterprise“), um Menschen wie im Kongo zur Selbsthilfe zu befähigen. Aus den autarken Kleinstanlagen entwickelte sich schließlich darüber hinaus ein neues kommerzielles Geschäft – mit dem Unternehmen Goal Zero. Denn was in Afrika funktionierte – tragbare, zuverlässige Energieerzeugung in entlegenen Gebieten ohne Infrastruktur – musste doch auch woanders in der Welt gut sein, beispielsweise für Weltenbummler und Aussteiger. Von jedem verkauften Produkt von Goal Zero fließt ein Teil des Gewinnes in Tifie. „Wir träumen davon, dass es eines Tages null Analphabetismus, null Armut und null Hunger gibt“, so Workman. „In der Tat kann man sagen, der Sinn des Zurückgebens kommt bei uns vor anderen Zielen. Mit anderen Worten: Goal Zero.“

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