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Fachkräfte

Mehr Hände, mehr Köpfe

Die Energiewende brummt. Immer mehr Solaranlagen und andere Technologien werden aufgebaut. Schließlich sind die Ziele klar: In Deutschland muss die Geschwindigkeit bei der Installation der Photovoltaik vervierfacht werden. Auch in Österreich und in der Schweiz muss sich der Zubau verdoppeln. Dazu kommt noch die Sektorenkopplung. Ab 2024 sollen allein in Deutschland jedes Jahr 500.000 neue Wärmepumpen installiert werden. Auch der Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge muss dringend mit dem Automarkt und den Zulassungszielen Schritt halten.

Eine der zentralen Fragen jedoch ist: Wer soll diese ganzen Anlagen aufbauen und betreuen? Denn auch wenn der Wartungsaufwand für ­Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Ladesäulen geringer ist als der für Gasheizungen, Kohle- und Atomkraftwerke, muss dieser Teil trotzdem mitgedacht werden. Doch das Gros der Jobs in der Solarbranche ist immer noch im Anlagenbau.

Eine Million Mitarbeiter

So waren nach Zahlen von Solarpower Europe (SPE) im Jahr 2021 466.000 Menschen Vollzeit in der Solarbranche beschäftigt. Davon waren 79 Prozent direkt mit der Installation von Anlagen betraut. In Märkten mit einem großen Aufdachsegment ist dieser Anteil größer als in Ländern, in denen der Zubau vor allem in Solarparks stattfindet. Weitere neun Prozent der Beschäftigten arbeiten bei den Herstellern – hier hauptsächlich in der Wechselrichterproduktion. Ebenso viele sind mit der Betriebsführung und Wartung der Anlagen beschäftigt. Die restlichen drei Prozent der Jobs entfallen auf den Rückbau der Anlagen und das Recycling der Komponenten.

An dieser Verteilung hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert. Auch wenn jetzt mehr Kapazitäten bei der Fertigung der Anlagenkomponenten aufgebaut werden sollen, steigt doch auch der Bedarf an Installateuren, Betriebsführern und Wartungshandwerkern parallel mit. So geht SPE davon aus, dass bis zum Jahr 2030 die Zahl der Beschäftigten in der Photovoltaik auf mindestens eine Million Menschen steigt, wenn das von der Europäischen Kommission angedachte Ausbauziel von 750 Gigawatt erreicht werden soll.

Die Zahl könnte sogar noch steigen. Denn wenn Brüssel tatsächlich das in Paris vereinbarte Ziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung einhalten will, sind nach Berechnungen von SPE ein Terawatt installierte Solarleistung notwendig. Um diese bis 2030 zu errichten, würde die Zahl der Beschäftigten auf fast 1,5 Millionen Menschen steigen.

Kriterien für die Jobsuche

Doch wie finden die Installationsbetriebe, Planungsbüros, Hersteller, Betriebsführer und Wartungsbetriebe diese vielen Mitarbeiter in der kurzen Zeit, die noch verblieben ist? Um das zu vereinfachen, hat beispielsweise SPE ein Jobportal aufgesetzt. Auf der Solar-Works-Plattform können Unternehmen aus ganz Europa ihre freien Stellen anbieten.

Sie klassifizieren diese nach dem jeweiligen Bereich, in dem der Job angeboten wird, und können weitere Kriterien angeben. Dazu gehören neben dem Land und der Region auch die notwendigen Vorkenntnisse und die Ausbildung, die der Jobsuchende mitbringen muss, und weitere Kriterien. Nach diesen Kriterien können die potenziellen Mitarbeiter ihre Suche auf der Plattform starten. Sie müssen ebenfalls mindestens vier Kriterien angeben, die sie selbst mitbringen und die ihnen wichtig sind. Dann können sie noch das Land und die Region angeben, in der sie arbeiten wollen, und eine grobe Selbsteinschätzung ihrer Berufserfahrungen.

