Die Subventionen und versteckte Kosten für Kohle und Atom liegen weit über den Kosten der EEG-Umlage. Das geht aus einer aktuellen Rechnung hervor. Nichtsdestotrotz: Die Bundesregierung knickt bei ihrem EU-Ausbauziel für Erneuerbaren ein.
Atom und Kohle verursachen Kosten über die Stromrechnung hinaus, die sich für einen durchschnittlichen Haushalt umgerechnet auf rund 360 Euro pro Jahr belaufen. Das geht aus einer Kurzanalyse des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag des Ökostromanbieters Greenpeace Energy aus Hamburg hervor. Rund ein Drittel weniger, etwa 220 Euro, zahlt ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden im Jahr 2014 über die EEG-Umlage für den Ausbau der Erneuerbaren. „Die Preise am Strommarkt sind verzerrt“, sagt Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy. Während die Förderung von Wind und Sonne gut sichtbar in der Stromrechnung ausgewiesen werde, enthielten Kohle und Atom versteckte Subventionen, kritisiert er weiter.
Während die erneuerbaren Energien transparent über die EEG-Umlage gefördert werden, haben demnach konventionelle Energien in 2012 versteckte Kosten in Höhe von rund 40 Milliarden Euro verursacht. Würde man diese Kosten nach EEG-Methode auf die Verbraucher umlegen, wären dies für den besagten Haushalt umgerechnet 360 Euro pro Jahr.
Versteckte Kosten
Die Kostenaufteilung nach Energieträgern sieht dabei wie folgt aus: 11 Milliarden Euro entfallen auf die Atomenergie; mit 12,4 Milliarden Euro entfallen leicht mehr auf Steinkohle und 13,9 Milliarden Euro auf die Braunkohle – den Klimakiller Nummer eins. Hierbei handelt es sich zum einen um staatliche Förderungen wie Finanzhilfen und Steuervergünstigungen, zum anderen um externe Kosten. Hierunter fallen Klimaschäden oder Folgekosten eines nuklearen Unfalls. Ökostromanlagen produzieren bereits heute teilweise günstigeren Strom als konventionelle Kraftwerke: Bis zum Jahr 2030 summiert sich dieser Kostenvorteil laut Studie auf insgesamt 54 Milliarden Euro, bis 2050 sogar auf 522 Milliarden Euro.
Die Bundesregierung tritt trotzdem auf die Bremse: Sie setzt sich nur noch für einen Ökostromanteil von 27 Prozent bis 2030 ein. Bis vor dem Treffen des Energie- und Wirtschaftsministers, Sigmar Gabriel (SPD), mit dem Wettbewerbskommissar Almunia am vergangenen Montag hatte sich Deutschland noch für einen höheren Anteil auf EU-Ebene stark gemacht. „Die Bundesregierung opfert jetzt ihr 30-Prozent-Ziel den Privilegien der deutschen Schwerindustrie“, beklagt Hermann Falk, Geschäftsführer des BEE, mit Blick auf den anhaltenden Beihilfenstreit zwischen Wirtschaftsminister Gabriel und der Europäischen Kommission. „27 Prozent sind Business-as-Usual ohne jegliche Ambition beim Ausbau der Erneuerbaren und für einen besseren Klimaschutz“, sagt Falk und schiebt nach: Nach dem Willen der Kanzlerin sei Deutschland statt im Energiewende-ICE nun im Bummelzug mit Kohledampflok unterwegs. (Niels H. Petersen)