Die Energiewende findet auf den Dächern statt. Deshalb werden neue Solargeneratoren im hektischen Trubel der Stadt oft übersehen. Die öffentlichen Gebäude, die sich im Eigentum oder der Verwaltung des Landes Berlin befinden, werden sukzessive mit Solargeneratoren ausgestattet.
Nach Jahren des Dornröschenschlafs kam dieser Prozess 2017 in Schwung. Der Grund: Die Preise für Solartechnik sind so weit gesunken, dass der Verbrauch des sauberen Sonnenstroms in den Gebäuden viel Geld spart. Geld, das an anderer Stelle dringend benötigt wird.
Die Berliner Energieagentur und die Berliner Stadtwerke sind die Pioniere im städtischen Solargeschäft. Mittlerweile werden die Schulen systematisch auf ihre Eignung für Solaranlagen analysiert. Dabei geht es darum, ob die Dächer das Gewicht der Solarmodule halten oder eine Sanierung brauchen, bevor man die Solargeneratoren aufstellen kann.
Fünf Anlagen in Spandau
Im November des vergangenen Jahres wurde angekündigt, in Spandau fünf neue Solaranlagen mit insgesamt rund 300 Kilowatt Solarleistung auf die Dächer von Schulen und des Ordnungsamtes zu bringen. 300 Kilowatt bedeuten rund 250 Megawattstunden. Das ist eine Menge Strom, der sauber ist und obendrein nur acht Cent pro Kilowattstunde kostet.
Die Solaranlagen bilden das erste sogenannte Bezirkspaket der Berliner Stadtwerke mit dem Havel-Bezirk. Bei diesen Paketen werden jeweils mehrere Anlagen von der Planung über den Bau bis zum späteren Betrieb gebündelt, was kostengünstig und praktisch für alle Beteiligten ist.
Schulen bieten große Dächer
Zurzeit werden die Anlagen gebaut. Die größte der fünf Anlagen mit 99,7 Kilowatt bekommt die Christian-Morgenstern-Grundschule am Räcknitzer Steig. Darauf folgt das Ordnungsamt Spandau an der Galenstraße mit 70 Kilowatt. Jeweils 42,6 Kilowatt Leistung werden auf die Dächer der Grundschule am Wasserwerk an der Pionierstraße, der Lynar-Grundschule an der Lutherstraße und der Sporthalle der Schule am Staakener Kleeblatt am Brunsbütteler Damm installiert.
Die vergleichsweise kleine Schule am Kleeblatt kann fast die Hälfte ihres Strombedarfs künftig vom eigenen Dach decken. Die größte Anlage auf der Christian-Morgenstern- Schule deckt den Strombedarf zu rund einem Drittel.
Insgesamt acht Berliner Bezirke haben die Stadtwerke bisher mit Solaranlagen ausgestattet, über 49 Anlagen wurden beauftragt. Das funktioniert so: Das jeweilige Bezirksamt verpachtet die Dächer für einen symbolischen Betrag und pachtet im Gegenzug die Solaranlage. Durch den eingesparten Netzstrom kosten die Anlagen die Bezirksämter kein zusätzliches Geld.
Tote Flächen werden veredelt
Bisher waren die Dächer von kommunalen oder Landesgebäuden tote, ungenutzte Flächen, von der Begrünung einiger Flachdächer abgesehen. Nun erhalten sie einen echten Wert, der sich in Kilowatt, Kilowattstunden und Euro ausdrücken lässt. Dieser Wert wird am besten genutzt, wenn möglichst viel Sonnenstrom im Gebäude verwendet wird. Deshalb sind die Schulprojekte alle auf hohen Eigenverbrauch ausgelegt.
Die Installateure der Berliner Stadtwerke haben 2020 auf Schulen im Stadtbezirk Tempelhof-Schöneberg mehrere Solaranlagen errichtet. Der erste Sonnengenerator ging im Juni 2020 auf dem Dach der Grundschule im Taunusviertel in Lichtenrade in Betrieb.
Die 168 Solarmodule produzieren jedes Jahr etwa 41.000 Kilowattstunden Solarstrom, der zu 83 Prozent direkt vor Ort verbraucht wird. „Wir haben bei der Dimensionierung der Anlage darauf geachtet, sie im Sinne einer möglichst hohen Eigenverbrauchsquote auszulegen“, sagt Jörn Oltmann, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bauen von Tempelhof-Schöneberg. „Denn das ist nach den Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes die wirtschaftlich beste Lösung.“ Auf diese Weise kann sich die Schule zu einem Drittel selbst mit Strom versorgen. Der Vorteil: Der Strom wird in der Schule hauptsächlich dann benötigt, wenn die Solarmodule saubere Energie produzieren – tagsüber.
Solare Energiewende für die Hauptstadtregion
Solarer Eigenstrom für Gebäude: Was für die Solarbranche mittlerweile Stand des Wissens und Alltagsgeschäft ist, zählt für viele Menschen längst nicht zum Allgemeingut. Deshalb veröffentlicht die Berliner Zeitung eine Ratgeberserie, die verschiedene Modelle der Eigenstromversorgung erläutert.
In sechs Folgen erläuterte das Hauptstadtmedium die Chancen, die sich durch solare Eigenstromversorgung und E-Mobilität ergeben. Im sechsten und letzten Teil werden kommunale und öffentliche Betreiber angesprochen.
Veröffentlichungen online und in der Druckausgabe
Die Serie begann am 7. Mai 2021. Im Abstand von einer Woche folgen die weiteren Teile. Zudem erscheinen die Artikel in der Druckauflage (ca. 80.000 Exemplare), jeweils in der folgenden Woche. (HS)
Mehr Sonne für Berlin: Sechster Teil der Serie (erschienen am 11. Juni 2021).
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