Vielfältige Karrierewege

Auf Basis dieser Angaben zeigt die Website dann die passenden Jobs an, die bei den Unternehmen verfügbar sind. „Es wird bis zum Jahr 2026 Millionen von Karrieremöglichkeiten in der Solarbranche in Europa geben. Das sind 50 Prozent mehr, als wir bisher haben“, sagt Walburga Hemetsberger, Geschäftsführerin von SPE. „Mit der Solar-Works-Plattform unternehmen wir einen entscheidenden Schritt, um qualifizierte Arbeitskräfte für die Solarbranche in Europa aufzubauen und sicherzustellen, dass die Energiewende nicht durch eine Qualifikationslücke behindert wird.“

Noch aktiver geht Powerus mit seiner Karriereplattform vor. Der Berliner Betreiber sieht die eigene Plattform mehr als Karrierenetzwerk für den gesamten Bereich Elektrotechnik und SHK-Branche denn als einfache Jobbörse.

„Auf der Plattform gibt es für den Handwerker zum einen die Möglichkeit, potenzielle Arbeitgeber und Jobs zu entdecken oder von Firmen angeschrieben zu werden“, sagt Konrad Geiger, ­Geschäftsführer von Powerus. Zum anderen kann man sich in Expertenforen austauschen oder online kostenlos weiterbilden. „Diese Angebote setzen wir zusammen mit Herstellern und Installationsbetrieben auf“, wie Konrad Geiger meint.

Zentrales Ziel ist es, Unternehmen mit potenziellen Mitarbeitern in Kontakt zu bringen. Hier unterstützt Powerus zunächst die Unternehmen bei der Erstellung eines passenden Profils für die Plattform. Schließlich konkurrieren derzeit über 500 große und kleine Unternehmen um die Fachkräfte. Für diese muss das Unternehmen attraktiv sein. „Auf der Fachkraftseite haben wir 70.000 aktive Nutzer in ganz Deutschland“, sagt Geiger.

Schnell auf Bewerbungen reagieren

Damit Fachkräfte die zu ihnen passende Stelle und den richtigen Arbeitgeber finden, muss das Unternehmen möglichst präzise angeben, welchen Mitarbeiter es sucht und was dieser tun soll. Andererseits muss das Stellenprofil allgemein genug gehalten werden, um eventuell auch Jobsuchende anzusprechen, die sich auch in anderen Bereichen umschauen wollen. „Denn die meisten Fachkräfte sind in Beschäftigung“, sagt Geiger.

So denkt ein Mitarbeiter, der bisher im Bereich Installation gearbeitet hat, nicht immer zuerst daran, dass er auch im Service oder in der Planung arbeiten könnte oder umgekehrt. Ein entsprechend aussagekräftiges Profil auf der Plattform könnte hier zum Wechsel animieren.

Doch genauso wichtig wie das richtige Firmenprofil und die passende Stellenanzeige ist die Reaktion auf eine Bewerbung. „Wir stellen immer wieder fest, dass viele Handwerksbetriebe keinen optimalen Prozess etabliert haben, wenn sie Bewerbungen bekommen. Das hat bisher ja auch nicht zum Kerngeschäft der Betriebe gehört. Doch das ändert sich“, weiß Konrad Geiger. „Inzwischen werden so viele Fachkräfte gesucht, dass es wichtig ist, schnell mit dem Bewerber in Kontakt zu kommen. Sonst passiert es, dass ein Unternehmen zwar viele Bewerbungen bekommt, aber dann andere Firmen zum Zug kommen, weil sie einfach schneller sind.“

Kommunikationstool entwickelt

Denn klar ist: Die Fachkräfte können sich auch auf der Plattform bei vielen verschiedenen Unternehmen auf Stellenausschreibungen bewerben. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, lautet hier die Devise.

