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“Wir vertreiben nicht direkt“

Solar Edge hat sogenannte DC-Leistungsoptimierer für die Photovoltaik entwickelt und auf den Markt gebracht. In Deutschland ist das israelische Unternehmen bislang wenig bekannt. Warum?

Joachim Nell: Noch sind wir wenig bekannt, das stimmt. Das ist unser größtes Problem. Denn lernen die Planer und Installateure unsere Produkte erst einmal kennen, stellt sich die modulgenaue Leistungsoptimierung mittels Solar Edge als alternativlos dar. Wir haben bereits starke Partner gewonnen, beispielsweise Energiebau, Krannich, AS Solar, Solartechnik Stiens oder Hagemeyer.

Wie entwickelt sich das Geschäft, global gesehen?

Weltweit werden wir bis Jahresende 2013 mehr als drei Millionen Leistungsoptimierer und 100.000 Wechselrichter installiert haben. Besonders positiv sehen wir die Entwicklung in den USA. Dort konnten wir über die letzten Quartale eine Umsatzsteigerung von mehr als 100 Prozent erzielen.

DC-Optimierer und Mikrowechselrichter werden hierzulande kaum verbaut. Noch dominiert die klassische Strangtechnik. Wie wichtig ist der deutsche Markt für Solar Edge?

Innerhalb von Zentraleuropa ist Deutschland unser wichtigster Markt. Aber auch in Österreich erleben wir einen starken Zuwachs. In diesem Jahr werden wir in Zentraleuropa ungefähr 100 Megawatt umsetzen, das ist doppelt so viel wie 2012. Ein Schwerpunkt sind Photovoltaikanlagen bis 100 Kilowatt, das ist unser stärkstes Segment. 2014 könnten es 150 Megawatt werden, da bin ich optimistisch.

Wie vertreiben Sie Ihre Produkte?

Wir gehen ausschließlich über unsere Vertriebspartner und vertreiben nicht direkt an Installateure. Dabei setzen wir auf starke Partnerschaften mit einer limitierten Anzahl von Vertriebspartnern. Wichtig für uns ist, dass unsere Partner die Alleinstellungsmerkmale unserer Produkte überzeugt aufnehmen, sie auf Herz und Nieren testen und ihre Erfahrungen an die Installateure weitergeben. Angesichts des schrumpfenden Photovoltaikmarktes in Deutschland bewegen wir uns gegen den Trend. Wir wachsen weiter.

Leistungsoptimierer übernehmen wichtige Funktionen des Wechselrichters, beispielsweise das MPP-Tracking. Mit dem DC-Optimierer wird jedes einzelne Modul getrackt und im optimalen Leistungspunkt gefahren. Verluste durch Teilverschattung oder Mismatch werden deutlich reduziert. Wie hoch ist der Gewinn?

In vielen Fällen 25 Prozent und mehr je nach vorhandenen Verschattungen, aber im Durchschnitt holen die Leistungsoptimierer zwischen 12 und 15 Prozent mehr aus der Anlage. Oder sie erlauben das Realisieren von Anlagen auf Dächern, die für normale Stranganlagen ungeeignet sind, zum Beispiel wegen der Verschattung. Da der Eigenverbrauch zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind Lösungen gefragt, welche nicht nur die optimale Südfläche eines Daches berücksichtigen, sondern auch Ost-West- beziehungsweise teilverschattete Flächen. Ohne Leistungsoptimierer bekommen Sie von einem solchen Dach keine optimale Ertragskurve. Wohl deshalb wurden wir 2012 mit dem Intersolar Award ausgezeichnet und können nun mit der Ind-Op-Technologie unsere Optimierer auch mit Fremdwechselrichtern einsetzen.

Warum tun sich viele Installateure mit einer Strangauslegung so schwer?

Bisher musste ein Planer oder Installateur auf gleiche Stranglängen oder gleiche Ausrichtung der Module achten, um keine Ertragseinbußen zu erzeugen. Dies ist nicht trivial, da in der Regel nur zwei MPP-Tracker pro konventionellem Wechselrichter zur Verfügung stehen. Die Planung einer Anlage mit Solar-Edge-Komponenten ist hingegen viel einfacher. Jeder Leistungsoptimierer (typischerweise pro Modul) besitzt einen MPP-Tracker und wird mit unserem eigenen Wechselrichter verbunden. Daher kann man beliebige Modultypen und Ausrichtungen in einem Strang kombinieren sowie Stränge mit bis zu 50 Modulen realisieren. Dächer können nun sehr einfach und optimal belegt werden. Das ist eine echte Arbeitserleichterung.

Kann man Ihre Leistungsoptimierer mit fremden Invertern kombinieren?

Ja, dafür haben wir spezielle Optimierer entwickelt. Wollen Sie also die Optimierer mit einem fremden Wechselrichter verbinden, werden die Tracker im Wechselrichter überbrückt. Bei dieser einfachen Kombination müssen aber die Designregeln des Fremdwechselrichters weiter beachtet werden, beispielsweise für die maximale Eingangsspannung. Will man hingegen auch modulgenaue Anlagenüberwachung und unsere zusätzlichen Sicherheitsfunktionen erhalten, bedarf es der Zuschaltung eines Safety-und-Monitoring-Interfaces. Weil wir gerade von den Wechselrichtern sprechen: Das 17-Kilowatt-Gerät eines großen Anbieters wiegt rund 64 Kilogramm. Weil unsere Wechselrichter wichtige Funktionen an die Leistungsoptimierer und somit an jedes Modul auslagern, wiegen unsere Geräte nur 32 Kilogramm.

