Die Vollversorgung Österreichs mit Ökostrom ist bei einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien ohne Weiteres möglich. Zudem spart sie enorme Kosten, die sonst für Energieimporte aufgebracht werden müssten. Voraussetzung ist aber eine weitere politische und finanzielle Unterstützung.
Eine Stromversorgung, die komplett auf erneuerbare Energien basiert, ist in Österreich bis 2030 nicht nur möglich, sie spart auch Energieimporte im Umfang von 650 Millionen Euro. Zudem werden durch den konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2030 bis zu 53.000 zusätzliche Arbeitsplätze in den Ökostrombranchen geschaffen. Das sind zwei der zentralen Ergebnisse einer Studie der TU Wien zu den Ökostrompotenzialen in der Alpenrepublik.
Photovoltaik muss um 11.200 Prozent Wachsen
Um den Umstieg zu schaffen, müsste aber der Ausbau von Ökostromanlagen beschleunigt werden. So müsste die jährliche Produktion von Solarstrom von 0,1 Terawattstunden im Jahr 2010 auf 11,3 Terawattstunden im Jahr 2030 steigen. Das wäre ein Wachstum um 11.300 Prozent. Den größten Anteil wird weiterhin die Wasserkraft haben. Deren Produktionskapazität müsste aber um etwa 20 Prozent auf 46 Terawattstunden anwachsen. Auch der Ausbau der Windkraft müsste schneller gehen. Haben die in Österreich installierten Anlagen im Jahr 2010 noch 2,1 Terawattstunden produziert, geht die Energiewende nur, wenn die Windkraft im Jahr 2030 17,5 Terawattstunden Strom ins Netz einspeist. Zusammen mit Biomasse- und Biogasanlagen und anderen Ökostromgeneratoren wäre damit 89,4 Prozent der Stromerzeugung in Österreich mit erneuerbaren Energien abgedeckt. Den Rest würden Erdgaskraftwerke übernehmen.
Flexibilitäten müssen ausgebaut werden
Allerdings würde so der Stromverbrauch zu 99,8 Prozent durch erneuerbare Energien abgedeckt, selbst wenn er, wie prognostiziert, erheblich ansteigt. Österreich wird so von einem Stromimporteur zu einem Stromexporteur. Voraussetzung ist aber der Ausbau der Sektorkopplung und die Verstärkung der Anbindung an das europäische Übertragungsnetz. Denn nur dieses bietet die notwendige Flexibilität, um die Vollversorgung mit Erneuerbaren zu erreichen und sowohl die Erzeugungs-, die Last- als auch die Preisspitzen abzufedern. So haben die Batterien in Elektroautos ein Flexibilitätspotenzial von 5,9 Gigawatt, wenn nur 30 Prozent der Österreicher elektrisch fahren. Dazu kommt Pumpspeicherkraftwerke mit einer Leistung von 4,3 Gigawatt. Das Potenzial zur Nutzung überschüssigen Ökostroms für die Wärmeerzeugung liegt bei maximal 1,8 Gigawatt. Der Ausgleich über das Übertragungsnetz mit den Nachbarländern liegt beim Export bei elf Gigawatt, beim Import bei immerhin noch sieben Gigawatt.
Funktionierender Emissionshandel senkt Föderbedarf
Klar ist aber, dass der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien in Österreich auch weiterhin auf politische und finanzielle Unterstützung angewiesen ist. „Bei einem Wegfall von Förderungen für erneuerbare Energien nach 2020 kommt es unmittelbar zu einem Rückgang der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien“, erklärt Michael Resch, Autor der Studie. Die politische Unterstützung sei damit nötig, um die Ausbauziele zu erreichen. „Politische Anreize sind insbesondere in Zeiten niedriger fossiler Energiepreise und marginaler Anreize seitens des europäischen Treibhausgasemissionshandels notwendig“, betont Resch. Damit wird auch klar: Ein funktionierender Emissionshandel, wie er von den Ökoenergiebranchen schon lange gefordert wird, senkt den Förderbedarf für erneuerbare Energien erheblich und führt zu einem echten Wettbewerb am Strommarkt. (su)