Der Branchenverband BDEW kritisiert die von der Bundesnetzagentur vorgeschlagenen Zinssätze für eingesetztes Eigenkapital in Strom- und Gasnetzinvestitionen. Der Vorschlag der Bundesnetzagentur würde den Zins um 25 Prozent senken.
Der daraus resultierende Zinssatz von 5,64 Prozent nach Steuern würde demnach zu den niedrigsten in ganz Europa gehören. „Sachgerecht wäre ein um mindestens einen Prozentpunkt höherer Eigenkapitalzinssatz“, fordert BDEW-Chef Stefan Kapferer. Wie ein europäischer Vergleich zeige, liege der derzeit von der Bundesnetzagentur vorgeschlagene Eigenkapitalzinssatz auf einem der letzten Plätze Europas. „Andere Regulierungsbehörde wie Norwegen, Finnland, Luxemburg und der Schweiz haben aktuell deutlich höhere Zinssätze festgelegt“, sagt Kapferer.
Schon heute beträgt der reale Zinssatz laut BDEW für Netzinvestitionen nur 3,8 Prozent. Das würde Investitionen in die Netze für Kapitalgeber im Vergleich zu Investitionsmöglichkeiten in anderen Branchen unattraktiver machen. Unattraktive Investitionsbedingungen können zu Verzögerungen beim Netzausbau führen.
9,05 Prozent werden nicht erreicht
Die Verbraucher würden von der geplanten Senkung der Zinssätze zudem kaum profitieren, erklärt der Branchenverband. Nach BDEW-Berechnungen würde ein typischer Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden lediglich 5,30 Euro pro Jahr weniger an Netzentgelten zahlen.
Hintergrund: Der derzeit geltende brutto Zinssatz in Höhe von 9,05 Prozent sinkt nach Abzug von Ertragssteuer und Inflation deutlich auf 5,83 Prozent. Hinzu kommt: Nur auf 40 Prozent der Investitionssumme darf ein Netzbetreiber laut Netzentgeltverordnung dem Eigenkapitalzinssatz anrechnen. 60 Prozent werden mit dem von der Bundesnetzagentur ermittelten Fremdkapitalzinssatz von derzeit 3,08 Prozent verzinst. Zusammen führen diese Effekte zu einem realen Zinssatz von 3,8 Prozent. Dieser Wert würde mit dem von der Regulierungsbehörde vorgeschlagenen Zinssatz auf unter drei Prozent sinken. (nhp)