Die Solarsparte bei Fronius feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Das ist durchaus ein Anlass zurückzublicken. Was waren die bisherigen Meilensteine?
Martin Hackl: Wenn ich die drei größten Meilensteine herauspicken müsste, dann würde ich mit der Firmengründung durch Günter Fronius im Jahre 1945 starten. Er hat damals in einer kleinen Holzhütte ein Ladegerät entwickelt und legte damit den Grundstein für ein international agierendes Unternehmen mit drei Sparten und mehr als 3.700 Mitarbeitern. Der zweite Meilenstein war 1992, damals fiel der Startschuss für die Entwicklung des ersten Wechselrichters Fronius Sunrise, viele dieser Geräte sind heute noch im Einsatz. Nach vielen Jahren der Forschung und Entwicklung entschieden wir uns, vom reinen Wechselrichterhersteller zum Lösungsanbieter zu transformieren. Das war auch gleichzeitig der dritte wesentliche Meilenstein und die Geburtsstunde unserer Vision von 24 Stunden Sonne. Darin wird eine Zukunft skizziert, in welcher der weltweite Energiebedarf aus 100 Prozent Erneuerbaren gedeckt wird.
Wie kann diese Vision Realität werden?
24 Stunden Sonne ist unser großes Ziel, und wir arbeiten täglich daran, diese Vision von einer Zukunft zu verwirklichen, in welcher der weltweite Energiebedarf aus 100 Prozent erneuerbaren Energien gedeckt wird. Dementsprechend konzentrieren wir uns auf Lösungen, um Sonnenenergie kosteneffizient und intelligent zu erzeugen, zu speichern, zu verteilen und zu verbrauchen.
Die Konkurrenz auf dem Wechselrichtermarkt wird härter. Immer mehr Unternehmen drängen auf den Markt, die Preise geraten unter Druck. Wie stellen Sie sich in einem solchen, in den letzten Jahren drastisch veränderten Umfeld auf?
Wir haben uns vor ein paar Jahren ganz bewusst dafür entschieden, uns vom Wechselrichterhersteller zum Lösungsanbieter zu entwickeln. Wir sind Spezialisten, vor allem auch was das Thema Eigenverbrauch betrifft. Die vielen offenen Schnittstellen unserer Geräte sind ein wesentlicher Vorteil, denn Homemanagementsysteme können perfekt andocken. Die intelligente Kopplung und Steuerung der Energiesektoren Elektrizität, Mobilität und Wärme und die Nutzung der damit einhergehenden Synergien ist für uns der nächste Entwicklungssprung in Richtung 100 Prozent erneuerbare Energien. Der Verbrauchsregler Fronius Ohmpilot ist ein weiteres Produkt aus unserem Haus, welches in das Thema Sektorenkopplung einzahlt.
Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie für dieses Jahr in Österreich, der Schweiz und in Deutschland?
Wir rechnen mit keinen großen Veränderungen zum letzten Jahr, der Markt wird relativ stabil bleiben.
Die Photovoltaik boomt weltweit. Welche Märkte werden für Fronius relevanter?
Die USA sind einer der Schlüsselmärkte für uns. Wir können natürlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wie sich die politische Neuorientierung in den USA mittelfristig auf den dortigen Solarmarkt auswirken wird. In den europäischen Eigenverbrauchsmärkten, ebenso wie in Australien, werden wir die Marktposition mit unseren Lösungen rund um Speicher, Energiemanagement und durch Produkte wie den Fronius Ohmpilot weiter ausbauen. Auch die Länder des sogenannten Sonnengürtels werden sich weiter positiv entwickeln.
Der Ohmpilot ist ein Verbrauchsregler zur Sektorenkopplung und die neueste Entwicklung von Fronius. Was genau steckt dahinter?
Damit 24 Stunden Sonne Realität werden kann, liegt es in der Hand von uns allen, den Umgang mit Energie zu optimieren, Synergien zu nutzen und unsere Energiesysteme effizient zu gestalten, sodass kein Weg mehr an Erneuerbaren vorbeiführt. Mit dem Ohmpilot wird es möglich, Photovoltaikstrom für die Warmwasserbereitung zu nutzen und so mit wenig Aufwand den Eigenverbrauchsanteil substanziell zu erhöhen. Er wird in erster Linie dazu eingesetzt, Heizstäbe in Boilern und Pufferspeichern intelligent anzusteuern. Weitere Anwendungsgebiete sind beispielsweise eine Infrarotheizung oder ein Handtuchtrockner. Bei einem Einfamilienhaus mit durchschnittlichem Warmwasserverbrauch kann damit von April bis Oktober der überwiegende Bedarf im Haushalt mit Solarstrom gedeckt werden. Wirft man einen Blick in die Zukunft, dann findet man dort die Hybridisierung unseres Produktportfolios sowie die Einbindung weiterer Speicher.
