Stromkunden in Deutschland waren im vergangenen Jahr durchschnittlich für 11,5 Minuten ohne Strom. Das ist ein positiver Rekordwert. Was heißt das?
Die jährlich vom VDE/FNN veröffentlichte Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik weist für 2016 den niedrigsten Wert der letzten fünf Jahre aus. Die hohe Zuverlässigkeit des deutschen Stromnetzes entwickelt sich somit positiv. Im Durchschnitt war jeder Kunde 2016 für 11,5 Minuten ohne Strom. 2015 betrug dieser Wert noch 11,9 Minuten. Grund für die positive Entwicklung in 2016 sind insbesondere die Wetterbedingungen. Vor allem Gewitter und Sturmfronten haben sich weniger nachteilig auf die Versorgungszuverlässigkeit ausgewirkt.
Werden Fälle höherer Gewalt berücksichtigt, betrug die durchschnittliche Unterbrechungsdauer pro Stromkunde im Jahr 2016 12,1 Minuten (2015: 15,3 Minuten). Ereignisse höherer Gewalt waren im vergangenen Jahr vor allem die durch starke Regenfälle in Süddeutschland verursachten Hochwasser Ende Mai und Anfang Juni.
Grundsätzlich beherrschen also die Netzbetreiber die Integration von Wind- und Solarstrom. Allerdings müssen sie häufiger eingreifen und Engpässe oder Spitzenlasten managen. Die hohe Versorgungszuverlässigkeit geht mit gestiegenem Aufwand im Netzbetrieb einher. So ergreifen die Unternehmen häufiger Redispatch-Maßnahmen, das heißt sie passen die Einspeisung von Kraftwerksleistung an. Außerdem regeln sie die Einspeisung von Erneuerbare-Energien-Anlagen ab.
Heike Kerber, Geschäftsführerin des VDE/FNN, erklärt: "Die hohe Versorgungszuverlässigkeit wird durch einen enormen Aufwand im Netzbetrieb erkauft. Hier kann man die Zahlen der Bundesnetzagentur zu Aufwand und Kosten für Ausgleichsmaßnahmen heranziehen. Entscheidend ist: Um eine sichere und zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten, muss das Netz weiterentwickelt und - wo nötig - ausgebaut werden." Ohne den hohen Ausbildungsgrad und die Lernbereitschaft der Mitarbeiter bei den deutschen Netzbetreibern wäre diese Entwicklung nicht möglich.
Ziel der jährlichen VDE/FNN-Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik ist es, die Entwicklung der Qualität der Stromversorgung in Deutschland transparent zu machen. Die Basis dafür sind freiwillige, anonymisierte Angaben von Netzbetreibern zu Störungen und Verfügbarkeiten. Die Daten repräsentieren über 75 Prozent des deutschen Stromnetzes. (Petra Franke)