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Österreich

Ran ans Netz!

Die Solarhandwerker in Österreich hatten in den vergangenen Monaten alle Hände voll zu tun. Denn sie haben einen neuen Rekord beim Zubau in der Alpenrepublik hingelegt. Nach ersten Erhebungen sind 2023 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung zwischen 2,1 und drei Gigawatt neu ans Netz gegangen.

Die Schätzungen gehen sehr weit auseinander, weil es in Österreich kein Register gibt, in dem die angeschlossenen Solaranlagen eingetragen werden. Tatsächlich geht die Netzaufsichtsbehörde E-Control eher von drei Gigawatt aus.

Erste Daten erfasst

Das Problem: Auch diese Daten basieren auf Befragungen von 60 Verteilnetzbetreibern, die anhand der bewilligten Anträge für einen Netzanschluss die angeschlossene Solarstromleistung abschätzen können. Der Rest sind Hochrechnungen. „Das zeigt, dass niemand in Österreich einen konkreten Überblick über den tatsächlichen Ausbau hat“, kritisiert Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria, die unzuverlässige Datenerhebung der Netzbetreiber.

Immerhin besteht aber schon dieser Ansatz eines Überblicks über die tatsächlich angeschlossene Photovoltaikleistung. Denn die E-Control hat diese Prozedur erst im vergangenen Jahr erstmals angewendet. „Wir haben dazu eine Internetplattform geschaffen. Eine gesetzlich verbindliche Regelung für die Meldung besteht leider nicht“, erklärt Alfons Haber vom Vorstand der E-Control.

98 Prozent der Zählpunkte abgedeckt

Die Behörde arbeitet gerade an der Vereinheitlichung der Datenerfassung. „Das Ziel ist, für jedes Quartal eine Abfrage bei den 16 größten Netzbetreibern durchzuführen“, beschreibt Alfons Haber den Ansatz. „In deren Zuständigkeit fallen etwa 80 Prozent der Zählpunkte. Zusätzlich machen wir eine jährliche Erhebung bei 60 der etwa 120 kleineren Netzbetreiber. Damit haben wir mehr als 98 Prozent aller Zählpunkte abgedeckt.“

Denn für die Energiewende in der Alpenrepublik ist es wichtig, dass die Netzbetreiber die Schwachstellen in ihrem Netz kennen. Dies geht wiederum nur, wenn sie wissen, wo welche Solaranlagen angeschlossen sind oder in Zukunft der Anschluss zu erwarten ist.

Netzentwicklungsplan vorgelegt

Schließlich hat sich die angeschlossene Solarstromleistung im vergangenen Jahr auf einen Schlag verdoppelt, wenn sich der Zubau von drei Gigawatt bewahrheitet, wovon Vera Immitzer von PV Austria ausgeht. Für Leonore Gewessler, Bundesministerin für Energie, Umwelt und Klimaschutz, ist dies eine gute Nachricht. „Denn damit sind wir auf dem Kurs zu elf Terawattstunden Solarstrom bis zum Jahr 2030“, sagt sie.

Diese sind mindestens notwendig, um die Stromversorgung in der Alpenrepublik bis dahin komplett auf erneuerbare Energien umzustellen – der erste Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, die im Jahr 2040 erreicht werden soll. Diese würde tatsächlich noch mehr Solarstrom erfordern.

Dafür hat das Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler nun auch einen Plan vorgelegt, der sich vor allem mit dem notwendigen Ausbau der Strom- und auch der Gasnetze beschäftigt. Darin wurde unter anderem auch der bisherige Bedarf an Solarstrom auf 21 Terawattstunden bis 2030 fast verdoppelt. Bis 2040 ist ein Ausbau auf Kapazitäten notwendig, die jährlich 41 Terawattstunden Sonnenstrom erzeugen.

Derzeit liefern die installierten Solaranlagen etwa sieben Terawattstunden pro Jahr. Der integrierte österreichische Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) sieht vor, dass die Bundesländer ihre Ausbaupläne entsprechend der Planung anpassen und dazu geeignete Maßnahmen ergreifen ­müssen.

