Neu von zehn befragten Solarunternehmen fürchten, dass der jährliche Ausbau von Photovoltaikanlagen durch die geplante EEG-Umlage auf selbst genutzten Strom unter die Zielmarke von 2,5 Gigawatt sinkt.
Die Solarbranche zweifelt daran, dass das Ausbauziel für Solarstrom erreicht werden kann. Dies belegt eine aktuelle Mitgliederbefragung des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar). 90 Prozent der 60 befragten Solarunternehmen befürchten demnach, dass das politische Ausbauziel von 2.500 Megawatt pro Jahr verfehlt werde, wenn solare Selbstversorger künftig mit einer EEG-Umlage in noch unbekannter Höhe belastet werden. Die Solarwirtschaft appelliert an die Bundesregierung, auf dieses Vorhaben zu verzichten. Zunehmender Widerstand gegen die Eigenverbrauchsabgabe kommt auch von Verbraucherschützern, Umwelt- und Wirtschaftsverbänden, der Wohnungswirtschaft sowie aus den Bundesländern. Nach Berechnungen von Energie-Experten sei das Vorhaben zudem untauglich, um die Verbraucher-Strompreise erkennbar zu senken.
Drei von fünf Unternehmen des deutschen Mittelstandes planen, ihre Stromversorgung künftig selbst in die Hand zu nehmen. Das hat eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages im Herbst 2013 ergeben. Photovoltaik bot ihnen damals die besten Aussichten, Energiekosten zu senken.
4,4 Cent pro Kilowattstunde
Das steht nun auf der Kippe: Solarstrom, der für den Eigenverbrauch produziert wird, soll künftig mit 70 Prozent der EEG-Umlage in belastet werden, so die Pläne des Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD). Das entspricht einer Teilumlage von derzeit 4,4 Cent pro Kilowattstunde. „Statt Unternehmer durch eine EEG-Umlage von ihren Investitionsvorhaben in eine saubere Stromversorgung abzubringen, sollen die Verursacher des Treibhauseffekts stärker zur Kasse gebeten werden“, sagt BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig. Denn: Anders als der Eigenverbrauch von Solarstrom soll der Eigenstromverbrauch von Kohlekraftwerken und dem Braunkohlentagebau nach dem Willen des Wirtschaftsministeriums weiter von der EEG-Umlage befreit bleiben.
Das würde die Wirtschaftlichkeit neuer Photovoltaik-Projekte so stark verschlechtern, dass kaum noch Solaranlagen für den gewerblichen oder industriellen Eigenverbrauch errichtet würden, berichtet der BSW Solar. Für kleine Photovoltaik-Anlagen, wie sie auf Eigenheimen typisch, sind gelten zwar Bagatellgrenzen von zehn Kilowatt installierter Leistung. Es seien aber die größeren Photovoltaik-Anlagen sind nötig, um das Ausbauziel der Bundesregierung zu erreichen. Sollte die geplante Belastung des solaren Eigenverbrauchs wirklich kommen, so befürchten die befragten Unternehmen, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der Branche: 95 Prozent der Solarfirmen erwartet in dem Fall den Verlust von Aufträgen, 82 Prozent den Verlust von Arbeitsplätzen. (nhp)
Hier die Fragen und Ergebnisse der Befragung im Detail.