Fronius kooperiert bei der Entwicklung neuer Lösungen mit anderen Unternehmen. Wieso gehen Sie diesen Weg, statt auf eine vertikale Integration zu setzen?
24 Stunden Sonne ist eine Vision, die wir nur gemeinsam verwirklichen können. Gemeinsam mit Organisationen und Personen, die dazu beitragen, dass der Anteil an erneuerbaren Energien weltweit steigt. Fronius beschleunigt die Transformation der Energieversorgung hin zu 24 Stunden Sonne mit Produkten und Lösungen, die wir alleine oder gemeinsam mit anderen Innovationsführern entwickeln und realisieren. Dafür bilden wir starke Partnerschaften mit den renommiertesten Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Neben unserem eigenen Energiemanagementsystem – der Fronius Datamanager ist fix in alle unsere Geräte integriert – arbeiten wir mit Partnern wie Loxone und Evon. Deren Homemanagementsysteme verbinden unser Energiemanagement mit den konkreten Anwendungen. Ochsner ist einer unserer Partne, wenn es um Wärmepumpen geht, und mit Victron arbeiten wir im Bereich Microgrids zusammen.
Welches Potenzial sehen Sie in diesem Bereich der netzfernen Photovoltaikanlagen, den Sie mit der Kooperation mit Victron Energy angehen?
Das Marktpotenzial ist riesig, weil die Kosten der Erzeugung von Photovoltaikstrom über die letzten Jahre massiv gesunken sind. Deshalb stellt in vielen Ländern des Sonnengürtels die Energieerzeugung aus Photovoltaik die beste Wahl dar. Es gibt den Bedarf, wir haben die technische Lösung und mit Victron Energy den richtigen Partner, jetzt muss nur noch das Know-how in diese Regionen transferiert werden.
Der Fronius Eco ist der größte Wechselrichter von Fronius. Wieso gibt es keinen Zentralwechselrichter von Fronius mehr?
Unser Fokus liegt im Residential- und Commercial-Bereich, und dort sind wir mit unserer Snapinverter-Wechselrichtergeneration sehr erfolgreich. Gerade wenn es um die Eigenverbrauchsoptimierung und Sektorenkopplung geht, sind unsere Snapinverter die perfekten Wechselrichter.
Derzeit steigt die Nachfrage nach modulintegrierter Leistungselektronik. Wird es von Fronius ein Produkt dafür geben?
Wir sind der festen Überzeugung, dass alles smarter wird. Dabei setzen wir schon heute auf die Lösungen von morgen. In enger Zusammenarbeit mit Maxim, einem Hersteller von Cellstring-Optimizern, arbeiten wir an einer Technologie, welche ein flexibles Systemdesign verspricht und einfach zu installieren ist. Eine neue Generation der Solaroptimierung, wenn Sie so wollen.
Ein zentraler Baustein, um die Vision 24 Stunden Sonne umzusetzen, ist das Speichern des erzeugten Solarstroms. Fronius bietet einen eigenen Speicher an. Wie entwickelt sich der Absatz und mit welcher Entwicklung rechnen Sie in diesem Segment in den nächsten Monaten?
Wir sind mit dem Absatz des Fronius Energy Package sehr zufrieden und rechnen damit, dass er sich weiterhin so positiv entwickeln wird.
Fronius will einen Tesla-Speicher mit eigenem Wechselrichter auf den Markt bringen. Wann wird dieser verfügbar sein?
Aktuell laufen bereits einige Vorserienanlagen. Mit den Daten dieser Anlagen sind wir sehr zufrieden. Die Lösung von Fronius wird dabei ab Start in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Australien erhältlich sein. Weitere Regionen werden folgen.
Macht man sich mit dem Tesla-Speicher im Portfolio nicht Konkurrenz zum eigenen Speicher?
Wir bieten mit den beiden Speichern eine Lösung für unterschiedliche Zielgruppen. Auf den Überseemärkten ergeben sich so sehr interessante Perspektiven für uns.
Welche technischen Weiterentwicklungen werden wir bei den Speichern in den kommenden Monaten sehen?
Aus unserer Sicht ist die Einführung der Notstromfunktion im Zusammenhang mit unserem Fronius Energy Package ein riesiger Erfolg. Wir werden weitere Speicher in unser Lösungsportfolio mit dem Fronius Symo Hybrid integrieren.
Das Gespräch führte Sven Ullrich.
Martin Hackl
leitet bei Fronius die Sparte Solarenergie. Das österreichische Unternehmen produziert Leistungselektronik für die Photovoltaik, Stromspeicher und Lösungen zum Energiemanagement. Inzwischen ist Fronius Marktführer in Österreich und international breit aufgestellt.