Ein realitätsnaher Pilotversuch von Porsche, dem Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und dem Beratungsunternehmen Intelligent Energy System Services (IE2S) hat gezeigt, dass Hochvoltbatterien des Elektrosportwagens als intelligenter Schwarm den Strom puffern können. Dabei wurden fünf Serien-Taycan sowohl in häuslicher Umgebung wie unter Laborbedingungen über den Porsche Home Energy Manager (HEM) ans Stromnetz angeschlossen.
Zuvor hatten Experten von Porsche Engineering die Software dieser Schaltzentralen an den Feldversuch angepasst. „Ein derartiges Pooling-System lässt sich nicht nur für den Regelleistungsmarkt nutzen. Erweiterte Lösungen für sauberes Laden und andere Vehicle-to-Grid-Anwendungen sind gleichfalls denkbar“, sagt Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Porsche. Zudem werde die Akzeptanz für die E-Mobilität weiter gestärkt.
Ein Pool aus Stromer als virtuelles Kraftwerk
Bisher federn vor allem konventionelle Kraftwerke diese Schwankungen ab, aber das muss sich nun schnell ändern. Die Bundesregierung will noch schneller weg vom Erdöl und Gas aus Russland. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird die Regelleistung für den sicheren Netzbetrieb immer wichtiger. Denn auch wenn Wind und Sonne nicht immer zur Verfügung stehen, muss das Stromnetz stets ausglichen sein. Die Frequenz muss immer sehr genau bei 50 Hertz stabilisiert werden, ansonsten drohen Stromausfälle.
Das bedeutet aber auch, dass sich einiges ändern muss. Denn bei den Netzbetreibern fließt der Strom bei der Elektromobilität vor allem in eine Richtung: vom Ladepunkt ins Fahrzeug. Im Zuge von neudeutsch Vehicle-to-Grid-Anwendungen, also vom Fahrzeug ins Netz, könnte sich das bald ändern. Wenn Stromer gerade nicht unterwegs sind, könnten sie künftig ebenso Energie ins öffentliche Stromnetz zurückspeisen. Ein Pool aus zahlreichen E-Fahrzeugen zusammengefasst, kann dann als virtuelles Kraftwerk ebenso einen Teil der sogenannten Regelleistung liefern und so zur Netzstabilität beitragen. Denn die Regelleistung gleicht Schwankungen im Stromnetz aus.
Pooling-System koordiniert in Echtzeit
Kernelement der Datenkommunikation im Pilotversuch ist dabei ein cloud-basiertes Pooling-System. Dieses koordiniert die Ladevorgänge der Elektrofahrzeuge. Dabei übersetzt die Regelleistungs-Sollwerte des Netzbetreibers in fahrzeugspezifische Signale, so werden die Ladevorgänge in Echtzeit gesteuert. Darüber hinaus regelt das Pooling-System den hochfrequenten und zeitsynchronen bidirektionalen Datentransport.
Testweise wurde das System sogar an die Hauptschaltleitung von TransnetBW in Wendlingen bei Stuttgart angebunden. Das Ergebnis war ein echter messbarer Meilenstein, frohlockt Rainer Pflaum, Finanzchef bei TransnetBW. „Das Projektteam hat es geschafft, die komplexe Kommunikationsinfrastruktur zwischen unserem Leitsystem und mehreren Elektrofahrzeugen zu realisieren. Zugleich wurden die strengen Vorgaben für das Vorhalten und Erbringen von Regelreserve erfüllt.“ (N. Petersen)
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