Zehn Jahre nach der eingeführten Regulierung für Stromnetze mangelt es an verlässlichen Daten. Zudem sind die von Verbrauchern gezahlten Netzentgelte nur schwer zu durchschauen. Mehr Transparenz erhöht auch die Akzeptanz für die Energiewende.
Betrieb und Finanzierung der Stromnetze sind in Deutschland intransparent. Beispiel: Es nicht bekannt, auf welche Summe sich die von den Stromverbrauchern gezahlten Netzentgelte im Jahr belaufen. Es gibt lediglich Schätzungen, die bei 18 Milliarden Euro im Jahr liegen. Und das ist der zweitgrößte Kostenblock in unserer Stromversorgung. Unklar ist auch, wie sich diese Kosten seit Juli 2005 entwickelt haben, als die staatliche Regulierung Stromnetze eingeführt wurde. Das ermittelt nun eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmen Infracomp im Auftrag von Agora Energiewende.
„Die Intransparenz bei den Stromnetzen ist ein großes Problem, denn gerade hier gibt es einen großen Umbau- und damit Investitionsbedarf im Zuge der Energiewende“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Wenn man die Regelungen für die Stromnetzentgelte weiterentwickeln möchte, muss man diese auch kennen.“ Ansonsten sei die Gefahr real, falsche Entscheidungen zu treffen. „Durch die Intransparenz kann die Energiewende für die Verbraucher teurer werden, aber nicht besser“, erklärt Graichen.
Nur in geschwärzter Form veröffentlicht
Defizite gibt es laut Studie unter anderem bei Entscheidungen der Regulierungsbehörden dem Betrieb einzelner Stromnetze. Hunderte von Entscheidungen wurde getroffen, doch nur wenige davon veröffentlicht, viele zudem nur in geschwärzter Form. Ebenso bleiben wichtige Betriebsdaten der Netze unter Verschluss und die Qualität der veröffentlichten Daten ist aufgrund fehlender Datenstandards sehr unterschiedlich.
Die Bundesnetzagentur selbst hat in ihrem jüngsten Evaluierungsbericht zur Anreizregulierung bemängelt, dass Deutschland im Vergleich von acht europäischen Ländern in Sachen Datentransparenz an vorletzter Stelle steht. Die aktuelle Studie kommt hier zum einen zu dem Schluss, dass die gesetzlichen Regelungen um Transparenzaspekte ergänzt werden müssen. Die Netzbetreiber hätten als Monopolisten laut Studie keine geschäftlichen Nachteile zu befürchten. „Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse sind für den Unternehmenserfolg im regulierten Bereich nicht relevant“, heißt es.
Geschäftsgeheimnis nicht nachvollziehbar
„Es fehlt Verbrauchern schlichtweg an Informationen darüber, wie die Netzentgelte, die sie über die Stromrechnung zahlen, zustande kommen“, sagt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (BNE). Dieses seit Jahren bestehende Transparenzdefizit zeige die Studie einmal mehr. „Dass die Verteilnetzbetreiber die Daten mit dem Verweis auf das Geschäftsgeheimnis unter Verschluss halten, ist nicht nachvollziehbar“, sagt Busch. Schließlich müssten sie als Monopolisten nicht fürchten, dass Kunden zu einem anderen Anbieter wechseln. Wie die vorliegende Untersuchung auch zeigt, sei es in anderen Ländern wie Norwegen oder Großbritannien gängige Praxis, dass Verteilnetzbetreiber Unternehmensdaten veröffentlichen. (nhp)
Die Studie „Transparenzdefizite der Netzregulierung“ steht unter www.agora-energiewende.de zum Download bereit.