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Infrastruktur

Laden ohne Kabelsalat

Wer schon einmal ein Elektroauto aufgeladen hat, kennt die Situation. Mit einem möglichst langen Kabel, das entweder im Auto liegt oder schon fest an der Ladesäule installiert ist, wird das Elektroauto gut und einfach mit dem Ladepunkt verbunden. Doch das lange Kabel muss nach dem Laden auch wieder verstaut werden.

So muss der Autofahrer das mitgebrachte Kabel zusammenrollen und wieder im Fahrzeug verstauen. Das feste Kabel an der Ladesäule muss er von Hand aufwickeln und an die dafür vorgesehene Vorrichtung an der Wallbox hängen. Zudem liegt das Kabel während des Ladevorgangs zum großen Teil auf dem Boden neben dem Fahrzeug. Es besteht Stolpergefahr und andere Fahrzeuge können darüberfahren.

Dadurch nutzen sich die Kabel schneller als vorgesehen ab oder werden unbrauchbar. Liegt das Kabel im Schmutz oder in einer Pfütze neben der Säule, besteht zudem die Möglichkeit, sich beim Aufheben oder Benutzen des Kabels zu beschmutzen. Abhilfe schaffen hier speziell für Ladesäulen für Elektroautos entwickelte automatische Kabelaufroller. Sie ersetzen durch ­einen speziellen Kabeleinzug das Aufwickeln von Hand. Denn das Kabel wird nach dem Anschluss an das Elektroauto ohne Kraftaufwand des Fahrers sanft wieder eingezogen.

Dadurch ist das Kabel nur in der gerade benötigten Länge ausgezogen. Der Rest bleibt sauber auf dem Aufroller aufbewahrt und liegt während des Ladevorgangs nicht auf dem Boden. Nach Beendigung des Ladevorgangs wird es ebenfalls ohne viel Kraftaufwand wieder komplett eingerollt. Der Elektroautofahrer muss es nicht mehr mühevoll per Hand aufwickeln.

So sieht in der Regel die Situation an der Ladesäule aus: Das lange Ladekabel liegt auf dem Boden.

Foto: Schill

So sieht in der Regel die Situation an der Ladesäule aus: Das lange Ladekabel liegt auf dem Boden.

Mechanismus optimiert

Diese einfache und saubere Handhabung des Kabels beschleunigt jeden einzelnen Ladevorgang und stellt somit auch einen klaren Vorteil im täglichen Gebrauch und Umgang dar. Bei der Installation werden die Kabelaufroller über ein Anschlusskabel entweder direkt oder über einen Ladestecker mit der Wallbox verbunden. Je nach gewählter Ausführung sind Kabellängen bis zu zehn Meter und eine Ladeleistung von 2,3 bis 22 Kilowatt möglich.

Der Entwickler von Kabeltrommeln für verschiedene Anwendungen Schill nutzt für den Aufrollmechanismus eine im Industriebereich bewährte Federzugtechnik.

Diese wurde zusätzlich speziell für die Anwendungen an Ladestationen für Elektroautos angepasst und optimiert. Zum Laden nimmt der Fahrer einfach die Ladekupplung am Aufroller und zieht diese zum Fahrzeug. Dabei wird der Federwiderstand durch das Ziehen überwunden und der interne Federmechanismus gespannt.

Auch für die Nachrüstung geeignet

Ist der Ladevorgang abgeschlossen und der Stecker abgezogen, genügt ein kurzer Zug am Kabel und das Gerät wechselt in den Freilauf, das Kabel steht nun unter Zug und der Anwender geht mit gespanntem Kabel zurück in Richtung Wallbox. Dabei wird es automatisch aufgerollt und verstaut.

Dieser sichere Kabeleinzug lässt sich in verschiedenen Varianten und mit unterschiedlichen Kabelstärken ausführen. So ist jederzeit das optimale Zusammenspiel zwischen Wallbox und Fahrzeug sichergestellt. Je nach Kundenwunsch kann das Unternehmen neben der Kabelstärke auch das Design und die Ausstattung anpassen. So lässt sich der Aufroller bei bereits bestehenden Ladepunkten ergänzen.

Temperatur im Kabel kontrollieren

Schill hat zudem auch Varianten mit bereits integriertem Lademanagement im Portfolio. Diese verfügen neben dem Aufroller über eine eigene Lade­logik. Dann ist eine zusätzliche Wallbox nicht mehr notwendig. Das Fahrzeug wird mit dem Ladepunkt verbunden, das Lademanagement erfolgt in Abstimmung mit dem Fahrzeug. Da der Ladevorgang über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt ist und sich das Kabel aufgrund der zum Teil hohen Ladeströme erwärmt, sind die Kabelaufroller zum Schutz mit einem Temperaturschalter ausgestattet. Deshalb waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung, die konstant hohen Stromstärken auf kleinstem Raum zu kontrollieren und die Überhitzung während des Ladevorgangs zu verhindern.

Kundenspezifische Lösung ist möglich

Sollte dennoch einmal ein Temperaturschwellenwert überschritten werden, trennt der integrierte Thermoschutz das Fahrzeug automatisch vom Strom und der Ladevorgang wird unterbrochen. Die Strom- und Datenübertragung erfolgt stufenlos über selbst entwickelte Schleifringe. Diese ermöglichen jederzeit einen optimalen und widerstandsreduzierten Übergang zwischen dem Auszugskabel und der Ladeeinrichtung.

