Sichtlich locker sollte die Intersolar-Award-Verleihung sein, ein „Oscar der Solarbranche“ – dieses Wort fiel tatsächlich. „Die Solarbranche ist international und innovativ“, sagte Moderatorin und Gute-Laune-Macherin Monica Jones. Applaus bitte. Zuerst verlieh sie die Solarthermiepreise. Man brauchte Sitzfleisch, um die Gewinner des Preises im Segment Photovoltaik zu erfahren. „Unter der Fülle der Einreichungen fiel uns die Auswahl der Preisträger schwer“, sagte Photovoltaik-Laudator Michael Powalla vom Zentrum für Sonnenergie und Wasserstoffforschung (ZSW) Baden-Württemberg. Applaus bitte für die zehn nominierten Firmen. Dann kommt die Verkündung des ersten Preisträgers. Film ab.
Die ersten Gewinner sind die Entwickler von ABB. Sie stellen auf der Intersolar ein System vor, das erstens Geld sparen soll und zweitens Feuerwehr und Versicherer erfreuen könnte. Nominiert ist der fernsteuerbare Lasttrennschalter S800-RSU. Jeder Strang wird in der Nähe der Photovoltaik-Module mit solch einem Schalter ausgestattet. Bei Fehlern falle dadurch nicht die gesamte Anlage, sondern nur der betroffene Strang aus, da er mit dem Lasttrennschalter abgeschaltet werden kann. Dadurch rechneten sich die Schalter schnell. Sie haben aber noch einen weiteren Vorteil unter einem ganz anderen Aspekt: dem Brandschutz oder besser gesagt, dem sicheren Löschen. Wenn ein Haus brennt, auf dem eine Photovoltaik-Anlage installiert ist, muss die Feuerwehr beim Löschen höllisch aufpassen, da die hohen Spannungen sehr gefährlich sind. Ist die Anlage mit dem Lasttrennschalter ausgestattet sei es dagegen möglich, die Solaranlage am Strang ferngesteuert abzuschalten. „Die Schweiz hat mehr zu bieten als Käse“, sagte dazu die Moderatorin.
Riesenmodule von Gehrlicher Solar ausgezeichnet
Der zweite Gewinner – alle sind gleichberechtigt - ist Gehrlicher Solar. Die Firma aus der Nähe von München hat Nägel mit Köpfen gemacht, um 5,6 Quadratmeter großen und 120 Kilogramm schweren Riesenmodule heil und billig aus den Fabriken auf die Felder zu bringen. Die Entwickler haben dazu erstens einen Transportbehälter gebaut, mit dem die Module eng verpackt und zur Baustelle gekarrt werden können. Zweitens haben sie einen halbautomatischen Montageroboter entworfen, der die Photovoltaik-Module mit sechs Saugnäpfen aufnimmt und auf das Gestell setzt. Drittens gehört zu der Gehrlicher–Lösung ein Montagesystem, mit dem es nach Angaben der Firma möglich ist, die 5,6 Quadratmeter Module in nur 60 Sekunden vom LKW zu nehmen und zu installieren (siehe photovoltaik 03/2010, Seite 78). Geschäftführer Klaus Gehrlicher freut sich und ist überrascht. Denn eigentlich habe ein Roboter ja „weniger Sex-Appeal als eine Zelle“. Die lockere Atmosphäre zeigt ihre Wirkung. Das Photovoltaik-System füllt aber in der Tat eine Lücke, die vielen Firmen schwer zu schaffen macht, die diese 5,6 Quadrameter großen Dünnschichtmodule mit Maschinen von Applied Materials herstellen.
Outdoor-Wechselrichter von SMA unter den Siegern
Auch die Firma SMA Technology hat mit dem Wechselrichter 800CP outdoor einen der drei Intersolar-Awards gewonnen. Das Photovoltaik-Unternehmen bekommt die Auszeichnung dafür, dass das Gerät mit 800 Kilowatt Leistung unter den großen Zentralwechselrichtern insgesamt durchdacht ist und nicht nur mit einem Aspekt punktet. „Ein echter Zehnkämpfer“, laudiert Michael Powalla. So habe der Wechselrichter einen beachtlichen maximalen Wirkungsgrad von 98,6 Prozent. Er erfülle die Anforderungen aus der Mittelspannungsrichtlinie, er habe ein wetterfestestes Gehäuse, so dass sich der Investor das Betonhäuschen spare, und die Strangüberwachung sei integriert. Durch die Kombination all dieser Eigenschaften ließe sich der 800CP leicht transportieren und in vergleichsweise kurzer Zeit installieren. Außerdem sei die Kühlung so gut, dass der Wechselrichter bis 50 Grad Außentemperatur die volle Nennleistung bringe und bei 25 Grad sogar zehn Prozent mehr, was laut SMA die Kosten entsprechend senkt. Gleichzeitig würde der spezifische Preis um 25 Prozent gesenkt.
Im Bereich Produktionstechnologie gewinnen Festo mit einem Highspeed-Handlingroboter, die Firma Gebrüder Schmid mit dem Lasertransferdrucker LTP 1500 zur kontaktlosen Metallisierung von kristallinen Solarzellen (siehe photovoltaik 05/2009, Seite 88) und Gemo-Tec Modul mit dem Modulfertigungskonzept NICE, an dem Appolon Solar aus Frankreich mitgewirkt hat (siehe photovoltaik 10/2008, Seite 50)
Der Award ist dieses Jahr übrigens ein internationaler Preis. Es konnten sich alle Firmen bewerben, die auf einer der drei Intersolar-Messen ausstellen, egal ob auf der jetzt laufenden Veranstaltung in München oder auf den Messen in den USA oder in Indien, die dieses Jahr noch stattfinden. 2200 Firmen waren berechtigt, ihre Innovationen einzureichen. Es gab eine Vorauswahl, bei der in jedem der drei Bereiche zehn Firmen für den engeren Kreis bestimmt wurden. Dann wählte jeweils eine Jury die drei Gewinner in einem Segment. Carsten Körnig vom BSW-Solar, Partner beim Intersolar Award, war jedoch von viel mehr Einreichungen begeistert. „Ich habe mir zahlreiche Einreichungen angesehen, letztlich sind sie alle Gewinner.“ (Sandra Enkhardt)