Zwischen Aachen und Prag machen sich die Solarteure auf, um in den Handel mit E-Autos einzusteigen. Denn gute und preiswerte Autos sind neuerdings verfügbar. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen.
Großer Bahnhof: In der Werkstatthalle des Installationsbetriebs Priogo am Ortsrand von Zülpich in Nordrhein-Westfalen war es Anfang Juli rappelvoll. Priogo feierte sein zehnjähriges Firmenjubiläum, doch das allein hätte die Kunden kaum auf die Beine gebracht. „Wir haben in der Lokalpresse mitgekriegt, dass heute und hier die neuen Elektroautos ausgerollt werden sollten“, berichtet Herr Adrien, der mit seiner Gattin vorbeischaut. „Eigentlich wollten wir mit dem Thema noch warten. Aber dieses Auto ist so günstig, das lohnt sich auf jeden Fall. Ein Superpreis!“
Die Adriens haben sich von Priogo vor Jahren eine Photovoltaikanlage auf das Dach bauen lassen: 7,5 Kilowatt. Die Kinder sind aus dem Haus, Herr Adrien ist Pendler nach Bonn, er arbeitet im öffentlichen Dienst. „Dort lassen wir jetzt eine Ladesteckdose anbauen, das kriegen wir hin“, meint er. „Dann kann ich tagsüber den Wagen auf der Arbeit laden, nach Hause fahren und ihn bei mir in der Garage wieder an die Steckdose hängen.“
Die Bestellung sofort unterschrieben
Die Adriens haben sofort unterschrieben. Obwohl sie beim Firmenfest nur einen Prototypen des neuen e.GO fahren konnten, denn die ersten Kundenfahrzeuge werden erst zur Jahresmitte 2018 ausgeliefert. Insgesamt hat Priogo an diesem Tag im Juli zwanzig e.GOs verkauft. „Wir haben uns schon seit längerem nach geeigneten E-Autos umgesehen“, berichtet Firmenchef David Muggli. „Der e.GO ist nicht nur ein ungemein günstiges E-Auto, sondern er ist auch sehr intelligent. Das Werkstattkonzept hat uns überzeugt, und die Tatsache, dass man dieses Fahrzeug unabhängig von den großen Autoherstellern vermarkten kann.“
Der e.GO ist ein kleiner, sehr schnittiger Viersitzer, der in Aachen entwickelt und produziert wird. Er stammt aus der Autoschmiede von Professor Günther Schuh, der mit seinen Teams bereits den Street Scooter für die Deutsche Post/DHL entwickelt hatte. Nun werden im Jahr 25.000 vollelektrische Street Scooter gebaut, die Post hat das ganze Unternehmen übernommen. Danach stieg Bosch bei den Aachenern ein, die nun einen Pkw für Privatkunden und gewerbliche Flotten entwickelt haben – als Stadtauto und für Pendler.
Bis zu 170 Kilometer Reichweite
Mit sechs Batteriepacks (14,4 Kilowattstunden) kann der e.GO rund 130 Kilometer weit fahren, mit acht Packs (19,2 Kilowattstunden) sind es rund 170 Kilometer. Die Ladeleistung erreicht bis 22 Kilowatt. Nun der Preis: rund 15.900 Euro. Zieht man davon die Kaufprämie für Elektroautos (4.000 Euro) und die Mehrwertsteuer ab, bleiben knapp 10.000 Euro übrig. Die Adriens haben keinen Augenblick gezögert.
David Muggli und sein Geschäftspartner Sebastian Poensgen treiben die Sektorkopplung im Rheinland voran. „Wir bieten Strom, Wärme und neuerdings auch die Mobilität aus einer Hand an“, erläutert Poensgen. „Ich fahre selbst einen Renault Zoe, etwa 24.000 Kilometer im Jahr, den ich zu zwei Dritteln mit Sonnenstrom vom Dach meines Wohnhauses betanke. Mit dem e.GO wird die Sektorkopplung eine runde Sache.“
Pendler profitieren besonders
Neben Solarmodulen, Wechselrichtern, Stromspeichern und Brennstoffzellen öffnet sich mit den neuen Elektroautos eine weitere Produktgruppe, die der Installateur seinen Kunden anbieten kann. Autos mit Verbrennungsmotor schlucken jeden Monat einen ordentlichen Batzen aus dem finanziellen Haushalt ihrer Kunden: Sprit, Kfz-Steuern, Durchsichten, TÜV, Abgasuntersuchung (grüne Plakette), Reparaturen.
Da kommen schnell einige hundert Euro zusammen, auch und vor allem bei Pendlern. Zwar ist die staatlich garantierte Pendlerpauschale eine verdeckte Subvention, denn die Fahrten zur und von der Arbeitsstelle kann man in der Steuererklärung geltend machen. Rund drei Viertel aller Privatfahrten in Deutschland sind Pendlerfahrten mit Entfernungen bis achtzig Kilometer pro Strecke.
Mit E-Autos wird der tatsächliche Kostenblock für die Pendler deutlich geringer. Die Spritkosten – hier als Kosten für Sonnenstrom – reduzieren sich auf ein Viertel bis ein Fünftel. Abgastests entfallen komplett, ebenso die Kfz-Steuer. Durchsichten sind kaum noch notwendig, der Verschleiß am Fahrzeug sinkt deutlich. Denn im E-Auto gibt es kaum noch bewegte oder sehr heiße Teile. „Ein BMW-5 hat rund 150 bewegte Teile“, rechnet Professor Günther Schuh aus Aachen vor. „Im e.GO haben wir kaum ein Dutzend.“ (HS)
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