Auch dafür bietet Powerus Unterstützung, damit die suchenden Betriebe bessere Prozesse beim Bewerbungsmanagement entwickeln können. „Auch uns ist daran gelegen, dass die ­Einstellungen wirklich stattfinden, damit die Firmen uns auch langfristig nutzen“, erklärt der Powerus-­Chef. Dafür haben die Berliner ein Kommunikationswerkzeug entwickelt, das auch als Bestandteil einer App zur Verfügung steht.

Die Software hilft

Über dieses Tool bekommen die Unternehmen sofort eine Nachricht, wenn eine Bewerbung eingegangen ist. Dass sie darauf schnell reagieren, ist aber längst nicht garantiert. „Da stehen viele Fragen im Raum: Wie geht man mit den ­Bewerbungen um, wer muss eigentlich in der ­Firma mit wem sprechen? Wie schnell kann der Betrieb den Bewerbungsprozess gestalten?“, erklärt der Experte.

Hier kann die Softwarelösung weiterhelfen. „Wir bekommen beispielsweise immer wieder mit, dass ein Betrieb, der eine Bewerbung bekommt, beim Bewerber anruft. Wenn dieser aber gerade arbeitet, erreicht der Betrieb ihn nicht. Dann schicken viele Betriebe eine E-Mail.“ Bis der Bewerber die Mail liest, kann durchaus eine Woche vergehen. Denn schnell zu reagieren, ist im Alltag des Handwerks nicht immer möglich.

In solchen Fällen hat der Betrieb die Möglichkeit, über den Chat in der App direkt und unkompliziert mit dem Bewerber zu kommunizieren. Dadurch steigt die Antwortrate deutlich gegenüber der Kommunikation via E-Mail. Zudem gehe es wesentlich schneller, betont Geiger. „Das sind die Kleinigkeiten mit großer Wirkung, bei denen wir auch unterstützen“, sagt er.

Umsteiger ansprechen

Die Berliner wollen sicherstellen, dass sich potenzielle Mitarbeiter tatsächlich bewerben. Mit der Unterstützung von Powerus und den entwickelten Werkzeugen dauere es im Durchschnitt 20 Tage vom ersten Kennenlernen bis zur Vertragsunterzeichnung. Vor allem überwinden die Betriebe mit Portalen wie dem von Powerus oder auch von Solarpower Europe eine erste Hürde: Sie bekommen überhaupt Bewerbungen. „Wenn wir mit den Betrieben sprechen, heißt es immer, wir ­bekommen keine Bewerbungen und wenn wir Bewerbungen bekommen, sind diese nicht qualifiziert“, weiß Konrad Geiger.

Über die Karriereplattformen können die Unternehmen nicht nur aktiv Stellen ausschreiben. Powerus beispielsweise unterstützt auch die passive Jobsuche. „In der Regel sind die Nutzer auf unserer Plattform eigentlich alle beschäftigt. Schließlich gibt es kaum arbeitslose Handwerker“, weiß Konrad Geiger. „Aber es gibt sehr viele Handwerker, die beispielsweise in den Bereich der Erneuerbaren wechseln wollen.“

Spezialisten finden

Hier helfen die Portale weiter. Denn auch Powerus hat einen Kriterienkatalog entwickelt, den alle Unternehmen und alle Fachkräfte ausfüllen sollten – so präzise wie möglich. Dann kann das Portal automatisch potenziellen Bewerbern Stellenangebote zuschicken und sie mit den Unternehmen in Kontakt bringen. „Damit decken wir schon etwa 80 Prozent der Kombinationen aus verschiedenen Kriterien ab“, sagt Konrad Geiger.

Wenn die Kriterien stimmen und die entsprechenden Stellen ausgeschrieben werden, kommt es oft vor, dass sich Fachkräfte nur bei ein oder zwei Firmen bewerben. Denn nur sie bieten genau den Job, den die Person sucht.

Der Zufall spielt mit

Wenn ein Handwerksbetrieb besonders spezialisierte Fachkräfte sucht oder Bewerber eine ganz spezielle Qualifikation mitbringen, können beide das Portal aktiv danach durchsuchen, um sich zu treffen. Auf diese Weise deckt Powerus die restlichen 20 Prozent der Suche nach der passenden Stelle für den Handwerker ab. Und ein gewisser Rest bleibt – wie so oft – glücklicher Zufall.

