Ein neues Marktmodell für Ökostrom soll das Grünstromprivileg ersetzen und das Marktprämienmodell ergänzen – und so die Vorteile beider Modelle kombinieren. So würden Anreize gesetzt, fluktuierende Erneuerbare in ein Stromprodukt einzubinden, sagen drei große Ökostromversorger.
Die drei Ökostromanbieter Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace Energy und Naturstrom haben ein neues Ökostrom-Markt-Modell (ÖMM) vorgestellt. Unter den großen vier Ökostromanbietern fehlt damit nur Lichtblick aus Hamburg. Der Vorschlag schaffe die Voraussetzungen, um Ökostrom aus EEG-vergütungsfähigen Anlagen in deutlich größerem Umfang als bisher in die Kundenversorgung einzubinden, erklärt Naturstrom-Vorstand Oliver Hummel. Aus Sicht der drei Ökostromanbieter müsse ein überarbeitetes EEG, das die große Koalition aus Union und SPD am 9. April im Kabinett verabschieden will, die Überlegungen des ÖMM enthalten.
Die derzeitigen EEG-Reformpläne erschweren es aus Sicht der drei Ökostromanbieter nicht nur Bürgerenergiegenossenschaften, Stadtwerken und Ökostromanbietern, neue Öko-Kraftwerke zu bauen. Insbesondere werde es kaum noch möglich sein, die eigenen Kunden mit Strom aus heimischen Ökostromanlagen zu versorgen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) beabsichtigt, dass zukünftig alle Betreiber von Erneuerbaren-Energien-Anlagen den Strom selbst oder über Dienstleister an der Börse verkaufen. Dort würden die Erneuerbaren zusammen mit Kohle- und Atomstrom als Graustrom, also als Strom unbekannter Herkunft vermarktet.
0,25 Cent zusätzlich für Ökostrom
So soll das Ökostrom-Markt-Modell funktionieren: Betreiber von (ansonsten) EEG-geförderten-Anlagen verkaufen den Strom nicht an der Börse, sondern direkt an einen Energieversorger. Dieser entrichtet über den Marktpreis und die EEG-Umlage hinaus eine zusätzliche Ökostrom-Zahlung von 0,25 Cent pro Kilowattstunde, die auf das EEG-Konto fließt. Auf diese Weise entlastet das Modell die EEG-Umlage, die alle Haushalte zahlen. Weil der Vorschlag Anreize setzt, Stromerzeugung und -bedarf aufeinander abzustimmen, leistet er zudem einen Beitrag zur besseren Systemintegration der erneuerbaren Energien. „Das Ökostrom-Markt-Modell garantiert Akteursvielfalt und sorgt dafür, dass der Markt nicht nur den großen Konzernen überlassen wird“, sagt Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy.
Denn es muss eine flukturiende Erneuerbarenquoten aus Wind- oder Solaranlagen erreicht werden. Somit müssen die Energieversorger 2014 mindestens eine Quote von 40 Prozent überschreiten. Der Clou: Der Versorger muss den Strom tatsächlich im Bilanzkreis einsetzen, um die Kunden zu bedienen. Falls nicht, werde eine Integrationszahlung von zwei Cent pro Kilowattstunde fällig, die ebenfalls auf das EEG-Konto fließt. Vorteil: Im Gegensatz zum Marktprämienmodell bleibe der Ökostrom grün und werde nicht zu grauem Mischstrom, argumentieren die Ökounternehmen in einem Hintergrundpapier. Kunden von Energieversorgern, die am ÖMM teilnehmen, bekommen so Ökostrom aus inländischen Anlagen – nicht wie bisher, meist Strom aus alpenländischer oder skandinavischer Wasserkraft. (Niels Hendrik Petersen)