Die Fachgroßhändler der Solarwirtschaft blicken auf ein gutes Jahr 2020 zurück. „Zweifellos hätten wir gerade in den ersten Monaten 2020 ohne die Coronapandemie höhere Umsätze tätigen können, speziell im Februar, März und April“, urteilt Udo Möhrstedt von IBC Solar im fränkischen Bad Staffelstein. „Doch aufgrund des vollständigen Lockdowns konnten viele Fachfirmen nicht wie gewohnt arbeiten. Zeitweilige Grenzschließungen erschwerten zudem die Fertigstellung internationaler Projekte, doch am Ende wurde die Situation gemeistert. Insgesamt und gerade im Vergleich mit anderen Branchen, können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein.“
Gute Stimmung auch 2021
Kai Lippert von Deutschlands nördlichstem Solargroßhandel zieht eine ähnliche Bilanz: „Für den Photovoltaikgroßhandel hat sich das Jahr 2020 sehr positiv entwickelt“, schätzt der Geschäftsführer von EWS in Handewitt an der dänischen Grenze ein. „Diese Stimmung setzt sich im ersten Halbjahr 2021 klar fort.“
EWS ist in ganz Nordeuropa aktiv, wo die Nachfrage in allen Märkten deutlich zugenommen hat. „Die skandinavischen Märkte nehmen weiter Fahrt auf, allerdings auf überschaubarem Niveau“, kommentiert er. „Der deutsche Markt wird aus unserer Sicht weiter der größte im Norden Europas bleiben. Aber auch die Niederlande und Polen spielen bei uns eine wachsende Rolle.“
Mit zunehmender Professionalität der Marktteilnehmer wächst nach seiner Auffassung die Zahl der Stammkunden, das kurzfristige Spotgeschäft geht zurück. 2021 setzt sich das Wachstum fort. „Die Photovoltaik wird weiter an Bedeutung gewinnen, sodass wir auch in diesem Jahr mit wachsenden Zubauzahlen rechnen“, meint Udo Möhrstedt. „Im deutschen Markt dürften hierzu auch die zum Januar in Kraft getretenen Bestimmungen des EEG beitragen. Doch auch wenn das EEG 2021 einige positive Aspekte beinhaltet, liegt es immer noch weit hinter den sehr gut begründeten Forderungen für den notwendigen Photovoltaikzubau.“ Er ist sich sicher: „Darüber hinaus werden auch die Sektorenkopplung und die E-Mobilität die Nachfrage nach Photovoltaik steigen lassen.
Halbzellen und größere Wafer
Für IBC Solar ist Polen ein sehr gut wachsender Markt, der sich 2021 weiter vergrößern wird. „Auch in Spanien zeigt sich ein Aufwärtstrend“, bestätigt Möhrstedt. „Darüber hinaus sehen wir viel Potenzial in Italien, Österreich und der Schweiz. Ein großes Wachstum zeigt sich auch in den Niederlanden.“
Speziell im Handelsgeschäft mit Solarmodulen sieht Kai Lippert von EWS wichtige Trends, die 2021 bestimmend bleiben: „Bei den namhaften Modulherstellern breitet sich der Trend zum Einsatz von Halbzellen und Zellen auf Basis größerer Wafer weiter aus. Die Marktanteile für Hetereojunction- und N-Type- sowie Glas-Glas-Module wachsen weiter, genau wie der durchschnittliche Modulwirkungsgrad.“
Das neue EEG 2021 verstärke den Druck, aus begrenzten Flächen noch mehr Ertrag herauszuholen und auch im gewerblichen Segment die Eigenstromnutzung zu forcieren. „Vor diesem Hintergrund wird sich der Trend zu mehr oder größeren Batteriespeichern und Hybridwechselrichtern weiter verstärken“, ist sich Kai Lippert sicher. „Ich sehe diesen Zusammenhang gleichzeitig als Treiber für Gewerbespeicher und einen noch höheren Stellenwert von EV-Chargern bei der Neuinstallation von Solaranlagen.“
Ein Zwischenfall in Suez
Kritisch sieht Lippert den Druck auf die Transportkosten, wobei der Zwischenfall im Suezkanal die ohnehin angespannte Lage weiter verschärft habe. „Wichtige Materialien zur Modulherstellung sowie elektronische Bauteile und Vorprodukte für die Herstellung moderner Inverter, Speicher und Ladestationen werden knapp“, sagt er. „Zusätzlich verteuern gestiegene Preise für Aluminium und Edelstahl Module und Montagegestelle. Zusammen mit den drastisch gestiegenen Frachtkosten bewirkt das steigende Systempreise und schwankende Verfügbarkeiten.“
Er empfiehlt: Bis sich das wieder etwas eingependelt hat, sollten Fachbetriebe beim Einkauf auf Sicht fahren. „Um Versorgungslücken zu vermeiden, sollte jeder in den nächsten Monaten besonders auf stabile Lieferketten achten und eng mit seinem Lieferanten kommunizieren.“
Konsequent digital und Teams ausbauen
EWS nutzt Potenziale durch die konsequente Digitalisierung aller Abläufe und Onlinetools. „Damit bleiben wir effizient in Vertrieb, Planung und Auftragsabwicklung“, sagt er.
