Das gab es lange nicht: Der große Seminarraum des PV-Symposiums in Kloster Banz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach vierjähriger Zwangspause aufgrund der Coronapandemie kehrt die hochkarätige Veranstaltung mit neuem Schwung zurück. „In vier Jahren haben sich die Photovoltaikmärkte komplett gedreht“, konstantierte Tagungschef Bernd Porzelius vom Veranstalter Conexio PSE. „Heute haben wir eine ganze andere Dynamik. Die Welt ist im Wandel, das ist klar zu erkennen.“
Verdopplung des Zubaus bis 2025 auf 18 Gigawatt
In der Eröffnungsveranstaltung standen die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland, in Österreich und der Schweiz im Fokus. „Es gab 2023 eine EEG-Novelle, die viele Hürden abgeschafft hat. Allerdings brauchen wir bis 2030 rund 600 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien“, stellte Cornelia Viertl, Referentin für Photovoltaik am Bundeswirtschaftsministeriums in Aussicht. „In diesem Jahr streben wir neun Gigawatt Zubau an, 2024 rund 13 Gigawatt und 2025 bis 18 Gigawatt.“
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Weiteres Solarpaket kommt im Frühjahr
Sie stellte ein weiteres Solarpaket in Aussicht, um Hemmnisse für die Photovoltaik weiter abzubauen. Es soll im Frühjahr vorgelegt werden. Darin wird es beispielsweise um einfachere Regelungen für Mieterstrom gehen.
Österreich und Schweiz mit besonderer Dynamik
In Österreich spielten neben der starken Entwicklung im Dachsegment auch die Freifläche eine zunehmende Rolle. „Österreich hat das Ziel, den Zubau bis 2030 zu verachtfachen. Die größte Herausforderung ist der kostenspielige Netzausbau.“
David Stickelberger von Swissolar resümierte, dass die Schweiz im vergangenen Jahr erstmals ein Gigawatt zugebaut hat. Das ist pro Kopf mehr als in Deutschland. Er bezeichnete die Rückkehr der Solarindustrie nach Europa als wesentlich. „Die Abhängigkeit von asiatischen Anbietern ist möglicherweise gefährlicher als die Abhängigkeit von russischem Erdgas.“
Für ihn ist der Mangel an Fachkräften das wichtigste Thema, um das Marktwachstum zu stemmen.“ Denn das Schweizer Parlament hat ein Notgesetz verabschiedet, um möglichst schnell große Anlagen in alpinen Höhen zu bauen. Sie sollen in erster Linie Winterstrom liefern.
Neuer Infokanal: Kapital für neue Solarfabriken
Ambitionierte Ziele sind machbar
Carsten Körnig vom BSW-Solar bezeichnete die Ausbauziele als sportlich und ambitioniert, aber ohne Alternative. „Wenn die Weichen richtig gestellt werden, sind diese Ziele machbar“, erklärte er. „Wir müssen das Ausbautempo in kürzester Zeit verdreifachen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es gelingt.“
Dazu seien weitere Vereinfachungen notwendig, beispielsweise bei der gemeinschaftlichen Nutzung von Sonnenstrom in der Nachbarschaft. Auch dürfte der neue Rollout der Smart Meter keine neuen Hürden errichten. Zudem forderte er, die Restriktionen bei den Flächen weiter zu lockern, um mehr Brachen für die Photovoltaik zu erschließen.
Lektüre im Lockdown: Erinnerungen von Adolf Goetzberger erschienen
Trauer um Professor Goetzberger
Ein Wermutstropfen wurde zu Beginn der Veranstaltung publik: Am 24. Februar 2023 starb Professor Dr. Adolf Goetzberger, im hohen Alter von 94 Jahren. „Er war ein Pionier der Energiewende“, erinnerte Ulrike Hahn, die dem wissenschaftlichen Beirat vorsteht. Sie ist bei der VDE Renewables GmbH in Alzenau tätig. „Er hat seines ganzes Leben zu seinem Lebensthema gemacht.“
Adolf Goetzberger gründete 1981 das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg im Breisgau, gegen erhebliche Widerstände. Er war maßgeblich an der Organisation der PV-Symposien beteiligt und leitete über Jahrzehnte den wissenschaftlichen Beirat. „Die Gründung des Instituts war seinerzeit ein sehr mutiger und weitblickender Schritt“, resümierte Ulrike Jahn, die 1982 als junge Physikstudentin ans Fraunhofer ISE kam. (HS)
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