Die Verkehrsbetriebe in Hannover haben drei Elektrobusse in den Linienverkehr integriert. Die Busse werden an speziell dafür errichteten Ladepunkte geladen und schaffen den Linienverkehr ohne Probleme.
Die Verkehrsbetriebe Hannover (Üstra) haben die ersten drei Elektrobusse in Betrieb genommen. Die drei Busse vom polnischen Hersteller Solaris fahren auf den bei Touristen beliebten Linien 100 und 200. Diese beiden Linien bieten sich für den Testbetrieb an. Denn sie führen als Rundkurs durch die Innenstadt der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die Strecke von 16 Kilometern dauert dank der 42 Haltestellen jeweils 53 Minuten.
Innovative Ladetechnologie
Da beide Linien einen gemeinsamen Endpunkt haben, können sie auch einen gemeinsamen Ladepunkt nutzen. Diesen haben die Verkehrsbetriebe schon Ende des vergangenen Jahres am August-Holweg-Platz installiert wo die Busse im Schnellladeverfahren frischen Strom tanken, bevor sie sich auf die nächste Fahrt machen. Innerhalb von vier bis sechs Minuten sind die Akkus in den Bussen wieder voll. Dazu fahren sie am Ladepunkt einen Stromabnehmer auf dem Dach aus, der sich an den aufgebauten Lademast andockt. Auch wenn die Busse nachts im Betriebshof stehen, werden sie über den Stromabnehmer und zusätzlich noch über eine Steckerverbindung geladen.
Weniger Schmutz und weniger Lärm
Das Ziel ist, den verkehrsbedingten Treibhausgasausstoß in der Stadt zu minimieren. Deshalb werden die Busse während der Testphase für den Linienbetrieb mit Ökostrom geladen, der aus dem Fahrleitungsnetz der Stadtbahnen kommt. Mit den Bussen kann die Üstra aber auch dazu beitragen, dass es leiser in der Stadt wird. Denn Hannover ist die lauteste Stadt Deutschlands, wie Forscher vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik herausgefunden haben. Auf mehr als zwei Dritteln der Fläche der niedersächsischen Metropole herrscht ein durchschnittlicher Lärmpegel von mehr als 55 Dezibel. An den lautesten Stellen donnert der Verkehr mit 83 Dezibel durch die Innenstadt – der absolute Spitzenwert, den die Forscher überhaupt gemessen werden. „Wenn wir saubere und vom Straßenlärm befreite Städte wollen, dann führt an alternativen Antrieben wie dem Elektroantrieb kein Weg vorbei“, erklärt deshalb Daniela Behrens, Niedersachsens Staatssekretärin für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. „Niedersachsen beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Frage, wie der Einsatz von Elektroantrieben in Fahrzeugen gefördert werden kann.“
Förderung aus der Landeskasse
Im vergangenen Jahr war es dann so weit. Die Regierung in Hannover hat ein Förderprogramm für die Umstellung des öffentlichen Personennahverkehrs auf Elektroantriebe aufgelegt. Mit Geldern aus diesem Förderprogramm hat sie auch der Üstra bei der Anschaffung der drei Busse finanziell unter die Arme gegriffen. Denn mit einem Preis von 620.000 Euro pro Stück kosten die Elektrobusse mehr als doppelt so viel, wie ein vergleichbares Fahrzeug mit Dieselantrieb. Doch die Preise fallen mit der steigenden Nachfrage. Der Markt für Elektrobusse kann aber nur in Schwung kommen, wenn es ausreichend Erfahrungen gibt, auf die sich andere Verkehrsbetriebe stützen können. So dient der Pilotversuch in Hannover dazu, die Busse und die Ladeinfrastruktur zu testen und Verbesserungspotenziale zu heben. Um eine schnelle Markt- und Serienreife zu erreichen, begleiten Wissenschaftler das Projekt. „So können erste Erfahrungen mit den Elektrobussen analysiert und deren Übertragbarkeit auf das gesamte Busliniennetz der Üstra geprüft werden“, erklären die Hannoveraner Verkehrsbetriebe.
Kapazität völlig ausreichend
Die hohen Kosten kommen nicht zuletzt durch die große Batterie zustande. Denn immerhin sind fünf Akkupacks mit jeweils 25 Kilowattstunden Kapazität verbaut. Diese fünf Lithium-Titanat-Speicher wiegen zusammen satte 500 Kilogramm. Trotz des hohen Gewichts schätzen die Experten der Üstra den Verbrauch der Busse auf 1,5 bis 2,5 Kilowattstunden pro Kilometer. Damit würden die Busse mit einer Akkuladung maximal 50 Kilometer weit kommen, was für den städtischen Nahverkehr völlig ausreichend ist. Zwar wird die tatsächliche Reichweite geringer ausfallen, um eine Tiefenentladung der Akkus zu vermeiden. Doch die Busse kommen ohnehin nach einer Tour wieder an die Ladestation. Ein größerer Akku würde den Preis nur unnötig nach oben treiben. (Sven Ullrich)