Der Preis für Solarstrom hängt stark von den Finanzierungskosten für die Anlagen ab. Wie sich dieser bei steigen Zinsen und damit bei steigenden Finanzierungskosten entwickeln, haben Züricher und Potsdamer Forscher ausgerechnet.
Forscher der ETH Zürich und des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben ausgerechnet, wie sich eventuell steigende Zinsen auf die Produktionskosten unter anderem von Solarstrom auswirken. Sie haben mehrere Szenarien durchgerechnet und herausgefunden, dass die Stromkosten aus Großanlagen, die bis 2023 gebaut werden, um zehn Prozent fallen, sollten die Zinsen weiter auf dem jetzigen, niedrigen Niveau bleiben.
Technologieentwicklung gleicht steigenden Zins aus
Die Stromgestehungskosten fallen auch um zwei Prozent weiter, wenn die Zinsen in dem Maße steigen, wie sie nach der Finanzkrise 2007 und 2008 gefallen sind. Das wäre ein Anstieg des Zinssatzes im betrachteten Zeitraum bis 2023 auf 2,15 Prozent. Das ist das wahrscheinlichste Szenario, von dem die europäischen Finanzinstitute ausgehen. Denn dann würde der steigende Zinsssatz durch die verbesserte Anlagentechnik ausgeglichen. Das reicht nicht mehr aus, wenn die Zinsen bis 2023 doppelt so schnell steigen und bis 2023 den Satz annehmen, der vor der Finanzkrise galt. Dieses Szenario erwarten die Finanzwissenschaftler nicht. Doch sollte es unerwartet trotzdem eintreten, steigen die Produktionskosten für Solarstrom aus Großanlagen um elf Prozent.
Das gilt aber nicht nur für Solarparks. „Auch wenn unsere Berechnungen sich auf größere Anlagen beziehen, gäbe es für Aufdachphotovoltaikanlagen ähnliche Effekte bei steigenden Zinssätzen”, erklärt Bjarne Steffen von der ETH Zürich und Mitautor der Studie gegenüber photovoltaik. „Höhere Kreditraten machen eine Investition in Photovoltaik auch mit Batterie teurer. Wenn der Strompreis nicht in vergleichbarem Masse steigt, wird dann auch der Eigenverbrauch weniger attraktiv.” Das wirkt sich allerdings nur bei extrem stark steigenden Zinsen aus und auch nur dann, wenn die Anlagen über Kredite finanziert werden.
Mindestpreis für Zertifikate gefordert
Deshalb plädieren die Forscher unter anderem für einen funktionierenden Handel mit Emissionszertifikaten, die einen Mindestpreis haben und die versteckten Kosten der Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen einpreisen. Auf diese Weise bleiben die Erneuerbaren konkurrenzfähig, auch wenn die Zinsen steigen. „Denn die positive Entwicklung bei den erneuerbaren Energien sollte man nicht aufs Spiel setzen”, betont Tobias Schmidt, Professor für Energiepolitik an der ETH und Mitautor der Studie. Deshalb sollten die Erneuerbaren jetzt schneller ausgebaut werden, damit sie die fossilen Kraftwerke schnell aus dem Markt verdrängen können, bevor die Zinsen steigen. (su)
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