In der Branche kommt dies gut an. „Wir freuen uns über diese klaren Verantwortlichkeiten“, sagt Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria. „Wollen wir die Energiewende schaffen, müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Schließlich kritisiert der Verband schon länger, dass einige Bundesländer beim Ausbau der Photovoltaik bisher nur sehr verhalten planen.

Speicher miteinrechnen

Der Plan enthält aber auch Angaben, wie sich die Netzbelastung im Zuge der Energiewende weiterentwickelt und welche Flexibilitäten vorgesehen sind. So geht das BMK bis 2030 von einem Bedarf an Großspeichern mit einer Gesamtleistung von 1.250 Megawatt und einer Speicherkapazität von 2.500 Megawattstunden aus.

Dazu kommen noch fünf Gigawatt an Elektrolyseleistung für die saisonale Speicherung von überschüssigem Ökostrom. „Der ÖNIP ist ein wichtiger Plan für die Integration erneuerbarer Energien und stärkt auch die Rolle der Photovoltaik als eine zentrale Säule des zukünftigen Energiesystems“, sagt Vera Immitzer. „Der Netzausbauplan alleine reicht aber nicht: Jetzt muss rasch der Netzausbau folgen! Die Netze dürfen kein Flaschenhals bleiben“, betont sie.

Netzgesetz bis Juli versprochen

Um mehr Transparenz beim Netzanschluss der notwendigen Photovoltaikanlagen zu schaffen und die Flexibilitäten voll auszunutzen, ist dringend ein modernes Elektrizitäts-Wirtschaftsgesetz (ElWG) notwendig.

Dieses ist gerade in der Überarbeitung. Die Verbändekonsultation des Gesetzes ist gerade beendet. „Wir haben während der Konsultation mehr als 350 Stellungnahmen erhalten. Diese arbeiten wird gerade ein“, erklärt Lukas Hammer, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Nationalrat. „Der größte Teil davon sind technische Fragen, die wir schnell verhandeln können. Wir schaffen das noch bis Juli dieses Jahres“, stellt er in Aussicht.

Vorgaben erfüllt

Außerdem sei die Anpassung der Ziele im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) notwendig und das Erneuerbare-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) müsse verabschiedet werden, um mehr Geschwindigkeit in den Ausbau der Photovoltaik zu bekommen, fordert PV Austria.

Immerhin sind Fördermittel inzwischen üppig vorhanden. „Das Budget für die Solarförderung liegt in diesem Jahr bei 135 Millionen Euro und damit weit über den Mindestvorgaben im EAG“, erklärt Milica Vujačič vom Bundesklimaschutzministerium. „Auch bei der Förderung durch die Marktprämie liegen wir mit 1.150 Megawatt weit über den Vorgaben des EAG.“

50 Millionen Euro für Großspeicher

Herbert Paierl von PV Austria stellt aber schon infrage, ob die Ausschreibungen für die Projektierer und Investoren sehr interessant werden. Denn der Höchstwert der Ausschreibung wurde auf 8,98 Cent pro Kilowattstunde gesenkt. Da herkömmliche Solarparks ohne zusätzliche landwirtschaftliche Nutzung der Fläche mit einem Abzug von 25 Prozent zurechtkommen müssen, sinkt der Höchstbetrag realistisch auf 6,73 Cent pro Kilowattstunde. „Außerdem steht in diesem Jahr für die Marktprämie ein Rekordvolumen von einem Gigawatt zur Verfügung“, betont Leonore Gewessler.

Sie verweist auf die zusätzliche Förderung für Speicher durch den Klima- und Energiefonds (KLIEN). So stehen für die Unterstützung von Heim- und Gewerbespeichern bis 50 Megawattstunden Kapazität in diesem Jahr 50 Millionen Euro zur Verfügung.

Vorstand Herbert Paierl von PV Austria präsentierte den Erfolg der österreichischen Handwerker auf dem Kongress der Solarbranche.

Foto: Velka Botička

Vorstand Herbert Paierl von PV Austria präsentierte den Erfolg der österreichischen Handwerker auf dem Kongress der Solarbranche.

PV Austria

Übersicht zur Förderung erstellt

PV Austria hat eine Übersicht über die aktuellen Förderungen für Solaranlagen und Speicher erstellt. Der neue Förderkompass ist ein wachsendes Onlinetool, über das die Interessenten schnell zu den relevanten Informationen über die passende Förderung kommen.

