Bisher hat sich der BDEW eher verhalten und konservativ gegenüber der Energiewende gezeigt, auch wenn sich der Wind in den vergangenen Jahren langsam zugunsten der erneuerbaren Energien drehte. Heute trat BDEW-Chefin Kerstin Andreae mit einer klaren Ansage an die Öffentlichkeit: „Wir brauchen einen Photovoltaikboom, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen!“
Innovative Konzepte und Prosuming seien zu stärken, bürokratische Hürden abzubauen. Denn mit den neuen Klimazielen der Bundesregierung und der EU wächst der Handlungsdruck für alle Sektoren. Für die Dekarbonisierung der Mobilität oder der Stahlherstellung biete die Photovoltaik riesiges Potenzial.
Der BDEW hat heute eine PV-Strategie vorgelegt, die die Anhebung der Ausbauziele von 100 Gigawatt auf mindestens 150 Gigawatt bis 2030 fordert und die notwendigen Weichenstellungen aufzeigt.
Schluss mit den Trippelschritten
Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung, sagte bei der Vorstellung des Reports: „Uns allen muss klar sein: Die neuen Klimaziele sind äußerst ambitioniert. Entscheidend ist, dass die praktische Umsetzung ermöglicht wird. Es geht jetzt ums Ganze: Trippelschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien bringen uns nicht mehr weiter.“
Nach Angaben des BDEW wird die Bedeutung der Photovoltaik bislang deutlich unterschätzt. Es sei notwendig und möglich, das Ausbauziel auf mindestens 150 Gigawatt bis 2030 anzuheben. Das entspricht einem jährlichen Zubau von mindestens zehn Gigawatt. „Wenn wir die deutlich ambitionierteren Klimaziele erreichen wollen, müssen wir alles in die Waagschale werfen“, urteilte Andreae. „Dazu gehört vor allem auch die Photovoltaik: Die Energiewende braucht einen Solarboom.“
Fünf Gigawatt durch Ausschreibungen, weniger Bürokratie
Die Ausschreibungen für solare Dach- und Freiflächenanlagen sollten auf jeweils mindestens fünf Gigawatt steigen. Eine Zubaurate von mindestens zehn Gigawatt pro Jahr ist ein absolutes Novum. Aber auch mit oder gerade wegen dieses ambitionierten Ziels sei entscheidend, dass der Zubau strukturiert und systemverträglich erfolgt.
Der BDEW fordert einen Instrumentenmix aus finanziellen Anreizen für Unternehmen und Bürger, spürbar mehr Flexibilität bei der Nutzung des erzeugten Stroms und eine deutliche Entbürokratisierung beim Bau und der Nutzung von Photovoltaikanlagen. Das gelte auch für innovative Flächennutzung durch Photovoltaik, etwa Agri-PV oder schwimmende Anlagen (Floating-PV).
Auch die Länder in der Pflicht
Der BDEW sieht neben der Bundesregierung aus die Länder in der Pflicht: Sie sollten die Öffnungsklausel im EEG nutzen, um mehr Flächen für die Photovoltaik zu erschließen. Alternativ muss der Bund eine einheitliche Lösung schaffen.
Zudem gelte es, Dächer wesentlich stärker zu nutzen: Es müsse attraktiver für Haushalte und Gewerbe werden, eine Photovoltaikanlage aufs Dach zu montieren. Deshalb sollten die Anlagenbetreiber die Wahl haben, wie sie den regenerativen Strom nutzen: Zum Eigenverbrauch, für die Belieferung an Dritte im Wohnquartier oder zur Vermarktung des Stroms an der Börse.
Prosuming stärken – für private und Gewerbekunden
Hemmschwellen für Solardächer müssen beseitigt werden. „Der Ausbau der Photovoltaik muss zu einem gesamtgesellschaftlichen Projekt werden“, forderte Kerstin Andreae. „Prosuming wird in der Energieversorgung der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Für Bürgerinnen und Bürger – ob Mieter oder Eigenheimbesitzer – muss es sich lohnen. Kommunen und Unternehmen brauchen intelligente Beteiligungsmöglichkeiten. Die Nutzung des gewonnenen Stroms muss flexibel möglich sein.“ (HS)
Hier finden Sie die PV-Strategie des BDEW (PDF download)
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