Die Mehrheit der Bundesbürger lehnt die aktuellen Rabatte bei der Zahlung der EEG-Umlage für große Stromverbraucher ab. Deshalb sollte das Rabattsystem überarbeitet und an den Börsenstrompreis gekoppelt werden.
Eine überwältigende Mehrheit der Bürger sprechen sich gegen die Industrierabatte bei der Finanzierung der Energiewende aus. Das ist das Ergebnis einer repäsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Toluna im Auftrag des Hamburger Ökostromanbieters Lichtblick durchgeführt hat. Insgesamt 83 Prozent der befragten 1.000 Bundesbürger sehen die Ausnahmen bei der EEG-Umlage für stromintensive Unternehmen als nicht gerechtfertigt an. Nur 17 Prozent halten die aktuelle Kostenverteilung, bei der die Privathaushalte und die mittelständische Wirtschaft für die Entlastung der Industrie zahlen, für gerechtfertigt.
Industrie profitiert doppelt
Die Befragten, die solche Industrierabatte ablehnen, haben sich auch ganz klar positioniert, warum sie der Meinung sind, nicht für die Industrie mit bezahlen zu müssen. Denn immerhin profitieren die großen Stromverbraucher schon von den gesunkenen Preisen an der Strombörse. Denn sie beziehen ihren Strom in der Regel nicht von einem Energieanbieter, sondern an der Börse direkt. Mit der Befreiung von der Mitfinanzierung der Energiewende profitieren diese Unternehmen demnach doppelt von der Energiewende. „Viele Unternehmen beklagen steigende Stromkosten, obwohl sie dank der sinkenden Einkaufspreise für Strom die wahren Profiteure der Energiewende sind. Das ist unehrlich“, kritisiert deshalb Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick.
Nachlässe an Strompreise koppeln
Die Einkaufspreise für Strom haben sich angesichts des wachsenden Ökostromangebots seit 2008 halbiert. Damit haben die Industrieunternehmen schon einen milliardenschweren Kostenvorteils. Trotzdem zahlen 2.098 energieintensive Unternehmen in diesem Jahr nur einen Bruchteil der EEG-Umlage. Insgesamt fließt fast ein Viertel des gesamten Stroms ohne EEG-Umlage durch die deutschen Netze. Und tausende Firmen mit hohem Stromverbrauch sparen zusätzlich noch bei den Netzgebühren. Lichtblick schlägt deshalb vor, die Rabatte künftig an zwei Kriterien zu knüpfen. Zum Einen sollten nur Unternehmen profitieren, die wirklich und nachweislich im internationalen Wettbewerb stehen. Und zum Anderen müssten Nachlässe bei der EEG-Umlage an die Strompreise gekoppelt werden. Konkret bedeutet bei eine steigenden Börsenpreis für Strom würden die EEG-Rabatte für die energieintensiven Unternehmen im internationalen Wettbewerb steigen. Sinkt der Börsenpreis allerdings weiter, müssten Firmen stärker an den Kosten der Energiewende beteiligt werden. „Bei einer solchen Regelung könnte die Industrie auch wieder auf mehr Verständnis in der Bevölkerung hoffen“, begründet Lichtblick den Vorschlag. Denn von den 83 Prozent der Befragten, die den aktuellen Umfang der Rabatte ablehnen, sind zwar 52 Prozent vollständig gegen die Entlastung. Aber immerhin 31 Prozent haben aber Verständnis für Stromrabatte, wenn sie auf Firmen im internationalen Wettbewerb begrenzt werden. (Sven Ullrich)