Marktforscher von EUPD Research sehen die Gefahr, dass sich der Ausstieg aus der Kohleverstromung um viele Jahre verzögert. Das ergebe sich zwingend, wenn Erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windenergie sowie ergänzende Speicherkapazitäten nicht zeitnah deutlich schneller ausgebaut würden. Bereits in zwei Jahren sei mit einer erheblichen Unterdeckung des Strombedarfs in Deutschland zu rechnen, ergaben EUPD-Analysen.
Eine bereits 2022 aufreißende Stromlücke wird sich nach Berechnungen von den Bonner Marktforschern nur im ersten Jahr durch Stromimporte aus dem Ausland vollständig ausgleichen lassen. „Bereits im Jahr 2023 wird der europäische Stromverbund die Stromlücke nicht mehr schließen können. Die Laufzeitverlängerung von Kohlekraftwerken wird dann unausweichlich,“ sagt Martin Ammon, Geschäftsführer von EUPD Research. 2023 werde die Stromlücke bereits nahezu 100 Milliarden Kilowattstunden betragen. Das entspräche fast einem Fünftel des zu diesem Zeitpunkt erwarteten Strombedarfs. Der simulierte Importbedarf an Strom aus dem europäischen Ausland steigt in der Spitze für das Jahr 2023 zeitweise bis auf 30 Gigawatt.
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„Die Bundesregierung rennt sehenden Auges in eine Stromlücke. Trotz wiederholter und zahlreicher Warnungen aus der Wissenschaft ignoriert sie den wachsenden Strombedarf infolge einer zunehmenden Verstromung der Mobilität und Wärmeversorgung“, warnt Carsten Körnig, Chef des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW).
Auch eine Mehrheit des Bundesrates scheint das inzwischen erkannt zu haben. Sie forderte im November den Bundestag auf, die neu installierte Photovoltaikleistung auf zehn Gigawatt im Jahr anzuheben. Eine klare und parteiübergreifende Mehrheit der Ministerpräsidenten sprach sich zudem dafür aus, zahlreiche Marktbarrieren aus dem aktuellen Entwurf des EEG 2021 zu streichen. „Geschieht das nicht, so droht nahezu einer halbe Million älterer Solarstromanlagen das vorzeitige Aus, während die Laufzeit von Kohlekraftwerken um Jahre verlängert werden dürfte“, menetekelt Körnig. (nhp)
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