Neben den Standardvarianten bietet Schill auch kundenspezifische Lösungen, die über die einfache Kabelbestückung hinausgehen. Denn aufgrund der hohen Fertigungstiefe kann Schill schnell auf Veränderungen am Markt reagieren oder Kundenwünsche erfüllen. Dadurch eröffnet sich für diese anwenderfreundliche Aufrolllösung ein breites Einsatzfeld. Neben der einfachen Aufrüstung einzelner Wallboxen im privaten und gewerblichen Bereich lassen sich auch Kleinbusfuhrparks von Transportdienstleistern oder dem öffentlichen Nahverkehr mit den Ladeaufrollern ausstatten.

Ordnung auch nach dem Laden: Der Aufroller zieht automatisch das gesamte Kabel wieder ein. Ein Aufwickeln per Hand ist nicht mehr notwendig.

Foto: Schill

Ordnung auch nach dem Laden: Der Aufroller zieht automatisch das gesamte Kabel wieder ein. Ein Aufwickeln per Hand ist nicht mehr notwendig.

Lapp Gruppe

Tochtergesellschaft für Elektromobilität gegründet

Die Firma Lapp bietet zwar schon seit gut zehn Jahren Ladekabel für Elektroautos an. Doch um die wachsende Nachfrage nach variablen und global einsetzbaren Ladelösungen zu bedienen, hat das Unternehmen Lapp Mobility als eigene Firma für die Elektromobilität ausgegründet.

Inzwischen ist das Team des neuen Unternehmens auf 75 Mitarbeiter angewachsen. Im Werk in Stuttgart arbeiten sie auch an neuen Lösungen. So steht inzwischen auch eine Wallbox Light zur Verfügung. Diese wird fest in der Garage installiert. Bei Bedarf kann sie der Elektromobilist einfach abnehmen und im Kofferraum verstauen. Muss er unterwegs laden, kann er sie mit einer Typ-2-Kupplung und einem Schukostecker an jede Haushaltssteckdose anschließen.

Die integrierte Steuer- und Schutzvorrichtung übernimmt dann auch die Ladesteuerung wie zuvor in der heimischen Garage. Dadurch werde aus einem Notladekabel ein vollwertiges Ladesystem für unterwegs, erkärt Frank Hubbert, Geschäftsführer von Lapp Mobility. Die Wallbox kann einphasig mit 32 Ampere und dreiphasig mit 16 Ampere laden.

Zudem haben die Entwickler von Lapp Mobility noch ein Mode-3-Ladekabel mit Steckern des Typs 2 für Ladesäulen mit einem Formgedächtnis entwickelt. Dank der Spannkraft legt es sich nach dem Ladevorgang ­automatisch wieder in seine Ursprungsform zurück. Dadurch entfällt das lästige Aufrollen des Kabels. Die Hände bleiben sauber und das Kabel kann wieder sicher im Kofferraum verstaut werden.

Foto: Lapp Mobility

Fronius

Wallbox fürs flexible Laden – auch unterwegs

Mit dem Wattpiloten hat der österreichische Hersteller Fronius eine eigene Wallbox ins Portfolio aufgenommen. Die Entwickler haben bei der Konstruktion vor allem auf einfache Montage, Inbetriebnahme und Nutzung des Geräts geachtet. Denn gestartet und betrieben wird die Wallbox mit einer App auf dem Smartphone oder dem Tablet. Damit hat der Elektroautofahrer immer den Überblick über den aktuellen Status des Ladevorgangs und stellt damit auch die einzelnen Lademöglichkeiten ein.

Das Gerät ist grundsätzlich für den Betrieb in Kombination mit einer Photovoltaikanlage gedacht. So kann der Elektroautobesitzer den Ladevorgang so einstellen, dass ausschließlich Überschussstrom aus der eigenen Solaranlage in die Akkus geladen wird. Das ist die kostengünstigste Methode. Zusätzlich kann er aber auch einstellen, wann er das Auto das nächste Mal benötigt. Der Wattpilot lädt dann so, dass das Fahrzeug zum gewünschten Zeitpunkt voll geladen zur Verfügung steht. Der Wattpilot kann aber auch ohne Solaranlage betrieben werden.

Fronius hat sich aber für Vielfahrer noch etwas Besonders ausgedacht. In der Version Wattpilot Go kann die Wallbox einfach aus der Halterung genommen werden. Der Autobesitzer kann sie im Kofferraum mit auf Reisen nehmen und hat unterwegs immer eine Ladelösung dabei, die die komplette Steuerung des Ladevorgangs übernehmen kann. Damit der Elektromobilist auch unterwegs flexibel ist, legt Fronius dem Wattpiloten Go noch ein Adapterset für die verschiedenen Steckervarianten bei. Mit dieser Version des Wattpiloten kann das Auto nicht nur mit elf, sondern auch mit 22 Kilowatt geladen werden.

Foto: Fronius International

Foto: Fronius International

Autor

Mirko Kaiser
ist seit 2016 Vertriebsleiter bei Schill. Das Unternehmen aus Fellbach hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von ­Kabeltrommeln spezialisiert. Eine neue Lösung sorgt auch an der Ladesäule für Ordnung.

Foto: Schill

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