Doch nicht alles lässt sich digital erledigen. „Trotzdem ist es besonders in solchen Zeiten wichtig, im Bedarfsfall schnell mit dem persönlichen Ansprechpartner in Kontakt treten zu können“, erläutert Kai Lippert. „In Anbetracht der positiven Geschäftsentwicklung werden wir bei EWS deshalb auch 2021 unser Team stetig ausbauen.“
IBC Solar kündigte an, 2021 das Portfolio im Handel mit Solarmodulen, Halterungen und Wechselrichtern zu erweitern. Denn indem sie ihre Produktbasis verbreitern, können die Händler ihre Lieferrisiken minimieren.
Und sie können sich gegen das Preisdiktat der Hersteller absichern, sich gegen volatile Preise wappnen. „Das Thema E-Mobilität und Sektorenkopplung wird in den kommenden Jahren immer wichtiger, sodass wir auch hier unser Angebot ausbauen“, stellt Udo Möhrstedt in Aussicht. „Zudem setzen wir auch in diesem Jahr den Schwerpunkt auf den Bereich gewerbliche Anlagen. Hier sehen wir großes Potenzial, das noch nicht voll ausgeschöpft wird.“
PVXCHANGE
Modulpreise zeigen weiter nach oben
Im April 2021 haben viele Modulhersteller ihre Preise erhöht, weil zwischen Nachfrage und Angebot weltweit noch immer eine Lücke klafft. Das schnelle Wachstum der Photovoltaik wird nicht rechtzeitig durch neue Werke aufgefangen.
Nach Angaben von Martin Schachinger vom Großhändler pvXchange war es die dritte oder vierte Preiserhöhung innerhalb der letzten sechs Monate. Ein Ende sei nicht in Sicht. „Die Planungssicherheit ist – einmal mehr – zum Teufel“, schreibt Schachinger in seinem monatlichen Preisbarometer. „Projektierer und Investoren können ihre Pläne für die Errichtung von mittleren bis großen Anlagen, zumindest wenn sie nicht schon langfristig vorgesorgt haben, in der Schublade verschwinden lassen, bis sich Modulpreis und -verfügbarkeit wieder normalisiert haben. Mit etwas Glück noch in diesem Jahr!“
Die Preise stiegen durchschnittlich um 0,5 bis ein Cent pro Watt gegenüber Februar 2021. Gegenüber der Mitte des vierten Quartals 2020 stiegen die Preise im Durchschnitt gar um zwei bis drei Cent. Das entspricht beim aktuellen Preisniveau zwischen zehn und 15 Prozent und ist in vielen Projekten kaum zu kompensieren.
Fast kein Modulhersteller lässt sich noch auf verbindliche Preiszusagen ein. Der Kunde kann beim Großhandel zwar noch verbindliche Mengen buchen, erhält aber in der Regel keine festen Preise mehr, zumindest nicht über das laufende Quartal hinaus. Begründet wird diese Zurückhaltung unter anderem damit, dass sich auch die Vorlieferanten, insbesondere bei Polysilizium, Wafern und Solarglas, nicht mehr an feste Preiszusagen binden wollen, sondern nur noch auf Basis von Tagespreisen agieren.
Die Nachfrage ist in Europa nach wie vor ungebrochen, insbesondere im boomenden Kleinanlagengeschäft und bei mittleren Anlagengrößen. Das EEG 2021 hat den Markt nicht abgekühlt, trotz der Hürden für Anlagen bis 750 Kilowatt, nunmehr 300 Kilowatt.
Die Nachfrage nach Solarmodulen übersteigt bei Weitem das Angebot. Etwas besser sieht es (noch) bei Wechselrichtern und Batteriespeichern aus. „Gefragte Modultypen sind jedoch auf Monate ausverkauft“, urteilt Schachinger. „Nachschub ist teilweise noch nicht einmal mehr angekündigt, selbst wenn es sich schon um die neuen Modulformate handelt.“
Ein Engpass sind die Produktionskapazitäten für Polysilizium, das im Projektgeschaft eine wichtige Rolle spielt, vor allem bei Großanlagen. Die asiatischen Anbieter haben den Ausbau nur zögerlich begonnen, das rächt sich nun. Die deutsche Wacker Chemie AG hat schon 2016 in den USA ein Werk für Solarsilizium errichtet, allerdings kämpft der Hersteller mit Problemen, sodass er seine Lieferziele nicht erreicht.
BAYWA R.eE.
Große Lagerhalle für Kunden in ganz Europa
Der Fachgroßhändler Baywa r.e. hat innerhalb von knapp zwei Monaten drei neue Lagerhallen eröffnet, um das Vertriebsnetz in Europa auszubauen. Die jüngste Halle mit 14.000 Quadratmetern entstand Ende April im niederländischen Bergen op Zoom, zwischen den Häfen von Antwerpen und Rotterdam gelegen.
Von dort wird der Großhändler vor allem die niederländischen Installateure beliefern. Es geht darum, die vielfältigen Produkte verfügbar zu haben, um die Kunden möglichst schnell zu beliefern und Transportkosten zu senken. Im neuen Lager gibt es zudem einen Schauraum für Schulungen und Besucher, damit die Installateure bei Branchentrends und Innovationen auf dem Laufenden bleiben.
Um hohen Ansprüchen an Nachhaltigkeit gerecht zu werden, hat Baywa r.e. für seine Logistik umweltfreundliche Maßnahmen umgesetzt. So verwendet das Vertriebsteam beispielsweise Altpappe anstelle neu produzierter Papierrollen für die Verpackung der Solarkomponenten.