Wie erfolgt die Auslegung?

Einphasig werden minimal 8, maximal 25 Leistungsoptimierer in einen Strang geschaltet. Die Leistung des Strangs darf 5,25 Kilowatt nicht überschreiten. Bei einer dreiphasigen Anlage sind es mindestens 16, maximal 50 Leistungsoptimierer in einem Strang und nicht mehr als 11,25 Kilowatt. That’s it! So einfach! Den Rest übernimmt der Wechselrichter, der mit einer festen Stringspannung arbeitet: 350 Volt bei einphasigen, 750 Volt bei dreiphasigen Geräten. Ein Vorteil stellt sich auch darüber ein, dass Leistungsoptimierer schon bei fünf Volt Eingangsspannung einen Beitrag zur maximalen Energieerzeugung leisten.

Welche Variante empfehlen Sie?

Für neue Anlagen ist die Kombination unserer Leistungsoptimierer mit unseren Wechselrichtern die erste Wahl. Dieses System ist einfach zu installieren, genau aufeinander abgestimmt und erlaubt die modulgenaue Anlagenüberwachung. Für die Nachrüstung empfehlen wir unseren OPI mit integrierter Ind-Op-Technologie. Zusätzlich kann hier die SMI-Box, ein Interface mit Sicherheitsfunktionen und für das Anlagenmonitoring, installiert werden. Damit überwachen wir nicht nur jedes einzelne Modul, sondern können beispielsweise im Brandfall die Notabschaltung übernehmen.

Wo werden die Leistungsoptimierer installiert?

Man befestigt sie an der Unterkonstruktion und verbindet sie mit den Steckern der Modulanschlussdose. Auf diese Weise werden sie zum Strang verschaltet. Der Modulhersteller Solon hat hingegen unsere Technologie in die Anschlussdose integriert; das intelligente Modul ist unter dem Markennamen Solraise auf dem Markt. Diese Variante bezeichnen wir als Embedded Optimizer, sie reduziert den Montageaufwand. Seit 2012 pflegen wir die Kooperation mit Solon, das hat sich gut entwickelt.

Sie erwähnten die Nachrüstung bestehender Anlagen. Wie wirken sich Leistungsoptimierer auf den Ersatz schadhafter Module aus?

Zunächst einmal: Der Leistungsoptimierer überwacht sein Modul oder die beiden Module, mit denen er verbunden ist. Dadurch werden Modulfehler überhaupt erst erkannt. Nicht selten bleiben schadhafte Module unentdeckt, weil sie im klassischen Strangmonitoring nicht auffallen. Wechselt man ein Modul aus, kann man ohne Weiteres auf andere Module zurückgreifen. Denn der Leistungsoptimierer passt sich der elektrischen Charakteristik an. Die Flexibilität in der Wartung ist viel größer. Ebenso in der Anlagenplanung.

Welche Vorteile bieten sich beim Design einer Anlage?

Es wird supereinfach. Man kann zum Beispiel mehr Module in einen Strang packen, bis zu 50 hintereinander. In Deutschland haben die kleinen Eigenverbrauchsanlagen für Einfamilienhäuser im Durchschnitt rund 25 Module. Man kann verschiedene Modultypen kombinieren, auch die Ausrichtung der Module kann variieren. Unterschiedliche Temperaturen in den Zellen, elektrische Abweichungen durch Toleranzen aus der Zellfertigung, unterschiedliche Hinterlüftung, sogar der Klecks eines Vogel auf einer Zelle: All diese Ursachen für Verluste eliminiert der Leistungsoptimierer.

Welche zusätzlichen Funktionen bietet er an?

Sozusagen nebenbei erlaubt er modulgenaues Monitoring und Sicherheitsfunktionen. Betrachtet man die Systemkosten einer Anlage, lassen sich erhebliche Kosten bei der DC-Verkabelung sparen. Wir haben Anlagen gebaut, die mit zwei Dritteln weniger DC-Verkabelung auskamen im Vergleich zu traditionellen Strangsystemen.

Garantieren Sie Ihren Kunden diese Funktionalität?

Die Garantie für die Leistungsoptimierer beträgt 25 Jahre, für Wechselrichter zwölf Jahre. Letztere kann aber sehr günstig auf 25 Jahre erweitert werden. Wir haben genug Erfahrungen in der Fertigung und im Einsatz der Produkte, dass wir unserer Qualität sicher sind. Davon sollen unsere Kunden profitieren.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Joachim Nell

ist seit Dezember 2011 bei Solar Edge tätig. Er kann auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Photovoltaikbranche zurückblicken. Zunächst war er bei IBM in Böblingen tätig, im Halbleitergeschäft. Danach befasste er sich mit Flachpaneldisplays und Dünnschichtphotovoltaik. Er war Geschäftsführer bei Masdar PV und gründete später die Firma Nell Solar. Bei Solar Edge verantwortet er den Geschäftsbereich Zentraleuropa als Generalmanager. Dazu gehören die deutschsprachigen Länder, Osteuropa, Dänemark und Skandinavien.

joachim.nell@solaredge.com

Foto: Solar Edge

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