Ein Forschungsteam des Fachbereichs Technik und Architektur der Hochschule Luzern hat für die Standseilbahn von Biel nach Magglingen im Schweizer Kanton Bern ein neues Energiesystem entwickelt und umgesetzt. Zunächst wurde schon im Jahr 2019 auf der Bergstation in Magglingen eine Photovoltaikanlage errichtet. Mit ihren 42 Kilowatt liefert sie schon einen Teil der Energie, die die Seilbahn braucht, um die gut 400 Meter Höhenunterschied und die Strecke von etwa 1.700 Meter zu überwinden.
Solaranlage muss nur bis zur halben Strecke reichen
Doch die Solaranlage muss nur die Energie liefern, die der bergauf fahrende Zug bis zur Hälfte der Strecke braucht. Danach ist keine Energie mehr nötig. Denn die talabwärts fahrende Bahn und das dazugehörige Zugseil sind nun so schwer, dass sie den bergauf fahrenden Zug hochzieht. Die beiden talwärts fahrenden Waggons müssen sogar abgebremst werden. Die dabei frei werdende Energie wird zurückgewonnen. Duch diese Rekuperieren der Bremsenergie herrscht bei der Standseilbahn ein ständiger Wechsel zwischen Energiebezug und -abgabe.
Die Bremsenergie wird sogar in einer Batterie gespeichert. So steht sie später für die nächste Bergfahrt und den Betrieb unter anderem Der Lüftung und der Heizung im Zug zur Verfügung. Sie speichert auch den Solarstrom zwischen, der nicht direkt genutzt wird – etwa wenn die Fahrgäste an den beiden Stationen aus- und einsteigen.
Energiesystem funktioniert zuverlässig
Das Luzerner Forschungsteam hat für diesen Ansatz ein innovatives Energiemanagementsystem entwickelt, das die komplexen Energieströme steuert. „Dank der Photovoltaikanlage und der Bremsenergie kann die Standseilbahn mehr als 30 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs selbst decken“, resümiert Projektleiter Olivier Duvanel. „Das von der Hochschule Luzern entwickelte Energiesystem funktioniert im Dauerbetrieb zuverlässig“, ergänzt Raphaël Schlup, Leiter Technik und Betrieb Seilbahnen bei den Verkehrsbetrieben Biel, die die Standseilbahn betreiben.
Stromkosten sinken um 30 Prozent
Dazu kommt noch, dass die Stromkosten durch die Nutzung der Solar- und der Bremsenergie um 30 Prozent sinken, wie Schlup bestätigt. Diese Einsparung ist für eine solche Seilbahn nicht unerheblich, macht doch der Stromverbrauch die Hälfte der gesamten Betriebskosten aus. Nach Berechnungen der Planer werden sich die Investitionen in die Pilotanlage von 15 Jahren amortisieren. Sie gehen davon aus, dass bei künftigen kommerziellen Anlagen Amortisationszeiten von zehn Jahren realistisch sind. Zudem ist das Energiekonzept mit Photovoltaikanlage und Batteriespeicher auf andere Pendelbahnen übertragbar. Von diesen gibt es in der Schweiz etwa 200 Stück. (su)
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