Sie finden hier nicht nur die Dauer der Förderung und die Höhe der Zuschüsse, sondern auch einen direkten Link zur jeweiligen Website des Fördergebers. Dort gibt es detaillierte Informationen zur jeweiligen Förderung. „Wenn es den Interessenten aber lieber ist, direkt Kontakt aufzunehmen, bietet unser Förderkompass auch die Kontaktinformationen zur jeweiligen Förderstelle in Form von Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse“, erklärt Lisa Grün, bei PV Austria für das Thema Förderung zuständig.

Im nächsten Punkt werden Informationen über die Kombinierbarkeit mit anderen Förderungen gegeben. Hier kann der Interessent beispielsweise erkennen, ob die jeweilige Förderung auch gewährt wird, wenn er die Möglichkeit der Befreiung der Solaranlage von der Umsatzsteuer in Anspruch nimmt. Dies ist beispielsweise bei der Photovoltaikförderung des Bundeslandes Wien möglich. Wenn ein Innovationszuschuss im Rahmen der Bundesförderung in Anspruch genommen wird, ist die Steuerbefreiung ausgeschlossen.

Aufgelistet und immer wieder aktualisiert werden hier sowohl die Förderungen des Bundes als auch der Bundesländer. „Dabei handelt es sich aber um Vorabinformationen. Sie ersetzen nicht den Blick in die jeweiligen Förderrichtlinien“, betont Lisa Grün. „Es gibt aber nicht nur Informationen über klassische Innovationsförderungen, sondern auch alternative Förderungen.“ Lisa Grün verweist hier unter anderem auf die Unterstützung für Bürgerbeteiligungen an Ökostromanlagen oder Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften.

PV Austria

Steuerbefreiung im Überblick

Die Solarkunden in Österreich können seit diesem Jahr mit kräftigen Steuersenkungen rechnen. Denn die Umsatzsteuer ist beim Kauf neuer Anlagen mit einer Leistung von bis zu 35 Kilowattstunden gestrichen. Was bedeutet das konkret? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Welche Leistungen sind tatsächlich von der Steuer befreit? Die Antworten auf diese Fragen hat der Bundesverband PV Austria zusammen mit den Elektrotechnikexperten der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) in einer neu veröffentlichten Broschüre beantwortet.

Dass die Steuerbefreiung tatsächlich wirkt, hat sich auch in einem Webinar zum Thema Steuerbefreiung von Solaranlagen gezeigt. Im Rahmen dieser gemeinsamen Veranstaltung von PV Austria und der Bundesinnung der Elektrotechniker hat ein Steuerexperte aus dem Bundesfinanzministerium über die Vorteile, die konkreten Einzelheiten und die richtige Anwendung der Regelungen informiert. Immerhin 1.600 Teilnehmer waren dabei.

Der enorme Andrang sowie die rege Diskussion zeigten, wie wichtig der Nullsteuersatz auf Photovoltaikanlagen für Branche und Endkunden sei. Noch nie war es so einfach, eine Solaranlage gefördert zu bekommen. Denn bereits auf der Rechnung entfällt die 20-prozentige Umsatzsteuer. Das entspricht einer effektiven Preisreduktion von 16,6 Prozent. „Die Umsatzsteuerbefreiung für Photovoltaikanlagen war eine lange Forderung der Branche“, betont Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria.

Damit werde seit diesem Jahr der Weg zur eigenen Photovoltaikanlage deutlich vereinfacht und verkürzt. „Es ist keine Förderantragstellung mehr notwendig. Stattdessen reduziert sich der Rechnungsbetrag automatisch um die 20-prozentige Umsatzsteuer“, sagt Vera Immitzer. Christian Bräuer, Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker, ergänzt: „Das große Interesse lässt ein sehr starkes Photovoltaikjahr erwarten. Als Branchenvertretung unterstützen wir unsere Mitgliedsbetriebe dabei umfassend. Dass die Solarunternehmen sich akribisch auf eine unkomplizierte Abwicklung vorbereiten, haben die vielen Fragen gezeigt. Unsere Betriebe nehmen das Motto ‚Null Prozent Steuer, null Prozent Bürokratie‘ wirklich ernst.“

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