Foto: Steffen Hoffner

Foto: Solafrica

Wirsol

Schulungsangebot für ­Solarteure gestartet

Wirsol Roof Solutions hat im Industriepark in Philippsburg eine Schulungsanlage für künftige Solarteure aufgebaut. Dort unterrichten die Experten des Unternehmens die Schulungsteilnehmer sowohl in Theorie als auch in der Praxis. Dazu hat Wirsol eine Dachkonstruktion aufgebaut, an der den Schulungsteilnehmern Schritt für Schritt gezeigt wird, wie sie bei der Installation vorgehen müssen: vom korrekten Einschrauben des Dachhakens über die Montage der Unterkonstruktion bis zur fachgerechten Verlegung der Kabel.

Die Teilnehmer trainieren die Installation mit Originalplänen, Modulen und Werkzeugen, die auch bei einer realen Montage zum Einsatz kommen. Nach einer ersten Einweisung und unter der Aufsicht eines Betreuers dürfen sie in Dreierteams die Unterkonstruktionen und Module montieren. Dabei werden sie auch in die Schutzmaßnahmen gegen Absturz und den Aufbau von Gerüsten eingewiesen.

Foto: Steffen Hoffner

Refugees Go Solar

Weiterbildung für Geflüchtete gewinnt Solarpreis

Den Jurysonderpreis des Watt D’Or 2023 des Schweizer Bundesamtes für Energie hat Refugees Go Solar+ gewonnen. Die Initiative wird getragen von Solarafrica und Root & ­Branch, beide mit Sitz in Bern. Ziel der Initiative ist es, einerseits Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, einen anerkannten beruflichen Qualifizierungsabschluss zu bekommen, und andererseits auf den Fachkräftemangel in der Schweizer Solarbranche zu reagieren.

Das schon im Jahr 2019 gestartete Programm wird unter anderem durch den Fachverband Swissolar, Energieschweiz und das Staatssekretariat für Migration unterstützt. Was vor drei Jahren als Pilotprojekt gestartet ist, hat sich inzwischen in zehn Kantonen in der Deutsch- und in der Westschweiz etabliert.

Wie bei einer normalen Berufslehre erfolgt die Branchenqualifizierung stufenweise im Rahmen einer praktischen Ausbildung bei rund 50 Partnerunternehmen aus der Solarbranche. Ziel ist, die teilnehmenden Geflüchteten so gut auszubilden, dass ihnen der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt gelingen kann.

Foto: BFE

Stiebel Eltron

Handwerker trainieren für die Montage von Wärmepumpen

Um dem Ausbau von Wärmpumpen abzusichern, bietet der Hersteller Stiebel Eltron in seinem Energy Campus in Holzminden ein Intensivtraining für für Betriebe und Auszubildende an. Die angehenden Sanitär- und ­Heizungsmonteuere lernen in diesem dreitägigen Intensivseminar nicht nur die Theorie zu Warmwasser, Lüftung und Wärmepumpe, sondern auch direkt am Gerät, wie sie ihre Wissen in die Praxis umsetzen.

Stiebel Eltron reagiert mit den Intensivseminaren auf die steigende Nachfrage nach Wärmepumpen. Die Trainings können individuell an die Anforderungen des jeweiligen Handwerksbetriebs angepasst und auf einzelne Produktbereiche oder Tätigkeiten wie Wartungen und Inbetriebnahmen konzentriert werden. Unabhängig von den maßgeschneiderten Trainings hat Stiebel Eltron auch feste Seminarpläne aufgestellt, unter anderem zum Erwerb des Wärmepumpen-Führerscheins. Die Teilnahme, Seminarunterlagen und Seminarbewirtung sind für alle Teilnehmer kostenfrei oder zum Selbstkostenpreis verfügbar.

Foto: Stiebel Eltron

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