Ein Forschungsprojekt widmet sich der Frage, wie die Bürger an der Energiewende teilnehmen können, ohne in Projekte oder Anlagen investieren zu müssen. Das erste Ergebnis ist schon mal viel versprechend. Denn die Akzeptanz ist Voraussetzung für die Teilnahme.
Die Akzeptanz der Energiewende ist ungebrochen. Das haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zusammen mit weiteren Projektpartner herausgefunden. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Energiewende Akzeptanz stärken“ (KomMa-P) haben sie zunächst die relevanten Zielgruppen nach ihrer Meinung zur Energiewende befragt. „Die Mehrheit der insgesamt 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer betrachtete die Energiewende als notwendig und akzeptiert auch einen gewissen Kostenaufwand“, berichten die Forscher. „Überraschend deutlich war ein Misstrauen gegen ‚die da oben‘ spürbar, während die Stadtwerke und andere regionale Akteure eher Vertrauen genießen.“
Stadtwerke einbinden
Um die Einbindung der Stadtwerke bei der Transformation des Energiesystems zu stärken, laufen bereits Pilotprojekte mit den Stadtwerken Wunsiedel. Die Stadtwerke wollen zusammen mit den Projektbeteiligten eine öffentliche Visualisierung des Energieflusses in der Gemeinde installieren und eine sogenannte Energiebox einsetzen. Das ist ein Minikraftwerk für die Strom- und Wärmeerzeugung mehrerer Haushalte. Die Stadtwerke Münster und Dortmund planen hingegen Befragungen, wie die Bürger zur Energiewende stehen und welche Formen der Beteiligung sie sich wünschen. Die Wissenschaftler in Freiburg, Stuttgart, Karlsruhe und Münster werden dazu ein Zusammenhangsmodell erstellen, das die verschiedenen Einflüsse auf die Akzeptanz in der Bevölkerung aufzeigt. Auf der Basis dieses Modells wird dann eine repräsentative Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse gehen in der letzten Projektphase in Vorschläge ein, wie die technisch-ökonomischen Transformationspfade für bessere gesellschaftliche Akzeptanz optimiert werden können.
Teilnehmen ohne zu investieren
Mit den jetzigen Ergebnissen hat das Projekt des ersten Forschungsansatz bereits bestätigt. Denn es geht darum, Möglichkeiten zu finden, wie sich die Bürger an der Energiewende beteiligen können, ohne Geld in die Hand nehmen zu müssen. „Bisher können sie sich nur beteiligen, wenn sie bereit sind, Geld zu investieren und damit zum Beispiel Anteile an Windparks oder Biogasanlagen erwerben oder eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach anbringen“, kritisieren die Forscher. „Wem die Mittel dafür fehlen oder das Interesse an einer finanziellen Beteiligung, der bleibt ausgeschlossen.“ Deshalb konzentrieren sich die Wissenschaftler auf die Frage, welche niedrigschwelligen Angebote und Instrumente notwendig sind, damit die Bevölkerung an der Energiewende partizipieren und sie dadurch besser verstehen und akzeptieren kann. Schließlich beurteilen die Bürger bisher besonders kritisch empfundene Ungerechtigkeiten. Dazu gehören Ungerechtigkeiten bei der Verteilung von Nutzen und Kosten der Energiewende oder das Zustandekommen von Bauentscheidungen. (Sven Ullrich)