Überraschend kam die Nachricht nicht. Spätestens seit dem Richterspruch in den USA im Streit mit Hemlock wurde deutlich, dass Europas größter Solarkonzern in sehr schwieriger See unterwegs ist. Immerhin: Als vor einigen Wochen die Ankündigung kam, dass künftig nur noch monokristalline Module aus Freiberg und Arnstadt kommen sollten, schien die Trendwende möglich.
Doch zu schwer war der Ballast dieses Tankers, nun ist Frank Asbecks Schiff gestrandet. Untergegangen ist es noch nicht, auch wenn die Prognosen nicht erfreulich sind. Im Gegenteil: Erstaunlich pessimistisch liest sich die Selbsteinschätzung des Bonner Konzerns: „Die Geschäftsleitung gelangte nach umfassender Prüfung zu der Überzeugung, dass im Zuge des aktuellen Geschäftsverlaufs und der weiter voranschreitenden Preisverwerfungen keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“.
Es geht um 3.000 Jobs
Damit sei die Gesellschaft überschuldet, es bestehe die Pflicht zur Beantragung der Insolvenz. Für die Tochtergesellschaften der Solarworld AG werde die jeweilige Insolvenzantragspflicht geprüft. Für die Fabriken in Freiberg (Sachsen) und Arnstadt (Thüringen) werde bereits ein Sozialplan verhandelt. Es geht um 3.000 Jobs, um die größten Solarfabriken in Europa.
Nun muss Konzernchef Frank Asbeck den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Nun wird es viele Experten geben, die da sagen: „Das haben wir doch schon immer gewusst!“ Nun werden die Fehler aufgereiht: Der viel zu üppige Liefervertrag für Silizium mit Hemlock, die Übernahme des Werks in Arnstadt von Bosch, oder medienwirksame Attacken gegen Module aus Cadmiumtellurid oder gegen die Konkurrenz aus China. Mancher wird sich die Hände reiben: „Endlich muss Asbeck zu Kreuze kriechen!“ Und mancher wird frohlocken: Nun wird der Liebhaber schneller Autos und feiner Schlösser für seine Arroganz bestraft.