Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt, um die Dekarbonisierung zu beschleunigen und den Klimawandel zu bekämpfen: Spätestens bis 2038 sollen 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Die Solarkraft soll mit einem Anteil von rund 40 Prozent einen großen Anteil beisteuern.
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Um das umzusetzen, müssten bis zu 50 Millionen Photovoltaikmodule pro Jahr installiert werden. Das Problem: Ein Großteil dieser Module stammt aktuell aus China. Damit sich Deutschland in Sachen Energie nicht in eine neue Abhängigkeit begibt, sind massive Investitionen in die deutsche Photovoltaikbranche nötig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland.
50 Millionen Photovoltaikmodule pro Jahr
2021 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromproduktion bei 46 Prozent. Laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sollen bis 2030 im Jahresdurchschnitt mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen; spätestens 2038 sollen es 100 Prozent sein.
Eine der Hauptstromquellen im künftigen Energiemix ist die Photovoltaik. Derzeit stammen knapp zehn Prozent des Stroms aus der Sonnenkraft; 2040 sollen es rund 40 Prozent sein. „Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, ist ein gewaltiger Kraftakt nötig“, kommentiert Heiko Stohlmeyer, Direktor Erneuerbare Energien bei PwC Deutschland.
20 Gigawatt Zubau pro Jahr
Die Produktion von Strom aus Solartechnik müsste bis 2040 jährlich um über sieben Prozent zulegen. „Das entspricht einem Zubau von rund 20 Gigawatt Solarstromleistung pro Jahr“, erläutert Stohlmeyer. „.Das ist drei Mal so viel wie im bisherigen Rekordjahr 2011, als 7,9 Gigawatt Leistung zugebaut wurden.“
Geht man von einer durchschnittlichen Modulleistung von 440 Watt aus, müssten für 20 Gigawatt jedes Jahr rund 50 Millionen Solarmodule auf deutschen Dächern und Freiflächen installiert werden. Problematisch daran ist, dass diese Module seit dem Niedergang der deutschen Solarindustrie größtenteils in China gebaut werden: Rund 75 Prozent aller Module kamen 2021 aus dem Reich der Mitte.
Hersteller aus Europa spielen kaum eine Rolle
Nur ein Prozent Marktanteil entfiel auf Hersteller aus Europa. Der deutsche Beitrag rangiert im Promillebereich. Es droht eine neue Abhängigkeit im Energiemarkt. „Aktuell liegt die gesamte Produktionskapazität für Solarmodule in der Europäischen Union deutlich unter der von einzelnen chinesischen Anbietern“, sagt Heiko Stohlmeyer. „Führende chinesische Produzenten können derzeit bis zu 100 Mal mehr produzieren als die europäische Konkurrenz".
In der gesamten EU wurden im Jahr 2021 Module mit einer Leistung von 8,3 Gigawatt hergestellt. Allein der chinesische Hersteller Jinko brachte im vergangenen Jahr 45 Gigawatt Modulleistung auf den Markt.
Deutschland läuft somit Gefahr, von einer Abhängigkeit im Energiemarkt in die nächste zu schlittern, warnt der PwC-Experte: „Wir lösen uns gerade unter großen politischen und ökonomischen Anstrengungen aus der Energieabhängigkeit von Russland. Wenn wir nicht in eine neue Abhängigkeit rutschen wollen, muss die Solarmodulproduktion in Europa massiv ausgebaut werden."
Jährliches Marktvolumen von bis zu sieben Milliarden Euro
Für eine Revitalisierung des deutschen Solarmarkts spricht nicht nur die Energiesicherheit. Der massive Photovoltaikausbau würde sich auch positiv auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung in Deutschland auswirken: „Der Photovoltaikzubau könnte in Deutschland bis Mitte der Zwanzigerjahre zu einem jährlichen Marktvolumen von fünf bis sieben Milliarden Euro allein für Module führen“, schätzt Carl-Maria Bohny ein, Senior Manager Erneuerbare Energien bei PwC Deutschland. „Würden deutsche Hersteller wie SMA, Mounting Systems oder Zimmermann PV viel mehr als bisher Wechselrichter, Verkabelung, Montagesysteme oder Transformatoren produzieren, wäre das eine gigantische Investition in die deutsche Industrie."
Zahl der Beschäftigen könnte sich auf 100.000 verdoppeln
Um das Marktvolumen und die mögliche Wertschöpfung daraus in Deutschland zu realisieren, sind Investitionen in Produktionsanlagen in Milliardenhöhe nötig. Diese Investitionen würden die deutsche Industrie stärken und Arbeitsplätze schaffen.
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat errechnet, wie viele neue Jobs durch den massiven Ausbau der Photovoltaikbranche entstehen könnten: Der Verband hält es für realistisch, dass sich die Zahl der Beschäftigten bis 2030 auf rund 100.000 verdoppeln und damit an frühere Höchststände anknüpfen könnte. (HS)
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