Die zuständige Schweizer Behörde beschränkt die Standorte für ein atomares Endlager von sechs auf zwei Optionen. Die Schweizerische Energie-Stiftung kritisiert, dass erst ungelöste konzeptionelle und technische Fragen zu beantworten sind.
Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, kurz Nagra, teilte dem Schweizer Bundesamt für Energie mit, dass die Standortsuche für Atommülllager von bisher sechs Regionen auf die zwei Standorte Bözberg und Zürcher Weinland reduziert wird. Trotz der Begrenzung auf zwei mögliche Standorte, liegt die Lösung des Atommüllproblems in weiter Ferne. Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) mit Sitz in Zürich fordert, die ungelösten konzeptionellen und technischen Fragen vor der Standortwahl zu beantwortet. Außerdem müssen alle potentiellen Regionen auf den gleichen Untersuchungsstand gebracht werden, bevor eine qualifizierte Ausscheidung stattfinden kann.
„Mit der Reduktion von sechs auf zwei Standorte gaukelt die Nagra der Bevölkerung vor, sie sei einen wichtigen Schritt weiter und habe die Lösung des Atommüllproblems in greifbarer Nähe. „Das Problem ist nicht gelöst“, warnt Atomexpertin Sabine von Stockar. So sei zum Beispiel keine langfristige Rückholbarkeit vorgesehen, was die Situation für kommende Generationen unberechenbar und gefährlich macht, sagt von Stockar.
Von allen sechs Regionen wurde bisher nur im Zürcher Weinland mit gezielten Bohrungen und 3D-Seismik der Untergrund eingehend untersucht. „Zu diesem Zeitpunkt Standorte abzuschreiben ist fahrlässig“, sagt von Stockar. „Alle Standorte haben ihre Nachteile und die Eignung ist weder für das Weinland noch für den Bözberg abschließend geklärt.“
Hintergrund: Bis 1982 hat die Schweiz den Atommüll noch im Nordostatlantik versenkt. Erst als der internationale Druck zu groß wurde, begann die Suche nach einem geologischen Endlager. Dennoch ist die Schweiz bei dem Thema Atomendlager immerhin weiter als Deutschland. (nhp)