Bis Ende 2015 will die chinesische Regierung den einheimischen Herstellern die Hälfte der Mehrwertsteuer erstatten. Damit will Peking nicht nur den Markt im eigenen Land forcieren, sondern auch helfen, den Schuldenberg abzutragen, den die Hersteller angehäuft haben.
Die chinesischen Hersteller von Solarzellen und Modulen bekommen für die Zeit vom 1. Oktober dieses Jahres bis zum 31. Dezember 2015 die Hälfte der Mehrwertsteuer erstattet. Das berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf eine Veröffentlichung des Finanzministeriums in Peking. Xinhua ist die größte Nachrichtenagentur im Reich der Mitte und direkt dem Staatsrat der Volksrepublik angegliedert. Sie gilt als Sprachrohr der chinesischen Regierung.
Überangebot regulieren
Mit diesem Schritt will die Regierung das Überangebot an Photovoltaikprodukten auf dem einheimischen Markt regulieren, um den Wegfall der bisherigen Exportmärkte in Europa und den USA zu kompensieren. Deshalb beschlossen die obersten Wirtschaftsplaner des Landes in der Entwicklungs- und Reformkommission am 31. August dieses Jahres, Strom aus großen Solarkraftwerken mit 0,42 Yuan (etwa fünf Eurocent) zu fördern.
Branche leidet unter hohen Schuldenbergen
Die Entwicklung eines einheimischen Marktes ist für die chinesische Regierung nicht nur aufgrund des Wegfalls der bisher entscheidenden Exportmärkte von Bedeutung, sondern auch wegen der hohen Schulden, die die Photovoltaikhersteller in China in den vergangenen Jahren angehäuft haben. Diese belaufen sich auf immerhin etwa 100 Milliarden Yuan (gut zwölf Milliarden Euro) allein bei den 10 größten Herstellern im Reich der Mitte. Die Schuldenrate im Vergleich zu den eigenen Vermögenswerten beläuft sich nach Angaben der Branche auf immerhin 70 Prozent. Doch auch wenn der einheimische Markt auf das von der Regierung geplante Niveau steigen wird, leiden die Unternehmen immer noch unter einem enormen Überangebot. Deshalb müssten einige Hersteller „eliminiert werden“, wie Xinhua mitteilt. Das könnte ein Hinweis sein, dass Peking die Konsolidierung in der einheimischen Photovoltaikbranche weiter forcieren will. Auf der Abschussliste dürften dabei wohl weniger die im Ausland bekannten und an den Börsen gelisteten Unternehmen stehen, sondern eher kleinere Hersteller mit weniger Produktionskapazität. (Sven Ullrich)